274 Paten aus Röttenbach helfen Schülern im Niger

23.5.2018, 13:57 Uhr
274 Paten aus Röttenbach helfen Schülern im Niger

© Foto: Rainer Groh

Die Zahlen nannte Susanne Neuner, die die Verwaltung der Schulpatenschaften von der kürzlich verstorbenen Elisabeth Scharf übernommen hat, beim Besuch eines alten Freundes. Laurent Lompo, Erzbischof von Niamey, hat Röttenbach eine Woche lang besucht. Am Pfingstmontag reiste der ranghöchste Kirchenmann seines Landes für elf Tage weiter nach Rom. Alle Bischöfe aus dem Niger und dem Nachbarland Burkina Faso sind zu Papst Franziskus geladen.

Am Freitagabend informierte Pater Laurentius, wie man ihn in Röttenbach auch nennt, nach einem Gottesdienst über die Entwicklungen in seinem Heimatland und über den Erfolg der Schulpatenschaften. Der Erzbischof erinnerte vor allem an die verstorbene Elisabeth Scharf, die für ihn gewesen sei wie eine zweite Mutter.Mit etwa 8000 Euro hat die Verstorbene noch posthum den Hunger im Niger lindern geholfen. So viel Geld kam durch einen Spendenaufruf bei der Beerdigung zusammen, wofür Laurent Lompo besonders dankte.

Der Niger leidet bekanntlich unter der islamistischen Terrororganisation Boko Haram, die vor allem im Norden des Landes, aber auch an der Grenze zu Nigeria, für große Unsicherheit sorgt. Die Landwirtschaft leidet, entsprechend knapp sind Lebensmittel.Hilfe aus Röttenbach und seiner Umgebung kam Anfang des Jahres auch nach einem Spendenaufruf "Brot statt Böller", den unsere Zeitung unterstützt hat. Adam Bucher, Ortsvorsitzender der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) und väterlicher Freund des Geistlichen, berichtete von 2000 Euro, die über Erzbischof Laurent für Lebensmittel verwendet werden konnten.

Die Lage ist immer noch nicht sicher in vielen Gebieten des Niger, berichtete der Erzbischof. Vor allem für die etwa 19 Millionen Christen im Land, eine Minderheit von 1,5 Prozent der überwiegend muslimischen Bevölkerung. Umso wichtiger, dass der interreligiöse Dialog gut funktioniere, so Laurent Lompo, sowohl zwischen Katholiken und Protestanten, als auch zwischen Christen und Muslimen und auch zwischen Christen und den Angehörigen von Naturreligionen, einer weiteren Minderheit im Land.

Wichtiges Mittel, ins Gespräch zu kommen: die Missionsschulen. Im Gegensatz zu den staatlichen Schulen sind diese nämlich besser ausgestattet und haben das qualifiziertere Lehrpersonal, dazu einen Sozialarbeiter in jeder der 34 Schulen. Zudem, so der Erzbischof, werden die Lehrer anständig und regelmäßig bezahlt, sind also motivierter als die staatlichen Lehrer, die oft monatelang kein Gehalt bekämen.Entsprechend begehrt sind die Missionsschulen – natürlich auch bei der muslimischen Mehrheit. 99 Prozent der Schüler in den christlichen Bildungsstätten sind nach dem Bericht Laurent Lompos muslimische Kinder, die Mehrzahl Mädchen. Weil das Schulgeld umgerechnet etwa 150 Euro im Jahr beträgt und auch die aus bedürftigen Familien stammenden Patenkinder der Röttenbacher nur die Hälfte dieser Kosten finanziert bekommen, ist, wer die Schule besucht, auch wirklich willens zu lernen.

Die Qualität macht die Einrichtungen begehrt, und der Erzbischof bekommt bei seinen Besuchen in den Pfarreien des Niger fast überall den Wunsch nach dem Bau einer Schule zu hören. 18 Pfarreien hat er bislang besucht – von 22 im Land – und 15 wollen ein solches Gebäude errichten. Das, sechs Klassenzimmer sind die Regel, kostet aber um die 15000 Euro und, bemerkt Laurent Lompo, Rom fördere zwar den Bau von Kirchen, nicht aber den Bau von Schulen.

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