Schaeffler-Ingenieur sieht E-Nabenantrieb nah an Umsetzung

24.10.2017, 17:10 Uhr
Schaeffler-Ingenieur sieht E-Nabenantrieb nah an Umsetzung

© Ulrich Schuster

Das große Werbeplakat strotzt vor Selbstbewusstsein. In einem metallischen Raum steht ein schnittiges Rennauto, davor sieht man einen Mann, der die Arme ausbreitet – stolz, selbstbewusst, einladend. "Raum für Pioniere" ist ganz groß zu lesen. Der Raum? Das ist die Metropolregion Nürnberg. Der Pionier? Sebastian Wielgos aus Herzogenaurach.

Normalerweise sitzt der 31-Jährige lieber in seinem Büro bei Schaeffler und tüftelt. Oder überlegt im Team, wie man Ideen in Sachen E-Mobilität voranbringen kann. Dass er jetzt plötzlich Teil einer großen Imagekampagne der Metropolregion ist, hat er nicht gewollt. Doch als er gefragt wurde, hat er eine Nacht darüber geschlafen und dann gesagt: Warum eigentlich nicht?

"Ich bin auf dem Plakat stellvertretend für viele in Herzogenaurach und der Metropolregion", sagt er bescheiden und hat damit auch schon benannt, was die Imagekampagne "Platz für . . ." bezwecken will: zeigen, dass in der Metropolregion viel innovatives Potenzial steckt, und dass es sich für Fachkräfte lohnt, hier einen Arbeitsplatz anzunehmen.

Doch ganz gelingt es Sebastian Wielgos nicht, von sich abzulenken. Dafür sorgt Tim Hosenfeldt, der Leiter Zentrale Innovation bei Schaeffler. "Sebastian Wielgos ist einer der Väter des E-Radnabenmotors bei Schaeffler", sagt er, und fügt hinzu: "Er hat die Entwicklung in den letzten Jahren hervorragend vorangetrieben." Genauer gesagt: Seit viereinhalb Jahren hat Wielgos die Entwicklung des Elektro-Radnabenantriebs maßgeblich begleitet. Beim Nabenantrieb verschwindet der Motor sozusagen in den Rädern. "Das ist natürlich keine neue Erfindung im eigentlichen Sinn", betont der Ingenieur. "Aber wir bei Schaeffler haben den Antrieb in Verbindung mit der E-Mobilität so weit durchdacht und entwickelt, dass wir es umsetzen werden."

 "Schon gestern an morgen denken"

Der E-Radnabenantrieb ist zwar nur ein Pfeil im E-Mobilitätsköcher von Schaeffler, doch Wielgos ist überzeugt, dass er neue Entwicklungen in Gang setzen kann. "Wir überlegen so etwas immer auch mit Blick auf die möglichen Einsatzmöglichkeiten."

Ein E-Nabenantrieb wäre nicht nur emissionsfrei dort, wo er gerade genutzt wird, er bräuchte auch deutlich weniger Platz im Auto als ein konventionelles Motorsystem. "Damit ergeben sich gerade in urbanen Gegenden ganz neue Möglichkeiten", so Wielgos. In solche Autos passen mehr Menschen, wichtig gerade dort, wo die Bevölkerungsdichte steigt und der Mobilitätszwang steigt.

In jüngster Zeit wurden immer mal wieder Stimmen laut, die befürchteten, dass Schaeffler zu lange auf das traditionelle Auto- und Industrie-Geschäft ohne viele Elektronik gesetzt habe und durch die E-Mobilität nun in Bedrängnis komme. Von wegen, lautet die offensive Haltung des Unternehmens. "Schon gestern an morgen denken", ist die Devise, und die E-Mobilität wird künftig ein eigener Unternehmensbereich sein. Dieses Jahr hat der auf dem PR-Plakat abgebildete Rennwagen des Teams "ABT Schaeffler Audi Sport" die Formel E gewonnen.

Gerade in großen Firmen kommt es darauf an, Menschen zu finden, die den Unterschied machen. "Ingenieur hatte für mich immer etwas mit Pioniergeist zu tun", so Sebastian Wielgos. Dass er Ingenieur werden wollte, war für ihn schon in der Schule klar.

Die Metropolregion und speziell Herzogenaurach seien perfekt: interessante Gegend, charmante Stadt, guter Arbeitgeber. Da fällt es dem Wirtschaftsvorsitzenden der Metropolregion, Klaus L. Wübbenhorst, denkbar einfach, zu sagen: "Sebastian Wielgos ist ein perfekter Botschafter für die Innovations- und Metropolregion Nürnberg."

Sebastian Wielgos macht nicht den Eindruck, als würde seine PR-Pionierrolle ihn nun plötzlich lähmen. Er lächelt über seine vorübergehende Rolle und schaut schon in die Zukunft: "Mein Wunsch und Ziel ist es, den Radnabenantrieb in drei bis fünf Jahren auf die Straße zu bringen." Am besten wo? "Natürlich auch in der Metropolregion Nürnberg!"

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