Mehr „Luft“ als für 400 Meter

26.9.2010, 21:21 Uhr

Wer den in Aurachtal wohnenden Jubilar erst kürzlich wieder als umtriebigen Organisator rund um das Tennisjugendcamp des TC Aurachtal mit über 80 Kindern erlebte, der konnte sich davon überzeugen, dass gerade das Wirken mit jungen und für junge Menschen für den einstigen Hochleistungssportler ein reiner Jungbrunnen zu sein scheint.

Geboren wurde Kalfelder in Bochum. Sechs Jahre später folgte der Umzug mit den Eltern nach Lüdenscheid, wo er zunächst von seinem Vater mit dem Fußballsport vertraut gemacht wurde. Wie damals üblich, betrieb er nebenbei auch etwas Leichtathletik – und als er mit 19 Jahren bei einem Vereinssportfest einen 100 Meter-Lauf ohne jegliche Vorbereitung in 11,0 Sekunden gewann, waren alle Anwesenden perplex.

Zu ihnen gehörte auch der 400 Meter-Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen in Rom 1960, Manfred Kinder, der Kalfelder empfahl, zur Leichtathletik zu wechseln. Rasch erkannte man seine besondere Stärke für die „mörderische“ 400m-Strecke, wo er schon bald als Einzelläufer wie auch in der Staffel zu nationalen wie internationalen Ehren gelangte.

Bald wurde auch adidas auf den Athleten aufmerksam, und so fand der kaufmännisch ausgebildete Jürgen Kalfelder 1964 gemeinsam mit Ehefrau Carola und Tochter Claudia den Weg in die mittelfränkische Spotschuhmetropole, wo wenig später Sohn Thorsten die Familie komplettierte. Fortan war er als Repräsentant für die drei Streifen in Bayern tätig. Als er 1966 seine aktive Laufbahn als Leichtathlet wegen einer Achillessehnenverletzung beendete, übernahm er bei adidas weitere Öffentlichkeitsaufgaben.

1973 kam es dann zu der wohl beruflich größten Herausforderung für das organisatorische Multitalent: Die Dassler-Familie übertrug Kalfelder die Direktion des kurz zuvor eröffneten adidas-Sporthotels. Mit der tatkräftigen Unterstützung von Ehefrau Carola erwarb man sich rasch den wachsenden Zuspruch weit über die Bundesgrenzen hinaus.

Sekt und Tennis

Die Veränderungen in der Firmenstruktur führten dann dazu, dass sich auch die Kalfelders 1986 beruflich neu orientierten und ab 1987 in Erlangen ein eigenes Restaurant führten. 1990 erlag dann die Sektkellerei Deinhard den Überzeugungskünsten Jürgen Kalfelders und übertrug ihm die Verkaufsleitung für die Gastronomie. Dass er dabei auch die Deinhard- Beteiligung im Deutschen Haus während der Olympischen Spiele 1996 in Atlanta organisierte, war angesichts seiner enormen Kontakte sowohl zu Aktiven wie auch Funktionären logisch. 1997 wurde Deinhard an Henkell verkauft und so übernahm Kalfelder die Verkaufsleitung der Sektkellerei Bernhard Massard in Trier bis zum Renteneintritt 2005.

Dies ist für die meisten Menschen der Anlass, die „Füße hoch zu legen”, nicht jedoch für Kalfelder, der fortan bestens weiß seine gemachten Erfahrungen auch weiterhin sinnvoll einzusetzen. So ist er Inhaber einer Weinagentur, moderiert bei Gourmet-Veranstaltungen und hält Weinseminare unter anderem an der Volkshochschule.

Da gibt es aber noch ein weiteres „Standbein” des gebürtigen Westfalen, den Tennissport. Schon 1968 begann er beim TC 66 Herzogenaurach zu spielen und mit dem ihm eigenen Ehrgeiz erlangte er bald die Aufmerksamkeit des Bayerischen Tennisverbandes, wo er unter anderem von 1979 bis 1989 im Lehrteam des Verbands tätig war. Seit fünf Jahren ist er beim BTV Referent für den Tennis- Breitensport.

2001 wechselte Kalfelder als Jugendsportwart zum TC Aurachtal, wo man ihm rasch die Verantwortung für den Trainerstab übertrug. Inzwischen gehört der TCA im Verband zu den Tennisvereinen mit den größten Mitgliederzuwachszahlen. Dazu trug ganz wesentlich bei, dass Kalfelder, wie zuvor schon für den TC 66 Herzogenaurach, Jugendcamps organisiert und mit seinem Trainerteam durchführt, eine Aufgabe, welche ihm ganz besonders ans Herz gewachsen ist.

Dazu Alexandra Funke, enge Mitarbeiterin und Breitensportwartin im TCA: „Es ist immer wieder aufs Neue verblüffend zu erleben, was der Jürgen meist nur mit wenigen Anrufen so alles bewegen kann. Auch liebt er die Kinder und ist Tag und Nacht für sie da. Dass er nebenbei ganze Gesellschaften mit seinem unerschöpflichen Repertoire an Witzen zu erheitern vermag, ist in unseren Kreisen schon sprichwörtlich.”

Wenn Jürgen Kalfelder heute mit seiner Familie und engsten Freunden im Hotel Ramada zusammen trifft, werden er und Ehefrau Carola nicht nur bekannt aufmerksame Gastgeber sein, er wird auch hier für heitere „Zwischenrufe” sorgen.