Starke Festspiel-Bilanz am Altmühlsee

16.8.2016, 06:44 Uhr
Starke Festspiel-Bilanz am Altmühlsee

© Barbara Struller

Schnell ist begeistert, denn das Feedback sei unisono positiv gewesen: sowohl die Kritiker als auch das Publikum hätten an Programm und Qualität der diesjährigen Altmühlsee-Festspiele kaum etwas auszusetzen. Sogar ein handgeschriebener Dankesbrief flatterte ihm ins Haus. Als größten Erfolg nennt er das Hildegard-Knef-Musical „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“: Die Aufführung war immer äußerst gut besucht, das Publikum angetan, und es hat oft voller Inbrunst mitgesungen.

Unterm Strich war es ein „normaler deutscher Sommer“ plus eine Fußball-Europameisterschaft, fasst Schnell die Spielzeit zusammen. Oft wusste man vormittags nicht, ob es am Abend regnet; was sich manchmal am Ticketverkauf ablesen ließ. Tatsächlich musste aber nur zweimal eine Veranstaltung nach drinnen verlegt werden: die Premiere von „Höchste Eisenbahn“ und eine Aufführung von „Der kleine Prinz“.

Die rund 5000 Besucher – „eine gute Zahl“, meint Schnell – lassen auf ein glückliches Händchen bei Stückauswahl und Produktion schließen. Das Märchen „Der kleine Prinz“ hatte eine Auslastung von 90 Prozent und fand nicht nur bei den Kleinen großen Anklang; selbst die Erwachsenen waren bei der Abendaufführung der Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry gefesselt. Zufrieden ist der Intendant auch mit der Veranstaltung „Klassik am See“: Mit etwa 300 Zuhörern war das Konzert gut besucht.

„Viel Spaß gemacht“

Die Altmühlsee-Festspiele haben dem künstlerischen Leiter in diesem Jahr wieder „viel Spaß gemacht“. Trotzdem soll im kommenden Jahr an ein paar Stellschrauben gedreht werden. Es hat sich gezeigt, dass zu Beginn der Spielzeit Ende Juni die Auslastung der Abendvorstellungen doch recht gering ist. Erst mit einer zunehmenden Zahl an Touristen füllen sich auch die Besucherränge.

Deswegen wird man 2017 das Kinderstück an den Anfang setzen und die Abendspiele etwas nach hinten verlegen. Das Programm wird dann etwas kompakter, aber „an der Anzahl der Vorstellungen wird sich nichts ändern“; es bleibt bei sechs Stücken und insgesamt 36 Aufführungen. Darunter, auf Wunsch des Publikums, wieder ein Klassiker.

Das wird 2017 Heinrich von Kleists „Der zerbrochene Krug“ sein — laut Schnell ein „Urstück der deutschen Komödie“ und einer der Höhepunkte im Spielplan. Interessant dürfte Kleists Klassiker auch für Schulklassen sein, gehört der deutsche Dramatiker doch nach wie vor zum Literaturkanon.

Nicht nur für Ladys ist „Ladies Night“. Die turbulente Komödie des neuseeländischen Autorenduos Stephan Sinclair und Anthony McCarten zählt zu den erfolgreichsten Theaterstücken aller Zeiten und war als Kinoversion 1997 sogar für den Oscar nominiert. Zwar als Komödie tituliert, weist das Stück aber auch eine sozialkritische Seite auf, denn es spielt in einer heruntergekommenen englischen Industriestadt mit hoher Arbeitslosigkeit. Des Weiteren geht es um Männer. Strippende Männer à la Chippendales.

Das kommende Jahr nennt Schnell eine „regelrechte Frauensaison“, denn nach „Ladies Night“ wird sich besonders die holde Weiblichkeit von „Mondscheintarif“ angesprochen fühlen. Viele andere Bühnen waren an den Rechten für die Theaterversion des Romans von Ildiko von Kürthy dran, das zu einem der meistverkauften und -verfilmten Büchern Deutschlands zählt. Schnell ist stolz, das amüsante Drei-Personen-Stück um die liebeskranke Cora, die verzweifelt auf einen Anruf des Mannes ihrer Träume wartet, aufführen zu können. Die Zuschauer dürfen sich überraschen lassen, ob sie „Mondscheintarif“ vor einer variablen Kulisse erleben, oder ob es vielleicht sogar an mehreren Spielorten stattfinden wird, denn das Stück benötigt viele Bühnenbilder. Für Kinder bis elf Jahre wird es 2017 den Klassiker „Pinocchio“ geben. In der Region wurde die Geschichte um die Holzpuppe zuletzt 1998 in Feuchtwangen aufgeführt. Knifflig dürfte es mit der Nase werden, die ja immer wächst, wenn Pinocchio lügt. Aber Schnell ist zuversichtlich, dass sich dafür eine Lösung finden wird.

„Burning Love“ von Kusz

Auf die Jugendlichen wartet in der kommenden Spielzeit „Burning Love“. Ein „großartiges Stück“ des fränkischen Altmeisters Fitzgerald Kusz, findet der künstlerische Leiter der Festspiele, das leider etwas in Vergessenheit geraten ist. Es geht um Andi und Anschi, die zwar ineinander verliebt sind, aber nicht zueinander finden. Denn Andi sucht die Freiheit auf dem Motorrad, während Anschi sich nach Stabilität und Geborgenheit sehnt; vereint sind sie nur im Hass auf ihre Eltern. Unterschwellig beschreibt das Stück auch die alltägliche Brutalität hinter dem Schleier der scheinbar heilen Welt in der Provinz.

Musikalisch wird es mit der „berlinerischsten aller Operetten“, wie es Schnell ausdrückt. Auf der Seebühne wird mit „Frau Luna“ Berliner Luft geschnuppert. Gleichzeitig wird mit der Aufführung der 150. Geburtstag des Komponisten Paul Lincke gefeiert, der für die Gassenhauer wie „Schlösser, die im Monde liegen“ oder „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“ verantwortlich zeichnet. Mit Liveband, großem Chor und Solisten soll der Operettenabend ein weiterer Höhepunkt bei den Altmühlsee-Festspielen 2017 sein.

Auf personeller Ebene wird es im kommenden Jahr einen Wechsel geben. Sigrid Fucker übernimmt das Amt von Erwin Kleinwechter; er fungierte bisher als zentraler Ansprechpartner. Somit wird die ehemalige Weißenburger Kulturreferentin in Zukunft die Kontakte zu Schulen und Reisebüros halten und die Anfragen bündeln. Gleich bleiben der Beginn des Kartenvorverkaufs und die Abonnements: Im November wird es dann wieder die Tickets für die kommende Spielzeit 2017 geben.

 

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