Asylbewerber: „Die Situation hat sich noch verschärft“

25.7.2014, 17:40 Uhr
Asylbewerber: „Die Situation hat sich noch verschärft“

© Hans-Joachim Winckler

Asylbewerber: „Die Situation hat sich noch verschärft“

© Ralf Rödel

Derzeit leben im Landkreis rund 240 Asylbewerber, 92 in der Unterkunft in Höchstadt, der Rest in Gasthäusern wie zum Beispiel in Heßdorf oder in privaten Unterkünften.

Wenn die Zahlen so bleiben, wird sich die Zahl der Asylsuchenden damit bis Ende des Jahres mehr als verdoppeln.

Dieser Herausforderung vor allem bei der Suche nach Unterkünften muss sich allerdings nicht nur Erlangen-Höchstadt stellen. Landrat Alexander Tritthart war in dieser Woche zu einem Informationsbesuch in der zentralen Aufnahmestelle in Zirndorf. Gemeinsam mit Regierungspräsident Thomas Bauer und den weiteren sechs mittelfränkischen Landräten informierte er sich über die Lage dort. Es wurde schnell klar: Alle Landratsämter als unterste staatliche Behörde werden zunehmend in die Pflicht genommen.

Alexander Tritthart kann das nach dem Besuch in Zirndorf noch besser verstehen als bisher schon. Die für rund 600 Personen ausgelegte Aufnahmestelle beherbergt derzeit rund 900 Personen. „Wenn Sie das sehen, da kommen Sie ins Nachdenken“, so Tritthart. „Das waren bewegende Eindrücke.“

Das Landratsamt ist hier nun nicht als Kreisbehörde, sondern als unterste staatliche Ebene gefragt. „Aber wir wollen auch aus menschlichen Gründen alles tun, was möglich ist.“

Das Wichtigste: Unterkünfte finden für die Familien aus aller Herren Länder. Doch das ist schwer. Schon Trittharts Vorgänger Eberhard Irlinger hatte immer wieder an die Bevölkerung appelliert, sich zu melden, wenn noch Wohnraum zu vermieten ist, oder Flächen vorhanden sind, auf denen Container aufgestellt werden können. „Die Situation hat sich jetzt noch verschärft“, so Tritthart. So wie es aussieht, werden nun jede Woche acht zusätzliche Asylbewerber dem Landkreis zugeteilt.

Die Stadt Herzogenaurach ist eigentlich seit Monaten darauf eingestellt, zusätzliche Asylbewerber aufzunehmen, teilte Bürgermeister German Hacker am Donnerstag dem Kulturausschuss mit. In der Eichelmühlgasse besitzt die Stadt ein Gebäude, in dem bis vor kurzem die Herzogenauracher Tafel ihr Domizil hatte. Dieses sowie eine Scheune nebenan kann die Regierung von Mittelfranken abreißen lassen und dort zwei Containergebäude für je 25 Asylbewerber errichten. „Wir sind bereit“, erklärt Bürgermeister German Hacker. Er schätzt, dass wohl erst im September oder Oktober solche Container bezugsfähig sind. „Das A und O ist aber auch eine hauptamtliche Betreuung“, fordert Hacker, der im Ausschuss ausdrücklich das Engagement der Ehrenamtlichen in Herzogenaurach lobte. Bislang leben 26 Personen in der Stadt sowie in Niederndorf und Hammerbach.

Bürgermeister Hacker betonte, dass er eine zusätzliche Zahl von 50 Asylbewerbern für eine Stadt der Größe Herzogenaurach für gut vertretbar halte. „Aus meiner Sicht reagieren die Bürger sehr offen.“ Die meisten wüssten ja, dass man sich aus der Problematik nicht herausmogeln könne.

Landrat Alexander Tritthart hat unter dem Eindruck der neuen Zahlen und der Situation in Zirndorf Briefe an alle Bürgermeister und an die Pfarrer im Landkreis geschrieben, in denen er um Mithilfe bittet. Ein zentrumsnaher Landkreis wie ERH tut sich bei der Suche nach Unterkunftsmöglichkeiten besonders schwer, da hier die Wohnungsknappheit besonders zu spüren ist. Doch eine Ausrede soll das für Landrat Tritthart nicht sein. „Aber wir kommen massiv an unsere Grenzen“. Und: „An das Anmieten von Turnhallen wollen wir nur für den allergrößten Notfall denken.“ Was dem Landrat zusätzlich Sorgenfalten verursacht, ist die Tatsache, dass es sich bei der Zahl von 265 Asylbewerbern nur um die Zahl für 2014 handelt. „Es ist aber ja nicht damit zu rechnen, dass es 2015 besser wird. Man braucht bloß die Fernsehnachrichten verfolgen.“

Der Landrat bittet, dass sich Bürger, die mithelfen wollen und Unterkünfte oder Flächen anbieten können, im Landratsamt in Höchstadt melden bei Dorle Ackermann (Sachgebiet Soziales) oder Abteilungsleiterin Anne-Marie Müller unter * (0 91 93) 2 05 45.

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