Heißer August macht den Landwirten Probleme

17.8.2012, 16:06 Uhr
Hopfen liebt es feucht und warm, doch der bisherige Sommer war trocken.

© Felix Kaestle/dapd Hopfen liebt es feucht und warm, doch der bisherige Sommer war trocken.

So erging es gestern Mary Zurgani. Sie kommt aus Malta und ist bei Marlene Mortler, der CSU-Bundestagsabgeordneten aus Lauf-Dehnberg (Kreis Nürnberger Land), zu Besuch. Seit über 40 Jahren kennen sich die beiden, doch gesehen haben sie sich nun erst das dritte Mal. Denn ihre Freundschaft äußert sich vor allem in Briefen. Seit beide junge Mädchen waren, sind sie als Brieffreundinnen miteinander verbunden.

Nun ist Mary Zurgani mit ihrem Mann Sharef, einem geborenen Libyer, das erste Mal in Deutschland. Ihre Eindrücke beschreibt sie mit einem beeindruckten Lächeln, zeigt sich angetan von der mittelalterlichen Atmosphäre in den Altstädten von Nürnberg, Altdorf und Bamberg, die sie in dieser Woche besucht hat. Lobt die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen und sogar das ungewohnte Essen. Sie hat schon viel gehört über Deutschland, erklärt sie und bekennt: „Meine Erwartungen sind alle erfüllt worden.“

Erwartet hatte sie ein Land, in dem so gut wie alles anders ist als auf Malta. Natürlich das Wetter! Den gestrigen Regen hatte sie als typisch eingeschätzt für Deutschland. Und das viele Grün in der Natur, ganz anders als im trocken-heißen Malta.

Fünf Liter Rege sind viel zu wenig

Heißer August macht den Landwirten Probleme

© Stephan Sohr

Doch was einer Malteserin wie viel Regen vorkommt, ist einem mittelfränkischen Landwirt viel zu wenig. Ralph Kluge steht am Rand seiner 14 Hektar großen Hopfengärten bei Simonshofen, schaut auf den vom Regen feuchten Boden und sagt: „Wenn’s fünf Liter regnet, ist der Biergarten leer, aber fünf Liter ist für uns nicht genug.“ Hopfen liebt es feucht und warm, doch der bisherige Sommer war trocken. 192 Liter pro Quadratmeter hat es seit Mai im Hopfensiegelbezirk Hersbruck geregnet, 2011 waren es 333 Liter, weiß das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Also hoffen Ralph Kluge und seine immerhin noch zwölf weiteren Kollegen, die im Siegelbezirk auf rund 124 Hektar Hopfen anbauen, dass es im August noch kräftig regnet. Denn jetzt entscheidet sich, wie hoch der für die Bitterstoffe im Hopfen wichtige Alphasäurewert wird.

All das ist für Mary Zurgani und ihren Mann unbekannt. „So etwas habe ich noch nie gesehen“, erzählt die 57-Jährige und schaut an den Hopfenpflanzen hoch.

Doch für die nächste Zeit ist trockenes, heißes Wetter angesagt, das weiß Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf und bekennt: „Mir graut vor diesen Temperaturen.“ Er sorgt sich um die Hopfenernte, die die Situation für die Landwirte nicht einfacher macht. Denn trotz weltweit zurückgehender Anbauflächen wird derzeit mehr Hopfen produziert als der Markt benötigt. Gerade in Ländern, in denen der Bierkonsum steigt — Südamerika zum Beispiel — wird immer weniger Hopfen nachgefragt, klärt Werner Brunner, stellvertretender Geschäftsführer des Verbandes deutscher Hopfenpflanzer, aus der Hallertau auf. Veränderte Braumethoden und Biersorten sind ein Grund dafür. Die Folge: Die Hopfenlager sind voll, berichtet Heinrich Meier, der für den Nürnberger Hopfenhändler Joh. Barth&Sohn tätig ist. Gut, wer da als Hopfenpflanzer noch Verträge mit den Händlern hat; schlecht, wer auf den Freihopfenmarkt angewiesen ist. Doch richtig lohnenswerte Verträge werden die Händler wohl vorerst nicht mehr abschließen. „Wir raten den Landwirten sogar dazu, den Hopfen, der noch nicht unter Vertrag ist, gar nicht erst zu ernten“, bekennt Meier.

Mit Eindrücken aus einer ganz anderen Welt kehren Mary und Sharef Zurgani heute nach Malta zurück. Blicken mit einem Auge aber immer auch nach Libyen, wo sie einige Jahre gelebt haben und nach dem Ende Gaddafis auf eine stabile Demokratie hoffen. Wie sie Deutschland hat.

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