Ärmliches Leben in den Hütten von Zubza

5.3.2018, 14:57 Uhr
Ärmliches Leben in den Hütten von Zubza

© Foto: Ernst Klimek

Ohne die Übersetzung in die Angami-Sprache könnte sich die Weisendorfer Delegation nicht mit manchen Eltern austauschen, da sie kein Englisch beherrschen. Sobald sich die Besucher den Hütten nähern, scharen sich Kinder um sie. Aus Dankbarkeit für die Schulgeldübernahme, die "Schoolfees", wird Anita Klimek von Mutter Rino in die Arme genommen und geküsst.

Oft werden die Besucher eingeladen, in die Hütte einzutreten. Bedrohliche Nöte werden dann berichtet: Sei es, dass der Vater verstorben ist, beide Elternteile fehlen und Frauen als Tagelöhner auf dem Feld oder Männer im Straßenbau als Steineklopfer arbeiten müssen.

Etwa 50 Frauen versuchen, mit Süßigkeiten – ein Bonbon kostet eine Rupie – einen kleinen Erlös zu erzielen. Durch die Mast von zwei Schweinen und den Verkauf wird ebenfalls der Etat verbessert. Die Schulgeldübernahme ist für die Familien eine sehr große Entlastung.

Tagelöhner erhalten fünf bis sieben Euro pro Tag, falls es Arbeit gibt. Für Steineklopfer gibt es pro großen zertrümmerten Stein acht Rupies, dies ist mehr als ein Lehrer mit 80 bis 130 Euro im Monat in der Don Bosco-Schule verdient.

35 Euro im Monat

Die Mutter von Mohan Robert berichtete, ihr Mann bringt als Taxifahrer 35 Euro im Monat nach Hause. Mit einem Minishop versucht die Frau, das Monatseinkommen zu erhöhen, um die Miete von knapp 25 Euro bezahlen zu können. Ohne Patenschaft wäre der Schulbesuch von Robert nicht möglich. Sein Bruder hingegen muss wegen fehlenden Geldes zuhause bleiben.

Es gibt keine Krankenversicherung, Renten- oder Arbeitslosenversicherung: Ohne Arbeit kein Geld, Kinder sind für die Eltern im Alter die einzige Lebensversicherung! Die Salesianer Don Boscos bemühen sich sehr, vielen Kindern den Unterricht zu ermöglichen und ihnen die Chance auf eine bessere Zukunft zu geben.

Rund die Hälfte der Bewohner des Nagalandes leben in undichten kleinen Bambus- und Blechhütten in oft sehr verschlissenem Zustand. Zeitungen an den Bambuswänden sollen Wind und Kälte abhalten, was jedoch kaum die Kälte auf 1100 Meter in den Winternächten mildert. Auch die Besucher sitzen beim Frühstück und Abendessen mit Anorak, Schal und auch mal mit Mütze da.

Geschlafen wird mit Wintersocken, zwei Schichten Nachtwäsche und mehreren Decken. Im Januar kann die Temperatur nahe an den Gefrierpunkt fallen. Eine Ordensschwester zeigte uns ihre Erfrierungen an den Fingern, die sie in den Räumen des Konvents erlitten hatte. Die Wohnflächen in den Hütten sind sehr beengt. Der Schlafraum der undichten Blechhütten misst maximal 15 Quadratmeter. Die wenigen Wäschestücke hängen an Holzlatten. Die Besucher, so berichtet Ernst Klimek, sind tief im Herzen berührt "und manchmal auch den Tränen nahe."

Fleisch nur an Festtagen

In der Küchenecke befindet sich die offene Feuerstelle, wenige Kochutensilien lagern auf Holzbrettern. Manchmal hängen ein paar Fleischstreifen über der Feuerstelle, die einzige Möglichkeit, diese haltbar zu machen.

Fleisch gibt es höchstens einmal im Monat oder an Festtagen. Reis mit Dal und wenig Gemüse werden, wenn überhaupt, drei Mal am Tag gegessen.

Ein Verschlag aus Plastik oder Blech dient als Toilette und Baderaum, selten ist er aus Ziegelstein errichtet. Es gibt kein fließendes Wasser, keine Dusche, keine Toilette in der Hütte. Die absolute Armut, die Anstrengungen, auch nur an Wasser zu gelangen, schockieren.

Frater Samuel Elow SDB, der Schulleiter, sucht nach Rücksprache mit den Lehrern besonders bedürftige Kinder für die Pateneltern aus. Kriterien wie geringer Verdienst oder dass Elternteile verstorben sind oder die Familie verlassen haben, sind für die Auswahl wichtig. Deswegen ist die Schulgeldpatenschaft für die Familien eine große Hilfe. Und bei jedem Besuch wurde ein Dank an die Pateneltern mitgegeben. Auf dem indischen Arbeitsmarkt gilt das Prädikat "convent educated" als Gütesiegel.

Spendenkonto: Don Bosco Mission Bonn, Verwendungszweck: Zubza, IBAN: DE92 3706 0193 00 22 3780 15; BIC: GENODED1PAX

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