Theilenhofen sucht nach Ersatzlösung

9.1.2018, 06:15 Uhr
Theilenhofen sucht nach Ersatzlösung

© Wolfgang Dressler

"Wir wollen wieder einen Arzt im Ort haben. Und da bin ich zurzeit zuversichtlich", sagt König ohne Umschweife. Erste Gespräche habe es bereits gegeben, weitere würden in Kürze folgen. In Frage komme natürlich für diesen "Lückenschluss in der Infrastruktur" das in einigen Monaten leerstehende Gebäude im Kirchenweg, wo noch das Team von Michael Graf und Ulf Weymann am Arbeiten ist. Doch dieses Gebäude befindet sich in Privatbesitz, die Gemeinde hat deshalb keine direkte Einflussmöglichkeit. Man habe jedenfalls weiterhin in der Hinterhand, mit eigenem Geld im künftigen Theilenhöfer Gewerbegebiet ein Gebäude für eine Arztpraxis hochzuziehen, versichern König und Döbler. Die Gemeinde habe dafür im Haushalt 2017 eine Million Euro stehen gehabt, und dieser Betrag werde auch im Budget 2018 eingeplant. Und ein privater Investor, der für diesen Zweck bauen werde, sei auch wie bisher in der Überlegung.

Überhaupt soll es mit dem Gewerbegebiet am Ortsausgang Richtung Dornhausen rechts zwischen B 13 und Schule weiter vorangehen. Dort hätte die neue Arztpraxis Graf/Weymann entstehen sollen — mit den beiden Ärzten als Bauherren, der Gemeinde als Projektträger oder einem privaten Bauunternehmen in der Verantwortung. Bekanntlich scheiterten alle drei Möglichkeiten. Das Gewerbegebiet ist, was Kanal und Wasser angeht, erschlossen. Es fehlt noch die Verbindung zum Kanal auf der anderen Seite der Bundesstraße. Die Genehmigung dafür liegt mittlerweile vor. Archäologische Untersuchungen brachten eine Verzögerung mit sich.

Der 1. und der 2. Bürgermeister weisen darauf hin, dass es vom ersten Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans bis zum fertigen Gewerbegebiet stets ein längererVorgang ist. Da gebe es Vorgaben und zwingend erforderliche Schritte, die jede Kommune beachten müsse, etwa die Auslegungsfristen sowie die Beteiligung von Bürgern, Behörden und Verbänden.

Im Moment sieht die Sache so aus: Der Auftrag zur restlichen Erschließung ist erteilt. Wenn ein Bauherr Ende des Winters anfangen will, so kann er das problemlos tun. Im Übrigen werde die Gemeinde im Gewerbegebiet auch einen öffentlichen Parkplatz schaffen. Und dieser wäre natürlich auch Graf/Weymann zugutegekommen, so der Bürgermeister.

Einen Gewerbetreibenden, der sich im Gewerbegebiet konkret niederlassen will, hat die Gemeinde an der Hand. Der Notartermin steht in Kürze an. König geht davon aus, dass es noch weitere Investitionen geben wird — genau dafür wurde das Gewerbegebiet ja geschaffen. So geht schon seit längerem die Idee um, dass dort ein Bäcker und ein Metzger ihre Zelte aufschlagen.

Raumnot war bekannt

Aber warum scheiterte das Bauvorhaben für eine neue Arztpraxis von Graf/Weymann, obwohl es doch von beiden Seiten grundsätzlich gewollt war? Helmut König und Manfred Döbler ist klar, dass diese Frage jetzt, wo alles entschieden ist, auftaucht und beantwortet werden muss. Nach ihren Worten wussten alle Vertreter der Gemeinde seit langem, dass die Räumlichkeiten der Praxis zu klein geworden waren. Der politische Wille, gemeinsam eine Lösung vor Ort zu erreichen, sei vorhanden gewesen. Den Vorwurf, man habe zu wenig Hilfestellung gegeben und nicht konsequent genug kooperiert, lasse man nicht auf sich sitzen, da sei man sich keiner Schuld bewusst.

Die beiden Bürgermeister machen allerdings keinen Hehl daraus, dass es unter Gemeinderäten, Gewerbetreibenden und Bürgern Vorbehalte gab, ob tatsächlich die Gemeinde selbst eine Arztpraxis bauen und an die Ärzte vermieten sollte. Dieser Weg habe nicht jedem eingeleuchtet, "es gab kritische Stimmen".

Als sich der Gemeinderat am 1. Juni 2017 zusammensetzte, schien dennoch der Durchbruch zu gelingen. Jetzt kam ein Bauunternehmer aus dem Raum Gunzenhausen ins Spiel, sei es im Auftrag der Gemeinde oder auf eigene Rechnung. Da ging es dann um die Zuständigkeit, die Grundstücksfrage und das Mietverhältnis. Dem Gemeinderat war es unterm Strich am liebsten, das ins Auge gefasste Grundstück an den Bauunternehmer zu verkaufen, woraufhin dieser bauen und den Neubau an die Ärzte vermieten würde. Der Beschluss fiel nichtöffentlich — Grundstücksfragen gehören nicht in den öffentlichen Teil einer Sitzung.

Die Position der Gemeinde wurde Graf und Weymann umgehend mitgeteilt. Von dort habe es geheißen, man müsse sich nun halt mit dem Bauunternehmer einig werden. Und genau davon ging die Gemeinde dann auch fest aus. Bei einem Telefonat Ende Juli hörte Helmut König von einem der beiden Ärzte, dass mit dem Bauunternehmer alles klar sei und baldigst Baubeginn sein sollte ("wann können wir bauen?"). Dem Bürgermeister war das natürlich sehr recht.

Helmut König versichert im Gespräch mit dem Altmühl-Boten, dass ein Baubeginn bereits im Herbst 2017 möglich gewesen wäre. Und er bleibt auch bei seiner Haltung, dass die Gemeinde notfalls selbst gebaut hätte, falls sich Ärzte und Bauunternehmer nicht einig geworden wären — deshalb ja auch die eine Million Euro im Haushalt.

Doch im August ging im Rathaus die Absage von Graf/Weymann ein. Es war eine unangenehme Überraschung für die Gemeinde, die Arztpraxis zu verlieren. Die Nachricht habe ihn getroffen wie ein Keulenschlag, berichtet Manfred Döbler. Die Begründung der Ärzte, vonseiten der Gemeinde sei man nicht genug unterstützt worden und auch zeitlich sei mittlerweile alles zu eng, da ein Bezug zu Beginn des zweiten Quartals 2018 nicht mehr möglich wäre, überzeugte die Gemeindevertreter nicht. So sei etwa davor immer von Ende des zweiten Quartals die Rede gewesen.

Und jetzt? Der 1. und der 2. Bürgermeister äußern sich sachlich, sie wollen keinen Streit und keine persönlichen Vorwürfe und Verletzungen. Mit den beiden Ärzten, die ja in Theilenhofen wohnen bleiben, will man ordentlich auskommen. So richtig verstehen können sie die Entscheidung der Mediziner jedoch bis heute nicht: In ein älteres Haus in Gunzenhausen zu gehen, statt eine maßgeschneiderte Lösung in einem Neubau im Theilenhöfer Gewerbegebiet zu wählen, da passe etwas nicht zusammen.

 

Keine Kommentare