Überblick verschafft

16.7.2012, 15:59 Uhr
Überblick verschafft

© Margit Schachameyer

Bürgermeister Michael Dörr gab einen sehr umfangreichen Bericht über Entwicklungen der letzten vier Jahre, denn Josef Göppel war zuletzt 2008 vor Ort. „Wir befinden uns in einem gewissen Strukturwandel sowohl was die Einwohnerzahlen als auch was den Sektor alternative Energiegewinnung und die Landwirtschaft betrifft“, eröffnete der Rathauschef seine Ausführungen. Trotz Zuzug (41 verkaufte Bauplätze in den letzten vier Jahren, etwa zwei Drittel an Auswärtige) halte man die Einwohnerzahl „gerade so stabil“. Allerdings sei die Kinderkrippe völlig ausgelastet (Erweiterung ist bereits beschlossen, wie berichtet), und neuerdings gebe es auch für den normalen Kindergarten, der für 80 Kinder zugelassen ist, eine Warteliste (neun Kinder), sodass auch in diesem Bereich an eine Erweiterung gedacht werden müsse.
Auf dem Sektor alternative Energiegewinnung sei man ab 2008 neue Wege gegangen und habe die städtischen Dächer mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet. Dörr ging auch auf die jüngsten Projekte in diesem Bereich (gepachtete Dachflächen von der SpVgg/DJK und die beabsichtigte Errichtung einer Freiflächen-Fotovoltaik-Anlage auf der Wolframs-Eschenbacher Altdeponie) ein. Dörr sprach in Zusammenhang mit der alternativen Energiegewinnung in der Region von „positiven und negativen Begleiterscheinungen“. Für einen Landwirt mit 20 Hektar Grund sei es hier unter Umständen lukrativer, seine Flächen einem Biogasanlagenbetreiber zur Verfügung zu stellen als sie für die herkömmliche Landwirtschaft zu nutzen. Deswegen ging auch die Zahl der Milchviehbetriebe in den vergangenen Jahren immer weiter zurück.

 


Nach einem Überblick über die wichtigsten städtischen Baumaßnahmen kam der Bürgermeister auch auf die größten Herausforderungen für die Stadt zu sprechen, wo die Bundespolitik eventuell helfen könnte. „Das Wasserrecht drückt uns sehr“, meinte der Bürgermeister. Er persönlich halte den Anschluss von Ortsteilen an zentrale Kläranlagen auf Dauer für die Kommunen für nicht bezahlbar. Göppel entgegnete, im Rahmen der sogenannten Bayern-Milliarde werde die Förderung von Kläranlagenrenovierungen überdacht.
Die aktuellen Kosten für die Mobilität seien für die Landbevölkerung, insbesondere für die Berufspendler in den Großraum Nürnberg, horrend, brachte der Bürgermeister ein weiteres Problemfeld zur Sprache. Es sei daher ein Anliegen, das Thema Elek­tromobilität weiter voranzubringen, wobei es „ein Anschieben durch die große Politik“ bräuchte. Außerdem sei es äußerst wünschenswert, dass Busverbindungen in ländlichen Gebieten nicht zu schnell einer Kappung zum Opfer fallen.
Auch das Thema „Alte Vogtei“ konnte im Zusammenhang mit den aktuellen Problemen der Stadt natürlich nicht unerwähnt bleiben. Stadtrat Gerhard Dörr („Freie Wähler) wies allerdings darauf hin, dass es noch mehr Probleme mit sanierungsbedürftigen historischen Gebäuden in der Altstadt gebe. Die Fördermittel, die es von der Regierung für solche Sanierungen gebe, seien lächerlich, meint der Stadtrat: „Mit solchen Summen kann man einfach nicht bauen.“ Auch Stadtrat Helmut Arndt (CSU) sieht es so, dass die Mittel für die Städtebauförderung generell erhöht werden müssten. Das generelle Problem sei hierbei die Menge der insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel, kommentierte Göppel. Im Bereich der Wolframs-Eschenbacher Altstadt gebe es derzeit einige, aber in den allermeisten Fällen „bewusste“ Leerstände, wo die Eigentümer den Zustand im Moment so belassen wollen. Trotzdem befürchtet der Bürgermeister, dass das Thema Leerstand in der Altstadt in zehn bis 20 Jahren eines der Hauptprobleme in der Stadt sein könnte. „Wir haben immer weniger Menschen auf immer mehr Fläche, dabei müsste der Fokus mehr auf Wiederbelebung liegen“, so Dörr.
Besuche bei Langner und Steglich
Nach diesem Überblick besuchte der Gast gemeinsam mit dem Bürgermeister und einigen Stadträten zwei Firmen im örtlichen Gewerbegebiet. Die Firma Christian Langner Haus – Hof – Garten bietet alles vom Häuser­innenausbau bis zur Hofpflasterung und Anlage von Steingärten. Am Firmengebäude findet sich ein großer, ins Auge fallender Musterpark für Gartengestaltung. Das Leistungsspektrum des Unternehmens mit zehn Mitarbeitern ist gewaltig und umfasst auch Vorarbeiten wie etwa Feuchtigkeitsdiagnosen. Christian Langner stammt aus Ammerndorf, wo seine Eltern ein Unternehmen haben, und ist seit sieben Jahren selbstständig. Seine Firma hat eine weitere Niederlassung in Neuendettelsau.
Jonny Steglich ist seit 2003 in der Fotovoltaikbranche tätig. Mittlerweile könne die Firma regenerative Energien Steglich auf zirka zehn Megawatt selbst installierter Fotovoltaikanlagen zurückblicken, hieß es. Aktuell arbeitet der nimmermüde Unternehmer an einem Anbau an die ehemalige Firma A&W-Türen, der an verschiedene Firmen vermietet wird. Das Dach ist das, was ihn hauptsächlich interessiert: Hier wird eine große Fotovoltaikanlage montiert. Trotz der Absenkung der Einspeisevergütung für Solarstrom freut sich Steglich über reichlich Aufträge auch für den Rest des Jahres. Mit beiden Unternehmern führte Josef Göppel angeregte Gespräche und fragte interessiert nach verschiedenen Details.

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