Tagesmütter verdienen weit unter dem Mindestlohn

21.1.2015, 07:00 Uhr
Tagesmütter verdienen weit unter dem Mindestlohn

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Die Stundensätze für die Tagespflege sind eine Empfehlung des bayerischen Städte- und Landkreistages, der der Kreis Weißenburg-Gunzenhausen bislang stets gefolgt ist. Bis 2013 gab es nur zwei Entgeltstufen, im vergangenen Jahr schon sechs, und nun sind es stattliche zwölf.

Neben dem Alter der betreuten Kinder (über/unter drei Jahre) und einer eventuellen Behinderung wirkt sich künftig auch die Qualifikation der Tagesmutter (oder gegebenenfalls eines männlichen Betreuers) auf den Verdienst aus. Pädagogische Hilfskräfte erhalten mehr als Unqualifizierte, Erzieherinnen und Sozialpädagogen mehr als Hilfskräfte. In der Spitze macht das bei einer 40-Stunden-Woche pro Kind monatlich fast 150 Euro aus.

Üppig ist die Bezahlung der Tagesmütter jedoch beileibe nicht. 40 solche Tagespflegekräfte gibt es derzeit im Landkreis. Sie alle sind qualifizierte pädagogische Hilfskräfte und kümmern sich aktuell um 60 Kinder über drei Jahren sowie 18 darunter, deren Eltern meist ganztags arbeiten (müssen). Unter dem Strich kommt also eine Tagesmutter auf zwei Kinder. Betreut sie diese wöchentlich 40 Stunden (meist sind es eher weniger), erreicht sie ein durchschnittliches Brutto-Monatsentgelt von knapp über 1100 Euro. Ein kleines Zubrot kann sie sich noch durch Vertretungen verdienen.

„Es gefällt mir nicht, dass die Bezahlung ständig komplizierter wird“, rügte auch Landrat Gerhard Wägemann (CSU) die Vorlage. „Der Gerechtigkeitswahn treibt seine Blüten.“ Außerdem seien die Entgeltsätze nach wie vor „bescheiden“. Deshalb habe er im Fachausschuss des Landkreistages auch als nur einer von zwei Landräten gegen die Empfehlung gestimmt. Der Städtetag habe aber sogar noch niedrigere Sätze gewollt.

ÖDP-Sprecher Reinhard Ebert verwies darauf, dass es im Kreistag schon im vergangenen Jahr einen Antrag gegeben habe, über die empfohlenen Sätze hinauszugehen. Mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 6,53 Euro im genannten Regelfall mit zwei betreuten Kindern liege die Bezahlung der Tagesmütter im Landkreis deutlich unter dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro.

Das kritisierte auch SPD-Kreisvorsitzender Harald Dösel. Die Tagesmütter schlössen immerhin eine wichtige Lücke in der Kinderbetreuung. Im diesjährigen Gesamtetat der Jugendhilfe in Höhe von rund 7,73 Millionen Euro (eigener Bericht) macht die Tagespflege 115 000 Euro aus.

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