Solarboote noch nicht serienreif und zu teuer

26.3.2015, 17:00 Uhr
Solarboote noch nicht serienreif und zu teuer

© Zweckverband Altmühlsee

Die beiden dämpften bei einem Pressegespräch zu diesem Thema mit Vertretern des Ortsverbands der Grünen allerdings vorschnelle Erwartungen: „Wir sind erst ganz am Anfang.“ Der bündnisgrüne Ortsverband – bei dem Gespräch vertreten durch Kerstin Zels, Ingrid Scala und Peter Schnell – findet, dass es nach 20 Jahren Schifffahrt auf dem Altmühlsee an der Zeit ist, den „Dampfer“ mit einem umweltfreundlichen und zukunftsfähigen Antrieb auszustatten.

Er lieb­äugelt dabei mit der modernen Solar- oder auch der Wasserstofftechnik. „Ein solch innovativer Antrieb wäre ein Alleinstellungsmerkmal für Gunzenhausen und ein eindeutiges Zeichen, um in Zukunft vermehrt auf sogenannten sanften Tourismus zu setzen“, machte Peter Schnell deutlich. Da sich die Grünen schon immer mit alternativen Antrieben für Verkehrsmittel beschäftigten und einsetzten, sei es eine Überlegung wert, ob sich dies nicht auch bei der Schifffahrt auf dem Altmühlsee umsetzen ließe.

Damals, als das Boot zu Zeiten der Ära von Bürgermeister Willi Hilpert vor 20 Jahren angeschafft wurde, waren laut Schnell die Bedenken groß, dass die Schifffahrt nur der Anfang sei und dann eine Art „Disneyland am Altmühlsee“ folgen könnte. Heute, betonten die drei Vertreter des bündnisgrünen Ortsverbands, habe man Frieden mit dem Wasserfahrzeug geschlossen. Es biete für viele Urlauber, die die Beschaulichkeit am Altmühlsee schätzen, Naturerlebnisse der besonderen Art und die Piratenfahrten seien für Kinder wie auch Erwachsene einmalige Erlebnisse. Auch dürfe man nicht übersehen, dass die Schifffahrt für etliche Menschen sichere und sinnvolle Arbeitsplätze bereitstelle.

Die Grünen würden es befürworten, wenn das Boot auch eine Anlegestelle in der Nähe der Vogelinsel, dem bedeutendsten Vogelschutzgebiet Nordbayerns, anfahren könnte. Dies wäre nach ihrer Überzeugung mit einem alternativen Antrieb viel leichter umsetzbar, da dieser leiser wäre als der momentane, 167 PS starke Dieselmotor und keine Vögel und Wildtiere aufschrecken würde. Auch könnte man auf diese Weise die Attraktivität der Vogelinsel steigern.

Ziel muss es nach Ansicht der Grünen sein, die Attraktivität Gunzenhausens und des Fränkischen Seenlands unter umweltpolitischen Aspekten zu steigern. Ein positives Signal sind für sie die Bemühungen der Stadt Gunzenhausen, für die Radler attraktiver zu werden, wie Kerstin Zels betonte. Die Radfahrer des Altmühltalradwegs sollten länger in der Stadt verweilen.

Ingrid Scala schlug vor, dass die Altmühlstadt auch „cittaslow“ – eine internationale Vereinigung der lebenswerten Städte – beitreten könnte. Sie findet es schade, dass die Stadt Gunzenhausen und der zuständige Zweckverband mit ihren Investitionen für den in die Jahre gekommenen Altmühlsee mit seinen Freizeiteinrichtungen scheinbar vom Freistaat Bayern allein gelassen werden. Wichtig sei auch, die Wasserqualität des Sees im Auge zu behalten.

Peter Schnell wünscht sich, dass bereits in der Planungsphase für ein neues oder umgerüstetes Schiff der Landesbund für Vogelschutz mit einbezogen wird. Die Belange des Natur- und Umweltschutzes sollten Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen haben. Die Größe des Boots sollte der Fläche des Altmühlsees angemessen sein und es sollten gerade auch in der Vor- und Nachsaison attraktive Veranstaltungen angeboten werden. Es dürfe nicht passieren, dass außerhalb der Hauptsaison die Schifffahrt am Altmühlsee eingestellt und nur noch der Brombachsee bedient wird.

Wie der ZVA-Vorsitzende Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und Geschäftsführer Daniel Burmann darlegten, ist die vor 30 Jahren gebaute „MS Altmühlsee“, die der Zweckverband gebraucht gekauft hat und die 130 Fahrgästen Platz bietet, nur schwer umrüstbar. Da zu teuer und zu aufwendig, sei die Investition nicht sinnvoll. Ein neues Boot würde nach ihren Angaben zwischen einer und eineinhalb Millionen Euro kosten. Dies hätte dann allerdings einen Motor auf der Höhe der Zeit und somit einen umweltfreudlicheren Antrieb. Solarboote seien heute noch nicht serienreif und damit zu teuer. Der Einbau eines neuen, modernen und umweltschonenderen Motors würde eine Investition von rund 40 000 Euro bedeuten.

Laut Fitz und Burmann wäre der Einbau einer Rußpartikelfilteranlage möglicherweise eine kostengünstigere und machbare Alternative. Diese filtere aus den Abgasen die groben Teile heraus. Sie wären damit umweltverträglicher, da weniger Rußpartikel in die Umwelt abgegeben würden und der Rauch weniger geruchsbelästigend sei. Der Umbau würde rund 10 000 Euro kosten. Allerdings müssten alle 300 Betriebsstunden beide Filterpatronen gewechselt werden. Bei 1000 Betriebsstunden pro Jahr würden dadurch Kosten von circa 1000 Euro entstehen. Auch gebe es Bedenken, dass der schon in die Jahre gekommene Motor des Boots durch den Einbau nicht mehr störungsfrei laufen würde. Beim Umstieg auf Wasserstofftechnik müsste eine gute In­frastuktur an Land vorhanden sein. Auch müsse man bedenken, dass die Wasserstoff­erzeugung mit einem hohen Energieverbrauch verbunden ist.

Wie ZVA-Vorsitzender Fitz („Wir müssen nicht alles selber machen“) mitteilte, werden derzeit auch Überlegungen angestellt, die Schifffahrt am Altmühlsee einem privaten Anbieter zu übertragen. Grundsätzlich würde eine umweltfreundlichere Ausrüstung des Schiffs zur Ausrichtung des Altmühlsees passen. Fitz und Burmann zufolge wäre ein Hybridantrieb möglich. Ein so altes Schiff mit dieser aufwendigen Technik auszustatten, mache aber keinen Sinn.

Laut Fitz und Burmann hat der Zweckverband in den letzten beiden Jahren bereits über zwei Millionen Euro in die Verbesserung der Infrastruktur am See gesteckt. Auch für heuer sei einiges geplant, unter anderem der Bau eines getrennten Geh- und Radwegs am Westufer zwischen Schlungenhof und der Vogelinsel, ein Nacktbadestrand, ein öffentlicher Grillplatz und die Installation von Wellnessoasen rund um den See.

Wie Fitz darlegte, kann der Zweckverband mit seinem Investionsvolumen von jährlich etwa 100 000 Euro keine großen Sprünge machen. Dass selbst ein neues Schiff gekauft werde, sei kaum vorstellbar. Es liefen bereits Gespräche, wie es mit der Schifffahrt, die von rund 30 000 Fahrgästen pro Jahr genutzt wird, weitergehen soll. Man sei bestrebt, „etwas Zukunftsorientiertes zu machen“. Es werde angestrebt, dass Neuerungen im puncto Schifffahrt kommen werden. Wie diese genau ausschauen, sei aber noch nicht festgelegt. Wichtig sei, offen über das Thema zu sprechen. Fitz ließ nicht unerwähnt, dass der Zweckverband momentan rund eine Million Euro Schulden hat und die Schifffahrt seit Jahren ein Draufzahlgeschäft ist. Das Defizit sei in den letzten Jahren allerdings zurückgegangen.

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