FFW Herzogenaurach: Brandmeldealarm mit Überraschung

27.9.2018, 18:26 Uhr
FFW Herzogenaurach: Brandmeldealarm mit Überraschung

© Andreas Brandl

Das alte vierstöckige Puma-Gebäude wird derzeit entkernt. Idealer Zeitpunkt, um eine  Übung abzuhalten. Einsätze durch ausgelöste Brandmeldeanlagen sind oft Fehlalarm und schnell abgewickelt.

Nicht so am Mittwochabend. Übungsleiter Karsten Sänger hat sich einiges einfallen lassen und stellt seine Kameradinnen und Kameraden auf eine harte Probe. Das weitläufige Gebäude mit seinen langen Fluren und verwinkelten Büros lässt erkennen, wie wichtig es ist, im Ernstfall eine starke und vor allem gut ausgebildete Truppe hinter sich  zu haben.

Einsätze werden deutlich komplizierter

 So bereiten nicht nur die sinkenden Mitgliederzahlen bei den Freiwilligen Feuerwehren den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Auch immer komplexer werdende Einsätze zum Beispiel mit Elektroautos oder bei Chemieunfälle müssen erprobt werden, jeder Handgriff muss sitzen. So wurde mit laminierten Folien und beschrifteten Kanistern das Austreten einer Flüssigkeit in einem Laborbereich simuliert.

 Die Gefahren erkennen und richtig einschätzen, um sich und sein Team zu schützen, steht hier für alle an erster Stelle. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen es nur um das Löschen von Bränden mit Wasser ging. Umweltschutz, Katastrophenschutz und vor allem auch der Eigenschutz rücken immer weiter in den Mittelpunkt der Einsätze.

Nachwuchs ist vorne dabei

Um den Nachwuchs die Jahre bei der Jugendfeuerwehr etwas schmackhafter zu machen, dürfen sie ab und an mit auf große Übungen. Die vielen Handgriffe müssen geschult  und der Umgang mit verschiedensten Geräten zur Routine werden. Überwachung des Atemschutz, Erstellen von Absperrungen und das Abrollen von Kabeln gehören mit zu deren Tätigkeiten.

Zum Glück handelt es sich am Mittwochabend nur um eine Übung. Die verletzten Personen unter den Trümmerteilen des voranschreitenden Abbruches waren nur Puppen, der verletzte Kamerad, der auf der Trage geborgen werden musste, simulierte natürlich nur.

Der genaue Ablauf der Übung:

Für die Kräfte der FF Herzogenaurach hieß es am Mittwochabend bei einer angekündigten Zugübung: „Brandmelderalarm“. Scheinbar ein Routineeinsatz für die Feuerwehr.
Im ehemaligen Verwaltungsgebäude der PUMA in der Würzburger Straße traf der Löschzug ein, nachdem dieser von der Übungsleitung vor Ort abgerufen wurde.

Zugführer Karsten Sänger inszenierte einen Routineeinsatz mit Besonderheiten. Festzustellen war durch den Einsatzleiter beim Eintreffen auf der Rückseite des vierstöckigen Bürotrakts zuerst nur die Auslösung der Brandmeldeanlage.

 Ein Trupp unter schwerem Atemschutz ging nach Einsehen der Laufkarte mit einem Hochdrucklöschgerät (HighPress) ins erste Obergeschoss auf Erkundung. Hier wurde ein Entstehungsbrand gesichtet. Da sich jedoch die Rauchentwicklung hinter einer Tür bereits ausgebreitet hatte, war das weitere Vorgehen mit einem C-Rohr unumgänglich. Die Lage im Obergeschoss war rasch unübersichtlich. Gleich wurde ein zweiter PA-Trupp zur Unterstützung beordert, da eine vermisste Person in Form einer Übungspuppe gemeldet wurde.

Mit Wasser am Rohr gingen die beiden Trupps zur Personensuche vor. Die große Fläche des Geschosses forderte zwei Schlauchtragekörbe zum Erreichen des Brandherdes in Form einer Nebelmaschine. Parallel wurde nach dem Erkunden des Daches auf eventuell vom Brandrauch geflüchtete Personen durch die Drehleiter, die Anleiterbereitschaft nahe der vermuteten Brandstelle hergestellt, um einen zweiten Rettungsweg zu schaffen. Bei der Erkundung durch den Angriffstrupp im Inneren des Gebäudes wurde ein angenommenes Chemielabor betreten, indem sich zwei Behälter mit Gefahrstoffen befanden. Nach der Meldung an die Einsatzleitung wurde demnach der Rüstwagen, sowie der GW-Logistik 2 nachgefordert.

Da die Kontamination eines Atemschutztrupps bereits stattgefunden hatte, wurde draußen vor dem Gebäude eine Not-Dekon-Stelle errichtet.
Hierfür wurde der Bereich um den Zutritt des Gebäudes abgesperrt. Die Nachalarmierung durch Einsatzleiter und Zugführer für weitere Kräfte wurde fiktiv durchgeführt. Ein Trupp rüstete sich mit Chemikalienschutzanzügen Form ll aus, um für das Dekontaminieren des eingesetzten PA-Trupps vorbereitet zu sein. Zwischenzeitlich konnte das angenommene Feuer gelöscht werden und eine Entrauchung durch Überdruckbelüftung stattfinden. Der angenommene Gefahrstoff war nicht lebensgefährlich und konnte unter einfachen Umständen in vorgesehene Säcke gepackt und ins Freie verbracht werden. Die Dekon-Strecke wurde von allen eingesetzten Atemschutztrupps nach dem Rückzug durchlaufen. Insgesamt wurden für die Übung acht Pressluftatmer eingesetzt. Zweck der Übung war zum einen die Sensibilisierung für die ernste Wende eines Routineeinsatzes, zum anderen auch das Einbauen weiterer Gefahren im herkömmlichen Brandeinsatz. Nach der Übung wurde sich zur „Manöverkritik“ versammelt, um die Eindrücke und erreichten Ziele kritisch zu erörtern.

 

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