Ab ins Rathaus Herzogenaurach im Wiesengrund

17.1.2019, 18:00 Uhr
Durch den Torbogen ab in den Umzugslastwagen: das Rathaus Herzogenaurach zieht aus.

© Fotos: Horst Linke Durch den Torbogen ab in den Umzugslastwagen: das Rathaus Herzogenaurach zieht aus.

Passanten erklären ihm, dass er seiner Zeit etwas voraus ist. Erst ab Dienstag sei die rote Tür des ehemaligen Puma-Hauptquartiers die richtige. Wenn er sich beeile, könne er aber seine Angelegenheit heute noch im alten Rathaus am Marktplatz regeln. Etwas verwundert macht sich der junge Mann auf in Richtung Innenstadt.

Schon seit Monaten bereitet sich die Stadtverwaltung auf den großen Umzug in das Interimsrathaus mit der Adresse "Wiesengrund 1" vor. An diesem Tag nun ist für die Mitarbeiter der letzte normale Arbeitstag mit Öffnungszeiten im alten Domizil.

Aber was heißt da normal unter diesen Bedingungen. Bis 18 Uhr kann der Bürger kommen, aber sie sehen Büroräume, die quasi in Auflösung begriffen sind. Die Möbel sind noch da, aber viele Akten schon von den Umzugsexperten der Firma Lauer abgeholt.

Im Büro von Bauamtsleiterin Andrea Stadter gibt es eine Besonderheit. Dort stehen neben dem Schreibtisch plötzlich rund 15 Kaffeetassen. "Die haben sich so angesammelt bei mir", erklärt sie. Alle mitnehmen?

Umzüge dienen bekanntlich auch zum Ausmisten, und das betrifft nicht nur die angesammelten Kaffeetassen im Rathaus. Die ganze Stadtverwaltung hat bereits vor einem Jahr damit begonnen, langsam auf den Umzug hinzuarbeiten. Nur mitnehmen, was notwendig und sinnvoll ist, so die Devise. Im Bauamt sind das dennoch immerhin rund 4500 Leitzordner.

Sinnvoll zum Mitnehmen ist zum Beispiel auch der Tresor. Doch das alte Exemplar kommt gar nicht mit ins neue Domizil, es ist ein neuer angeschafft worden. Doch wann der Transport des Bargeldbestands stattfinden soll, will Kassenleiter Johannes Theisgen nicht einmal den vertrauenerweckenden Journalisten verraten.

Schon sehr weit fortgeschritten sind die Umzugsarbeiten der Stadtbücherei. Grund: Letzter Öffnungstag im alten Schloss war vergangenen Samstag, daher konnte am Montag losgelegt werden. "Ein Team hat abgebaut, ein Team aufgebaut", schildert Büchereileiterin Gabriele Lechner. Ein genauer Stellplan erleichterte die Arbeit. Wichtiger Trick: "Wir haben vorher alles fotografiert", so Lechner.

Das half, bei auftretenden Detailprobleme nachzuschauen: Wie war dieses oder jenes Regal zusammengeschraubt, wo standen welche Bücher genau? Die Büchereileiterin sagt schon jetzt: "Die Umzugsleute haben das Top gemacht." Gabriele Lechner ist schon jetzt relativ entspannt: "Ich habe mir das schrecklicher vorgestellt."

Heute und am Wochenende nun geht es auch in den anderen Ämtern ans feste Mobiliar. Soweit möglich, soll alles wiederverwendet werden. Am Dienstag öffnet das Interimsrathaus um 7.30 Uhr.

Der junge Mann, der am Vormittag irrtümlich schon am Interimsrathaus geklopft hatte, wurde später noch in der Innenstadt gesichtet. Trotz Umzugsstress hatte er im alten Rathaus noch Gehör für sein Anliegen gefunden. "Alles gut", schmunzelte er.

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