Wird die Gefahr für "Geschenk des Himmels" größer?

17.9.2018, 16:36 Uhr
Wird die Gefahr für

Für große Diskussionen im Vorfeld des Abends hatte bereits eine Malaktion zum Thema "Mein schönster Sonntag!" gesorgt, ausgerufen von der "Allianz für den freien Sonntag" in Altmühlfranken. Die Kinder würden instrumentalisiert, so der Vorwurf. Die Resonanz auf die Aktion blieb überschaubar. Genauer gesagt war es nur der evangelische Kindergarten "Die kleinen Strolche" in Schambach bei Treuchtlingen, der sich beteiligte.

Umso mehr fanden aber die Werke der kleinen Künstler bei der jetzigen Veranstaltung Beachtung, zu der Allianzsprecher Konrad Bayerle lediglich knapp 80 Besucher begrüßen konnte. Der katholische Dekan sprach sich gleich zu Beginn dafür aus, "die Sonntagsruhe nicht weiter unter dem Deckmantel von Marktsonntagen und gewerblicher Trödelmärkte aushöhlen zu lassen."

Was die Malaktion betrifft, habe man die Buben und Mädchen jedoch bewusst nicht in die Diskussion hinein gezogen, sondern ganz neutral auf das Motto verwiesen, so Kindergartenleitung Marga Harbatschek. Allein zum Spielplatz zu dürfen, weil wenig Verkehr ist, sei das Besondere an diesem Tag – so die Botschaft eines Bildes. Endlich mal länger Trampolin zu hüpfen, davon ist ein anderes Kind, das an Werktagen einen vollen Terminkalender hat, begeistert. Dass alle Zeit füreinander haben, sei das Wichtigste am Sonntag, so der Gesamttenor. "Diese Aussage kam von den Kindern!" betonte die Leiterin. Ein Bilderspiel ihrer Schützlinge verdeutlichte, dass wohl auch Tiere um einen solchen Tag der Ruhe froh seien, wenn auch der Hahn mal ausschlafen darf, die Maus die Katze zum Essen einlädt, ohne gefressen zu werden – und der Schmetterling dem lieben Gott dankt.

Poetry-Slammer Michael Jacob aus Zirndorf steuerte ein bemerkenswertes Gedankenspiel zum Thema bei und blickte dabei in die nahe Zukunft. 2028 könnte es eine Neuntagewoche mit Dreischichtbetrieb für alle geben, der zehnte Tag wäre dann frei. Jedes Geschäft und jede Einrichtung habe dann immer offen, Ehepaare hätten dann 25 gemeinsame freie Tage. Vielleicht aber gibt es bis dahin auch ein absolutes Arbeitsverbot für den Sonntag mit Strafen für den, der es missachtet. Oder die künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass es soviel freie Zeit gibt, dass das Thema vom Tisch ist. Jacob hatte sich die Mühe machen müssen, den Text handschriftlich zu verfassen und vorzulesen. Sein PC streikt und der Techniker ist eben erst am Montag wieder zu sprechen. Was Jacob versteht, denn auch er feiert davor "meinen Familientag".

Wird die Gefahr für

© Fotos: Jürgen Leykamm

Jetzigen Stand beibehalten

Das Ergebnis von Umfragen auf dem Weißenburger Wochenmarkt und in Pfarreien der Region ergab zudem das folgende Bild: Die meisten der Befragten wollten weder sonntags arbeiten noch nutzten sie die verkaufsoffenen Sonntage. Eine gute Vorlage für die Podiumsrunde, in der sich alle Teilnehmer zum arbeitsfreien Sonntag in der jetzigen Form bekannten. Auch in den vertretenen Parteien gebe es keine maßgeblichen Strömungen, an den Regelungen zu rütteln, hieß es. Lediglich in der Handhabung der Marktsonntage zeigten sich Unterschiede.

Er besuche gerne mal einen Markt, wenn auch nicht allzu oft, bekannte beispielsweise Manuel Westphal, Landtagskandidat der CSU. Bei der Bewertung eines solchen gelte es zu berücksichtigen, ob er mit einer Tradition verbunden sei. Andererseits sollten aber bei der Frage der Ladenöffnungen an einem solchen Marktsonntag gerade im ländlichen Raum die Interessen der Geschäfte berücksichtigt werden. Da brauche es eine saubere Lösung mit allen Beteiligten, pflichtete Winfried Kucher (Die Grünen) bei. Es gebe jedoch bereits ein Überangebot und fast keinen Sonntag mehr, an dem nicht irgendwo ein Markt in Bayern stattfinde.

Wolfgang Hauber (Freie Wähler) gab zu bedenken, dass zwar gemäß dem Slogan der Allianz der Sonntag in seiner arbeitsfreien Form ein "Geschenk des Himmels" sei. Doch ein solches sei es auch für den Gewerbetreibenden, der so seine Umsätze ankurbeln könne. Die gemeinsame freie Zeit für die Familie (ein Hauptargument der Befürworter der Sonntagsruhe), lasse sich doch auch für einen Einkauf nutzen, wie später in der öffentlichen Diskussion ein Paradox die Runde machte. Harald Dösel (SPD) dachte an so manche Familienaktionen in eigener Kindheit zurück, für die an keinem anderen Tag Raum gewesen sei. Für die Jetztzeit befürchtete er, dass durch die Aufweichung der Sonntagsruhe einem bedenklichen Streben Vorschub geleistet werde. Nämlich dem, dass der Arbeitnehmer jederzeit verfügbar zu sein habe.

Kritik an Weißenburg

Auf der anderen Seite würde der Mensch immer mehr als Kunde und "Frequenzbringer" instrumentalisiert, ergänzte Norbert Feulner als Vertreter der Sonntagsallianz, bevor er mit scharfen Tönen in Richtung Weißenburg zielte. Hier sei ein "Nest des Widerstands gegen die Vernunft." So wertete er die aktuelle Regelung, die zumindest in der Altstadt den Geschäften die Ladenöffnung an den Marktsonntagen erlaubt. Anderen Unvernunft vorzuwerfen sei gefährlich, konterte Westphal. Die Situation in der Römerstadt sei auch nicht vergleichbar mit Ansbach, wo der Bayerische Verwaltungsgerichtshof die Marktordnung aufhob und die Sonntagsöffnung der Geschäfte stark einschränkte, was die Sonntagsallianz als Erfolg verbuchte.

Auf den Plan gerufen fühlte sich MdL Westphal auch, als Heinz Gruber (Freie Wähler) aus dem Publikum heraus andeutete, dass Konzerne, die den Sonntagsschutz bekämpften, mit Spenden das Abstimmungsverhalten der Parlamentarier beeinflussten. "Das ist keine Spekulation, sondern eine Frechheit und eine Beleidigung!", wies dies Westphal scharf zurück und stellte sich so vor seine Kollegen.

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