Weltmeisterlichen Feinschliff auch in Gunzenhausen geholt

8.2.2018, 18:12 Uhr
Weltmeisterlichen Feinschliff auch in Gunzenhausen geholt

© privat

Der Turnverein 1860 Gunzenhausen und die Gemeinde Röckingen haben eine Gemeinsamkeit, die der Öffentlichkeit erst bei der kürzlich stattgefundenen Ehrung erfolgreicher Sportler durch die Gemeinde Röckingen richtig ins Bewusstsein gebracht wurde. Der Gunzenhäuser Verein hat mit Florian Breit einen Fußball-Weltmeister und Bronzemedaillengewinner im Brustschwimmen über 50 Meter, der in Röckingen zu Hause ist, in seinen Reihen.

Breit nahm zum zweiten Mal an den "World Dwarf Games" (WDG) teil, den Weltsportspielen der Kleinwüchsigen, und gehörte zur erfolgreichen Fußball-Nationalmannschaft, die im Spätsommer letzten Jahres in Guelph in der kanadischen Provinz Ontario den Weltmeistertitel geholt hatte. Für Breit und die deutsche Mannschaft ging ein Traum in Erfüllung, den sie mit eigenen Mitteln und viel Leidenschaft erst ermöglicht hatten.

Engagement für die Jugend

Florian Breit ist 30 Jahre alt. Nach dem Schulabschluss erlernte er den Beruf des Industriemechanikers, den er bis heute ausübt. Brust- und Freistilschwimmen sind seine primären Sportarten. Er ist Mitglied des Turnvereins 1860 Gunzenhausen und trainiert mit der dort etablierten Schwimmabteilung. Badminton, Tischtennis, Boccia und Fußball treibt er zusammen mit befreundeten kleinwüchsigen Sportkameraden. Sie sind für ihn der Ausgleich zum Schwimmen. Neben dem Sport engagiert er sich auch als deutschlandweiter Jugendbetreuer im Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e.V. (BDMF). Die über ganz Deutschland verteilten Sportler pflegen untereinander private Kontakte mit unterschiedlichen Interessen.

Die alle vier Jahre stattfindenden WDG sind im Gegensatz zu den Paralympics relativ unbekannt. Für die kleinwüchsigen Athleten ist es aber ein großes Ereignis. In Kanada maßen sich rund 500 kleinwüchsige Athleten aus 18 Ländern. Die deutsche Delegation war zum ersten Mal unter der Bezeichnung "Team Deutschland" dabei. Bei der Eröffnung wurde bereits klar, dass die Stärke der Mannschaften sehr unterschiedlich war. So traten die USA mit 150 und Großbritannien mit 80 Wettkämpfern an. Das deutsche Kontingent umfasste dagegen nur 16 Sportler, war aber mit neun Gold-, vier Silber- und neun Bronzemedaillen sehr erfolgreich.

Weltmeisterlichen Feinschliff auch in Gunzenhausen geholt

© Walter Oberhäußer

Höhepunkt aus deutscher Sicht war der Titel bei der Fußball-Weltmeisterschaft, den sich die deutsche Auswahl mit einem 3:0-
Sieg im Finale über das Team USA gesichert hatte. Insgesamt konnte das Team, zu dem neben Florian Breit auch Torhüter Gary Masson aus Alerheim im Landkreis Donau-Ries gezählt hatte, stolz auf ein Torverhältnis von 41:3 verweisen.

Die Teilnahme an den WDG und die damit verbundenen Ausgaben für den Flug, die Unterkunft und Verpflegung haben die Sportler aus eigener Tasche bezahlt. Es gibt keine Unterstützung vom Bundesinnenministerium, dem Deutschen Olympischen Sportbund oder anderen Dachverbänden. Sportartikelhersteller sponsern teilweise die Bekleidung.

Trotz dieses nicht gerade optimalen Sachstandes blickt man mit Zuversicht in die Zukunft und hofft, wie in anderen Staaten üblich, dass eine Förderung auch in Deutschland kommen wird. Der große Erfolg in Kanada könnte dafür ausschlaggebend sein, und eventuell finden in absehbarer Zeit die World Dwarf Games in Deutschland statt. Diese werden seit 1993 alle vier Jahre ausgetragen.

Sie bieten Kleinwüchsigen die Möglichkeit, sich in verschiedenen Sportarten – von Leichtathletik, Schwimmen über Bogenschießen bis hin zu Tischtennis und Basketball – zu messen. Die Sportler treten in verschiedenen Klassen in den Einzelsportarten gegeneinander an. Die Einteilung hängt von der Sitzhöhe, der Armspannweite und Größe ab. Mit Blick auf die nächsten WDG findet im März 2018 ein Trainingslager in Berlin-Eberswalde statt.

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