Agrar in ERH: Ernte gut und Preise schlecht

19.7.2016, 19:18 Uhr
Agrar in ERH: Ernte gut und Preise schlecht

© Foto: Spörlein

Sein Resümee hörte am gestrigen Dienstag ein auserlesener Kreis von landwirtschaftlichen Funktionären und Politikern, denn Ort hatte zu seiner jährlichen Pressekonferenz auf den Hof der Vollerwerbslandwirtsfamilie Grau nach Reinersdorf geladen, um einmal mehr einen Blick auf die Landwirtschaft zu werfen. Das traf sich zeitlich gut, denn die Familie Grau hatte erst am Wochenende ihre Wintergerste eingeholt, der Sommerweizen steht dagegen gleich am Rande des Weisendorfer Ortsteils noch gut im Saft, „der braucht noch zwei Wochen“ bis zur Ernte, meinte Florian Grau, Junior und Agrarexperte der Graus.

Ihr Betrieb mitten in Reinersdorf wird als bodenständig ausgewiesen, hat laut Manfred Grau aktuell 85 Hektar in der Bewirtschaftung, 15 Hektar Wald, elf Hektar Wiesen und 2,5 Hektar Weiherfläche. Und 60 Mastbullen stehen im Stall, denn die Graus arbeiten auch als Vermarkter und als Viehtransporter.

„Wir müssen immer wieder aufs Neue unsere Landwirte und ihre Arbeit ins richtige Licht rücken“, betonte Robert Ort angesichts dessen, dass für die Wintergerste derzeit lediglich zwischen zehn und elf Euro pro Doppelzentner bezahlt werden. „Es gab schon mal Zeiten, da gab es 20 Euro dafür“. Die Situation bei der Milch sei bekannt und erschütternd, ebenso stehe es um die anderen Erzeugnisse.

Vor 20 Jahren habe der Landwirt beispielsweise noch einen Anteil von 20 Prozent am Preis von einem Laib Brot gehabt, heute seien es gerade einmal um die fünf Prozent. Man bezahle etwa für ein Kilo Mischbrot durchschnittlich 2,55 Euro; der Landwirt erhalte für den Getreideanteil im Gegenzug 14 Cent.

Jammern allerdings wolle man nicht durch die Bank, man müsse die Verbraucher vielmehr auf diese Missstände aufmerksam machen. Man wähle immer öfter passgenaue Sorten für den Anbau, Züchtungen würden besser gelingen, ließ Hermann Greif, Getreidepräsident des BBV, wissen. „Wir können vieles ausgleichen, brauchen aber bessere Preise, um auf hohem Niveau weiter hochwertige Lebensmittel erzeugen zu können“.

Und laut Landtagsabgeordnetem Walter Nussel aus Burgstall brauche man auch mehr Konsens unter den verschiedenen Interessengruppen. Naturschutz und Landwirtschaft würden nicht im Gegensatz zueinander stehen, vielmehr bemühe sich die Landwirtschaft um die Pflege unserer Kulturlandschaft, meinte Nussel und eilte am Dienstag zur Bahn, um bei einer wichtigen Sitzung in München dabei sein zu können.

Um beiderseitige Rücksicht im täglichen Umgang miteinander, insbesondere während der laufenden Erntezeit, bat auch Weisendorfs Bürgermeister Heinrich Süß. Süß wollte dies gesagt haben, weil öfter Konfrontationen mit den „bedrohlich großen landwirtschaftlichen Fahrzeugen“ entstehen. Insgesamt gesehen laufe es in Sachen Ertrag seiner Meinung nach zumindest besser als 2015, denn mit den Unwägbarkeiten des Wetters würden die Landwirte im Großen und Ganzen gut zurecht kommen.

Seid mal froh darüber, meldete sich Evi Derrer, die Kreisbäuerin, zu Wort, dass wir von solchen Unwettern wie in Ober- und Niederbayern verschont geblieben sind. Landwirtschaft sei halt abhängig vom Wetter, so Landrat Alexander Tritthart, der für den Landkreis registrierte, dass es immer weniger Vollerwerbslandwirte gibt.

Eine gute Nachricht für die organisierten Landwirte im Landkreis hatte Tritthart auch dabei: Man habe im Kreisausschuss erst dieser Tage und einstimmig beschlossen, die freiwilligen Leistungen für die Landwirtschaft beizubehalten. Da gab es spontan Beifall, aber nicht nur hierfür, auch für Nikolaus Ehnis von Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Fürth. Ehnis ist dort seit 1. April der direkte Ansprechpartner für die hiesigen Landwirte, wenn es um den Pflanzenbau geht. Robert Ort bezeichnete den Experten als Pflanzenbauberater, der sich in der relativ kurzen Zeit schon gut eingearbeitet hat.

Ehnis berichtete davon, dass alleine in ERH beispielsweise über 1000 Hektar Winterroggen angebaut werde. Fazit der Landwirte: „Und wenn der Sommer keine allzu lange Pause einlegt, sind wir mit der Situation zufrieden“ – nicht aber mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Ab ging es mit dem Landrat ins Sommerweizenfeld der Familie Grau. Sommergerste und Weizen stehen übrigens nach der Wintergerste demnächst zur Ernte an.

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