Vom Garten in Frickenfelden bis in die Bundesliga

14.1.2018, 08:03 Uhr
Vom Garten in Frickenfelden bis in die Bundesliga

© Falko Werner

"Einen Flick-flack wollte ich schon immer können", erinnert sich Dominik Klenner an die anfänglichen Turnübungen im elterlichen Garten in Frickenfelden. Sein Weg führte ihn zunächst zum TSV 1860 Weißenburg, ab 1998 trainierte er dann in Ansbach. Schnell wurde das große Talent des Jungen erkannt, und "schon nach einem Jahr wurde ich weitergeschickt zum TSV Monheim". Für seine Eltern bedeutete das, fünf- bis sechsmal die Woche die Strecke auf sich zu nehmen, das dreistündige Training abzuwarten und den Sohnemann dann wieder nach Hause zu fahren.

Die Wochenenden verbrachte er oftmals gleich ganz in Monheim und übernachtete im Turnerheim. Das war aber bei weitem noch nicht so professionell aufgezogen wie heute: "Wir haben teilweise in der Küche des Kindergartens geschlafen", schmunzelt Dominik Klenner. Trotz seines zeitaufwendigen Hobbys hat er 2006 sein Abitur geschafft. "Wenn die Schule schlecht lief, wurde das Training reduziert. Aber da wollte ich unbedingt hin", erklärt er seine Motivation, die auch während des Studiums nicht nachgelassen hat. Im Gegenteil: "Selbst, wenn ich eigentlich fix und fertig war, habe ich in der Halle neue Energie bekommen. Das ist meine Passion, so einen Enthusiasmus habe ich sonst nie gespürt."

Darin steckt wohl auch sein Geheimnis, über so viele Jahre bei der Stange zu bleiben und stundenlang zu trainieren. "Turnen ist der perfekte Sport als Basis für alles andere. Man lernt, hart und konzentriert zu arbeiten", ist Dominik Klenner überzeugt, der auch so manchen anfänglichen Skeptiker eines Besseren belehrte, gilt Turnen doch oft als Frauensport: "Die Stimmen verstummten ganz schnell, wenn ich im Schwimmbad mein Shirt auszog", lacht er. Mit seinem Waschbrettbauch konnten die anderen eben nicht mithalten.

Vom Garten in Frickenfelden bis in die Bundesliga

© Bernd Ofial

Überhaupt "bist du als Turner etwas Besonderes", so seine Erfahrungen aus der Oberstufe und dem Studium. "Machen müssen es da ja alle, aber du kannst es vormachen und Tipps geben." Da ihm trotz steigendem medialen Interesse stets klar war, dass er von seinem Sport nicht wird leben können, studierte er in Würzburg Lehramt für Englisch und Sport. Und arbeitete nebenbei als Trainer und Dozent an der Uni, was für den jungen Mann nichts Ungewöhnliches war: "Seit ich 15 war, habe ich in den Ferien gejobbt, um mir den Sprit fürs Training leisten zu können."

Nur ein Zeichen dafür, wie wichtig ihm sein Sport war und ist: "Das Training war immer der Hauptbestandteil. Das müssen die Freunde akzeptieren." Dazu gehörte eben auch, dass er zu Feiern und Veranstaltungen meistens nachgekommen ist — nach dem Training. Auch seine sonstigen Freizeitbeschäftigungen wie Mountainbiken oder Wandern liefen stets unter dem Aspekt "Ersatztraining". Muskelkater oder gar Verletzungen waren in jedem Fall zu vermeiden, "sonst kann ich ja nicht trainieren". Nach einer Fuß-Operation musste er ein wenig kürzertreten — und erlebte plötzlich die andere Seite: "Da kann man beim Wandern auch mal nur die Aussicht genießen", meint er und überlegt, ob man nicht auch vorher schon ein Wochenende einfach nur in die Berge hätte fahren können.

Große Herausforderungen

Seine aktive Zeit, die er 2015 und 2016 mit dem siebten Platz in der ersten Bundesliga krönte, möchte er aber auf keinen Fall missen, auch wenn er jetzt quasi die Seiten wechselt: Seit September steht er in den Diensten des Hessischen Turnverbands und soll den Turnernachwuchs fit für die Olympischen Spiele 2024 machen.

Große Herausforderungen also, die da in den nächsten Jahren auf den 32-Jährigen zukommen. "Die will ich gerne meistern", betont Dominik Klenner, der für seinen Job mit seiner Frau nach Aschaffenburg gezogen ist. Von dort aus ist es nicht weit zu seinem neuen Arbeitsplatz in Frankfurt

am Main, wo er weiterhin seiner Passion frönen — und reichlich Turnhallenluft schnuppern kann.

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