Alligators siegen, müssen aber in die Abstiegsrunde

15.1.2017, 21:25 Uhr
Alligators siegen, müssen aber in die Abstiegsrunde

© Foto: Thomas Hahn

Für den HEC gab es noch eine bittere Pille zu schlucken: Ausgerechnet Torjäger Ales Kreuzer hatte eine Erkältung flachgelegt. Ansonsten war das Team bis auf Simon Knaup komplett.

Personell hatte der EV Regensburg deutlich größere Lücken zu füllen: Es fehlte fast die halbe Mannschaft krankheits- oder verletzungsbedingt. Darunter Hochkaräter wie Topscorer Nikola Gajowsky, Vitali Stähle oder DNL-Stürmer Philipp Vogel. Einen solchen Aderlass könnte ein Verein wie der HEC gar nicht verkraften, der Klub aus der Oberpfalzmetropole hingegen hat einen Kader, der so etwas schon einmal auffangen kann. So zwang man am Freitag in ähnlicher Besetzung den Spitzenreiter Selber Wölfe in die Verlängerung, wo es dann nach einem spektakulären Match eine 7:8-Niederlage gab.

Und ähnlich torhungrig präsentieren sich die Regensburger auch am Sonntagabend in ihrer 5000 Zuschauer fassenden Donau-Arena, die nur zu rund 40 Prozent gefüllt war. Die technisch starken Hausherren wirbelten vom Eröffnungsbully weg so elanvoll, dass sich die Verteidiger der Alligators oft nur mit Fouls zu helfen wussten. Nach knapp vier Minuten mussten die Gäste sogar eine doppelte Unterzahl hinnehmen – normalerweise gegen ein solches Topteam fast ein sicheres Gegentor. Doch schon da zeigte sich, dass der Neuling alles in die Waagschale werfen würde: Mit viel Herzblut und oft auch mit dem Mute der Verzweiflung schmissen sich die Weiß-Grünen in die Schüsse der roten Regensburger.

Reichlich Strafzeiten

Zunächst mit Erfolg. Und ausgerechnet die vierte Höchstadter Reihe hätte beinahe den Spielverlauf auf den Kopf gestellt. Doch der Winkel für Philipp Seelmanns Direktschuss war nicht optimal, EVR-Goalie Daniel Fießinger kann parieren.

Dann fiel es doch, das eigentlich längst fällige 1:0 für Regensburg. Wieder einmal brachte die Verteidigung den Puck nicht aus der Gefahrenzone. Yannick Drews bediente Benedikt Böhm, der so frei stand, dass er sich die Ecke beinahe aussuchen konnte.

Doch die Alligators reagierten nicht geschockt, sondern eher trotzig. Ein mit der Rückhand abgelenkter Schuss von Thilo Grau parierte Fießinger aber ebenso wie kurz darauf die Versuche von Dan Heilman und Patrick Dzemla.

Dann aber 2 + 2 Strafminuten gegen den EVR-Abwehrrecken Barry Noe. Vier Minuten Zeit für den Ausgleich. 1:40 Minuten dauerte es, bis sich Tomas Rousek ein Herz fasste, abzog – und mit Markus Babinsky direkt vor dem Tor einen Abnehmer fand, der den Puck unhaltbar abfälschte.

Nun war wieder der Hausherr am Drücker, der Strafzeiten erzwang. Doch dann fiel fast das Höchstadter 2:1 – es schepperte laut vernehmlich die Latte vom Aufeinandertreffen mit der Hartgummischeibe. Irgendwie retteten sich die Alligators mit dem 1:1 in die Drittelpause, auch wenn es noch mehrfach lichterloh vor Philipp Schnierstein brannte, der hielt, was zu halten war.

Nach 20 Minuten war die Mission noch nicht unlösbar, auch wenn Sonthofen da schon mit 3:1 führte.

Doch ein Höchstadter Sieg schien schwer realisierbar gegen die bärenstarken Regensburger um die Nordamerika-Connection Trew, Wong, Noe und Flache. Die spielten auch nach Wiederbeginn brillant auf, vergaßen aber das Toreschießen gegen allerdings weiterhin aufmerksame und bissige Alligators.

Die sammelten erneut reichlich Strafzeiten, die ohne Folgen bleiben – im Gegenteil. Patrik Dzemla schnappt sich im eigenen Drittel die Scheibe, stürmte los, schüttelte einen Verteidiger ab und überwand ebenso entschlossen auch Fießinger. Tatsächlich führte der Außenseiter jetzt und durfte von Platz acht träumen. Doch nach einer weiteren Strafe schob Noe nach perfekter Vorarbeit von Wong aus kürzester Distanz zum 2:2 ein.

Alligators siegen, müssen aber in die Abstiegsrunde

© Foto: Thomas Hahn

Doch die Stehauf-Panzerechsen machten unbeirrt weiter. Nach Vorarbeit von Daniel Sikorski und Tomas Rousek traf Michal Petrak mit der Rückhand in den Winkel. In den letzten Minuten zitterten etwa 40 HEC-Fans nach einer Strafe gegen Thilo Grau um die kostbare Führung, aber das Tor lag auf der Gegenseite in der Luft. Ein EVR-Verteidiger rutschte als letzter Mann aus, Petrak durfte wie beim Penalty auf Fießinger zulaufen, doch diesmal gewann der Keeper das Duell. Nur ärgerlich, dass Sonthofen da schon mit 3:1 in Lindau führte.

Bester Aufsteiger

Auch im Schlussdrittel blieb der HEC seinem Spielplan treu, machte den Raum vor Schnierstein eng und stemmte sich mit Leidenschaft den individuell stärkeren Regensburgern entgegen. Das ging lange gut, ehe der Gast erneut eine Strafe kassierte. Sekunden, bevor Tomas Rousek die Kühlbox wieder verlassen durfte, fiel das 3:3. Noe schoss von der Blauen Linie, der Schuss trudelte abgefälscht (der Treffer wurde Flache zugeschrieben) ins Tor. Fast gleichzeitig verkürzte Lindau auf 2:3.

In der Donau-Arena überschlugen sich nun die Ereignisse. Zwei Regensburger Strafzeiten binnen kurzer Zeit brachten das Publikum zum Kochen und eröffneten dem HEC die Chance auf die erneute Führung. Mit Geduld und Spielwitz gelang das tatsächlich. Verteidiger Richard Stütz war die letzte Station einer sehenswerten Kombination. Aber Sonthofen war da wieder auf 4:2 davon gezogen. Da half auch das 5:3 von Sikorski nichts mehr. Nach 60 Minuten war es auch kein Trost für die Alligators, dass sie die besten Aufsteiger der Oberliga-Hauptrunde sind.

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