Bodybuilder aus Herzogenaurach dealte mit Anabolika und Speed

6.10.2010, 16:28 Uhr

Er hatte das Potenzial zu einem erfolgreichen Leben: Seinen Hauptschulabschluss absolvierte der 25-Jährige noch in seiner Heimat Russland, vor etlichen Jahren meisterte er die Übersiedelung nach Deutschland ohne Probleme. Hier packte er den mittleren Bildungsabschluss obendrauf, nebenher begeisterte er sich für seinen Sport. In Nürnberg handelte er mit Nahrungsergänzungsmitteln, verkaufte Eiweißpräparate und Amino-Säuren, als Bodybuilder brachte er es bis an die Spitze der Bayerischen Liga. Zum Muskelaufbau und um seine Leistung zu steigern, griff er seit Jahren zu Anabolika — ein ungesundes, gefährliches und teures Hobby. Im September 2009 fing er an, mit Anabolika zu handeln und nutzte seine Kontakte aus. „Anabolika? In dieser Sportler-Szene nichts Ungewöhnliches“, kommentiert Jürgen Schwarz, einer seiner Verteidiger. Der Anwalt weiß, wovon er spricht — er engagiert sich selbst als Präsident des bayerischen Gewichtheberverbandes, der Name des Angeklagten war ihm als Branchenkenner bereits vor den Straftaten ein Begriff.

Mit Co-Verteidiger Markus Wagner bewegt er den Angeklagten zum Geständnis und schafft so die Basis für eine Prozessabsprache und eine mildere Strafe — die Staatsanwaltschaft hatte vorher fünf bis sechs Jahre Freiheitsstrafe ins Gespräch gebracht. Geknickt räumt der Angeklagte — er beeindruckt mit seiner Reue auch den sonst so strengen Vorsitzenden Richter Stephan Popp — die Vorwürfe ein.

Seine Geschäfte wickelte er größtenteils per Internet ab, erst verkaufte er vorwiegend Anabolika, dann erhielt er über ein russisches Internetforum Kontakt zu einem Rauschgiftlieferanten — dieser machte ihm auch den Handel mit Crystal-Speed schmackhaft.

Kaum zu glauben: Der Angeklagte ließ sich das Rauschgift per Post aus Russland und China schicken — für 100 Gramm bezahlte er 4000 Euro.

Verschlüsselte Programme

Die Drogenfahnder ermittelten in einem anderen Verfahren, als ihnen ein verdeckter Informant vom schwunghaften Anabolika-Handel des Herzogenaurachers erzählte. Nun wurde sein Telefon überwacht. Als sich die Hinweise bestätigten, holten sich die Ermittler die Genehmigung, ihren Lauschangriff auf seinen Laptop zu erweitern. Die Computer-Spezialisten der Polizei stellten fest, dass er mit Hilfe von verschlüsselten E-Mail-Programmen mit Drogen handelte. Im März klickten die Handschellen, seither sitzt der Mann in Untersuchungshaft. ULRIKE LÖW