Als Diplomat noch beste Beziehungen zu Schulfreunden

2.9.2010, 09:00 Uhr
Als Diplomat noch beste Beziehungen zu Schulfreunden

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Solche Anlässe vorzubereiten, gehört zu Deißenbergers Aufgaben. Der junge Diplomat leitet das Referat "Politik, Kultur und Presse". Er ist somit zuständig, des Ministers Termine abzusprechen, dessen Fahrtroute zu organisieren, den ganzen Besuch in die Bahnen zu lenken.

Mit dem Außenminister vor Kameras zu treten, ist die Aufgabe von Botschafter Hans-Dieter Steinbach. Christoph Deißenberger vertritt ihn zwar ab und an im Urlaub, wirkt aber sonst nicht in erster Reihe. Es ist gleichwohl eine spannende Arbeit, zum Beispiel deutsche Kultur in dem jungen Staat, der seit der Unabhängigkeit vor zwei Jahren mit mannigfaltiger internationaler Hilfe und "guten Fortschritten" (Deißenberger) das Laufen lernt, zu propagieren.

Der Heßdorfer organisiert dies, vermittelt Musiker und andere Künstler aus Deutschland ins Kosovo, veranstaltet Konzerte, Lesungen und Ausstellungen. Schließlich fungiert er noch als Pressesprecher der Botschaft und wertet mit seinen Mitarbeitern auch die örtliche Presse aus für die Routine-Berichte nach Berlin. In Berlin hat Deißenberger auch die Ausbildung beendet, die unter schwierigen Voraussetzungen in Hannberg angefangen hat. Gleich nach seinem Uni-Abschluss mit dem Diplom als Volkswirt hat er sich nach seinen Angaben im Winter 2007 beim Auswärtigen Amt beworben.

Im Juli 2007 kam der Aufnahme-Test und zu seiner eigenen Überraschung fand sich Christoph Deißenberger unter den 120 besten der 2000 Bewerber wieder. Er durfte also nach Berlin zum mündlichen Auswahlverfahren und wurde genommen: ein Jahr Akademie des Auswärtigen Amts in Berlin Tegel endete mit dem erfolgreichen Abschluss im Mai 2009 und der junge Heßdorfer war Attaché. Der Titel klingt für ihn auch heute noch besser als "Legationsrat".

Aber als seine Berliner Vorgesetzten ihn im August vorigen Jahres anriefen, ob er nicht in die erst ein Jahr bestehende Vertretung im jungen selbstständigen Kosovo gehen und dort seinen ersten, dreijährigen Auslandsposten antreten wolle, sagte er zu. Es ist einfach ein spannendes Land, findet Deißenberger. In vieler Hinsicht. Als Staat ohne Geschichte, gegründet gegen den Widerstand Serbiens. Da sei vieles nicht so leicht, vieles chaotisch, vieles stecke voller Empfindlichkeiten, begründet in der Spannung zwischen der serbischen Minderheit im Norden und der Mehrheit der Albaner.

Monacos Vorwahl

Einen Eindruck von diesen Besonderheiten bekommt z.B. Deißenbergers Mutter Elke schon, wenn sie ihren Sohn anruft. Sie erreicht ihn unter der Länderwahl von Monaco, mit dem das Auswärtige Amt ein entsprechendes "Leihabkommen" geschlossen hat. Beim Handynetz ist Kosovo noch nicht unabhängig. Im diplomatischen Dienst hat Christoph Deißenberger die Beziehungen zu alten Freunden aus der Schulzeit in Hannberg nicht abreißen lassen.

Im Urlaub ziehe es ihn immer heim. Und noch vor dem Außenminister kamen vier ehemalige Klassenkameraden nach Pristina. Mit ihnen ist der Legationsrat auch auf Balkan-Tour gegangen. Und dann nach Heßdorf gefahren. Seine Gehör-Schwäche, die er mit modernen Hörgeräten und der mobilen Schwerhörigenhilfe schon in der Grundschule wettgemacht hatte, ist längst kein Handicap mehr. Nur bei Gesprächen in großer Tischrunde merke er sie überhaupt, wenn er mal nachfragen müsse.