Wölfe und marode Türme

9.3.2018, 16:37 Uhr
Wölfe und marode Türme

© Foto: Uli Gruber

Bürgermeister Fritz Hörner und einige seiner Gemeinderäte freuten sich über das Angebot des Politikers, noch dazu, weil Westphal die Gegebenheiten in "Bheim" ziemlich gut kennt. Erste Station des Nachmittags war die am südwestlichen Ortsrand befindliche Schäferei Lechner. Betriebsleiter Robert Lechner informierte den Gast detailliert zu Haltung, Zucht und Fütterung der Tiere sowie zu ihrer Vermarktung. Schafzucht betreibt die Familie Lechner in der Marktgemeinde bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Aussiedlung aus dem Kernort wurde 1979 vollzogen, vor fünf Jahren konnte die Stallkapazität mit Fördermitteln des Freistaats Bayern erweitert werden.

Wie Lechner weiter mitteilte, verbringen die knapp 900 Mutterschafe und zirka 50 Burenziegen ihr Dasein von April bis Dezember auf Wiesen und Weiden der näheren Umgebung. Vermarktet werde das Fleisch der Tiere über den Bayerischen Schafhalterverband sowie durch die regionale Initiative "Altmühltaler Lamm". Kunden seien insbesondere Gastronomen und Metzgereien. Während des Rundgangs fand ein reger Meinungsaustausch statt. Unter anderem wurde über die zunehmende Verbreitung von Wolfspopulationen, Wettbewerbsgleichheit innerhalb Europas und negative Auswirkungen der Düngeverordnung auf die Weidehaltung geredet.

Lechner machte keinen Hehl daraus, dass ihm das Annähern des Wolfes erhebliches Unbehagen bereite (siehe auch den Bericht auf Seite 33 unserer heutigen Ausgabe). Er verwies in diesem Zusammenhang auf Forderungen der bayerischen Schafhaltungsorganisationen. Primär gehe es um die Herabsetzung des Schutzstatus’ für Großraubtiere und Regulierungsmöglichkeiten bei Übergriffen auf Nutztierrassen. Darüber hinaus müsse in "sensiblen Gebieten" eine freie Weidewirtschaft ohne direkte Rissbedrohung gewährleistet sein. "Ein Wolf, der nicht bejagt wird, hat auch keine Scheu und Angst", so die Befürchtung des Schafzüchters. Behördliche und politische Vorgaben würden seiner Ansicht nach häufig an der Realität vorbeigehen.

Wölfe und marode Türme

© Foto: Uli Gruber

Kompetent, geduldig und mit dem entsprechenden Gefühl für die Situation nahm MdL Westphal die Argumente zur Kenntnis und sparte nicht mit anerkennenden Worten: "Als Familienbetrieb ist es sehr aufwändig, eine Schäferei dieser Größe zu betreiben." Der Freistaat unterstütze die Arbeit des Unternehmens mittels verschiedener Förderprogramme wie etwa dem Kulturlandschaftsprogramm (Kulap). Ferner versprach der Abgeordnete, sich der Bedenken Lechners anzunehmen und in Gesprächen mit den Kollegen des Landwirtschaftsausschusses auf die Sorgen und Nöte hinzuweisen.

Ein ähnliches Wohlwollen erwarten auch Pfarrerin Myriam Krug-Lettenmeier und die Vertreter des Kirchenvorstands vom christsozialen Politiker. Ihr Augenmerk richtet sich aktuell auf die dringend erforderliche Sanierung des Gotteshauses St. Michael. Schäden an der Außenfassade, Risse im Mauerwerk und Feuchtigkeit hätten der Bausubstanz enorm zugesetzt. Für Kopfzerbrechen sorge vor allem die Neigung der Kirchturmspitze. Vorbeugend musste das fast drei Meter hohe Kreuz abmontiert werden. Die Gratsparren des Turmdachs seien von Fäulnis, Schimmel und Schwamm befallen.

Prägend für das Altmühltal

Auf dem Areal der anderen evangelischen Kirche, St. Maria, präsentiere sich die umgebende Mauer in einem teilweise maroden Zustand. Hier bestehe ebenfalls Handlungsbedarf. Kein Wunder, dass sich Pfarrerin und Kirchengemeinde mittelfristig gemeinsame Bestrebungen zur Restaurierung wünschen. Vorrang besitze jedoch St. Michael. Gespräche mit der Landeskirche habe es schon gegeben. Krug-Lettenmeier zeigt sich optimistisch: "St. Michael ist nicht nur prägend für das Altmühltal, die Kirche gilt auch als Wahrzeichen von Markt Berolzheim." Von deren Bedeutung ist freilich auch Manuel Westphal überzeugt. Er werde Fördermöglichkeiten und Entschädigungsfonds konkret ausloten, um Bewegung in die Angelegenheit zu bringen.

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