Zum Golde drängt doch alles

14.7.2017, 07:56 Uhr
Zum Golde drängt doch alles

© Foto: Distler

Eigentlich hat Major Jules Gabin mit dem toten Deutschen, der am Ufer des Rheins angeschwemmt wird, gar nichts zu tun. Nicht sein Zuständigkeitsbereich. Doch der Präfekt höchstpersönlich fürchtet um den Tourismus in der Region und "überredet" den Major, zu ermitteln – quasi undercover und zu niemandem ein Wort! Immerhin hat der Deutsche in der Pension Auberge de la Cigogne in Rebenheim gewohnt, also in dem Ort, in dem der Major der Leiter der Gendarmerie ist.

Dabei würde dieser viel lieber das Zusammensein mit seiner neuen Liebe genießen. Denn das turbulente Privatleben von Jules Gabin, das schon in den ersten beiden Bänden ("Elsässer Erbschaften" und "Elsässer Sünden") für Auflockerung und das ein oder andere Schmunzeln sorgte, scheint sich nun in geordneten Bahnen zu bewegen. Ein Trugschluss, wie sich ganz am Ende herausstellen wird . . .

Doch zunächst steht die Frage im Raum, warum der deutsche Geologe umgebracht wurde. Geht es um geheime Goldvorkommen im Elsass? Klar ist: Der Tote hatte ein Geheimnis.

Major Jules Gabin begibt sich also auf Goldsuche und sieht sich gleichzeitig mit einem Filmstar konfrontiert, der sich in seiner ursprünglichen Heimat Rebenheim niederlassen will. Übrigens: Bei der Erschaffung dieses alternden Filmstars Alain Rocca hatte Jan Beinßen den großen Jean Paul Belmondo im Sinn.

Faszination eines Filmstars

Rocca also sorgt für viel Aufregung unter den bereits bekannten Protagonisten. Jeder möchte einmal einen Blick auf den Star oder sogar ein Autogramm erhaschen. Und nicht einmal der Major kann sich der Faszination seines Jugendidols entziehen. Eine dritte Komponente kommt mit dem gerade aus der Haft entlassenen Kriminellen Gilles Conrad ins Spiel, der es aus ganz anderen Gründen auf Alain Rocca abgesehen hat.

Mit sicherer Hand lotet Jan Beinßen alias Jean Jacques Laurent die Stärken und Schwächen seiner Figuren aus, spielt mit den Erwartungen des Lesers und führt ihn auf verschiedene richtige und falsche Fährten. Nebenbei erfährt man auch wieder viel Wissenswertes über das Elsass und seine geologischen, aber auch kulinarischen Besonderheiten. Ortsbeschreibungen wirken besonders authentisch, weil der Autor sich die Mühe macht, vor Ort zu recherchieren. "Für den Tatort bin ich 64 Kilometer den Rhein entlanggefahren, bis ich die passende Stelle gefunden hatte", erzählt Jan Beinßen. Genau diese Stelle hat er dann im Kopf, wenn er sie in seinem Buch beschreibt.

Außerdem wird endlich das Geheimnis um einen Kriminalfall der Vergangenheit, in den Jules Gabins Freund Lino verwickelt war, gelüftet.

Das Ende hält dann einen Paukenschlag bereit, der neugierig macht auf den nächsten Band. Dieser wird nämlich genau dort ansetzen und sich mit der Mystik und dem Aberglauben im Elsass beschäftigen. Bis dahin können sich Fans auf den Ende August erscheinenden zwölften Fall von Paul Flemming mit dem Titel "Frankenwein und eine Leiche" freuen.

ZJean Jacques Laurent: Elsässer Versuchungen — Ein Fall für Major Jules Gabin, Piper Verlag, 284 Seiten, 15 Euro, ISBN 9783492060769

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