Aufatmen bei der TSH: Frauen-Handball lebt weiter

1.8.2014, 07:00 Uhr
Aufatmen bei der TSH: Frauen-Handball lebt weiter

© Foto: Volker Schneller

Lautes Trommeln war bislang nie das Ding der TSH-Handballerinnen. Stattdessen wurden personelle Veränderungen in den vier Jahren Bayernliga- Zugehörigkeit eher unaufgeregt abgewickelt, wobei es sich bei den Abgängen überwiegend um Akteure handelte, die ihre Laufbahn beendeten.

Heuer aber ist alles anders. Nachdem sich mit Andrea Berner und Christina Wölfel zwei Urgesteine vom Leistungssport zurückgezogen hatten, folgten Torfrau Martina Ebersberger, Rechtsaußen Tanja Küffner und zuletzt Kreisläuferin Lena Mergner dem Werben des Regionalligaaufsteigers HaSpo Bayreuth (wir berichteten). Dermaßen auch zahlenmäßig dezimiert, war für den Coach und Abteilungsleiterin Christine Odemer lange Zeit nicht abzusehen ob man überhaupt ein konkurrenzfähiges Team für die neue Saison melden kann.

"Verschlossene Türen"

Zumal Hermannstädter, der es in den vergangenen Jahren immer wieder verstand, Lücken umgehend zu schließen, in den letzten Monaten eine neue Erfahrung machen musste: „Manchmal hatte ich Glück, doch diesmal stand ich meist vor verschlossenen Türen.“ Ob da externe „Kräfte“ mitwirkten, wie vereinzelt zu hören war, wollte er nicht kommentieren.

Umgekehrt aber weckte in ihm diese besonders heikle Situation neue Motivation: „Es sollte meine letzte Saison werden und ich wollte danach ein gutes Umfeld hinterlassen und auch bei der Suche nach einem Nachfolger helfen. Mit einem Rückzug der Mannschaft wollte ich aber auf keinen Fall diese tolle Zeit bei und mit der TSH beenden“.

Also ging er, auch im Sinne der treuen TSH-Spielerinnen, neue Wege und konnte über einen Freund in Rumänien Kontakt zu der langjährigen Spitzenspielerin Alexandra Dodan (32 Jahre) aufnehmen, die ein Psychologiestudium beendet hatte und am Ende ihrer Laufbahn noch mal internationale Luft schnuppern möchte. Zuvor spielte sie in der 1. Liga Ungarns sowie der ersten (Cluj und Galati) und zweiten Liga (Pitesti) Rumäniens und agierte dort jeweils als Linkshänderin im rechten Rückraum.

Schon frühzeitig war sie es gewohnt, auf und neben dem Spielfeld Verantwortung zu tragen und wurde stets zum Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft. Entsprechend sachlich und vertrauenserweckend ist auch ihr Auftreten. Zwar muss sie die deutsche Sprache erst erlernen, doch die Verständigung mit den neuen Mitspielerinnen klappt nach ihrem Bekunden schon recht gut, was im Sport generell leichter ist und zudem das Team sich mit der englischen Sprache zu helfen weiß.

Ihr wichtigster Ansatz in der Mannschaft („wir haben wirklich gute Akteure, da ist viel zu bewegen“) ist es zwar, ihre Qualitäten einzubringen, aber das Spielgeschehen nicht an ihr alleine festzumachen: „Man kann lauter Nationalspielerinnen haben, wenn diese aber nicht als Team funktionieren, ist man nur die Hälfte wert.“

Das hört Hermannstädter gern, seit dem Abgang von Tina Müller 2011 fehlt der Mannschaft auch nach Bekunden der Akteure stets eine „Leaderin“, eine, die in entscheidenden Situationen das Heft in die Hand nimmt. Dazu scheint Dodan prädestiniert.

Dass sie inzwischen bei Georg Hutter, engagiert in Herzogenauracher Chören wie auch der Siebenbürger Volkstanzgruppe, eine Bleibe gefunden hat, macht ihr das Einleben deutlich leichter. Beruflich konnte ihr eine Mitspielerin etwas weiterhelfen, da auch sie keinerlei finanzielle Zuwendungen vom Verein erhält. Daher erhofft sie sich mittelfristig dann doch eine beruflich umfassendere Lösung.

Eine die von ihr in jeder Hinsicht profitieren dürfte, ist die blutjunge Saskia Probst, Jahrgang 1998 und Mitglied des DHB-Nachwuchskaders. Die Rechtsaußen begann schon mit drei Jahren ihren Sport und fand in ihrem Stammverein TSV Cadolzburg ebenso viel Zuwendung wie bei etlichen Auswahltrainern im Bezirk, auf Landes- und nun Bundesebene.

Obwohl zierlich von Gestalt, verfügt die unbekümmerte 16-jährige Linkshänderin über typische Voraussetzungen einer Flügelangreiferin. Sie ist in der Abwehr enorm „giftig“, läuft hervorragende Gegenstöße und hat sich schon ein erstaunlich großes Wurfrepertoire von Rechtsaußen angeeignet. Bei der Länderpokalendrunde im April wurde sie als beste Rechtsaußen aller vertretenden Bundesländer ins Allstar-Team berufen.

Gleichwohl wird Hermannstädter seinen „Jungspund“ nicht verheizen, denn Probst ist auch Mitglied der B-Jugend des ESV Regensburg (Oberliga). Weil sie aber im DHB gelistet ist, bekam sie ein Doppelspielrecht. Auch ihre schulischen Aufgaben, in zwei Jahren möchte sie das Abitur machen, will sie natürlich nicht vernachlässigen.

"Der nächste Schritt"

Dass sie an der Seite von Dodan enorm dazu lernen kann, ist einer der Gründe, zur TSH zu wechseln, und natürlich auch, sich in der Bayernliga zu bewähren. „Meine Entscheidung pro Herzogenaurach ist keine gegen meinen bisherigen Verein Cadolzburg, dem ich viel zu verdanken habe“, so Saskia Probst, die einfach nur „den nächsten Schritt machen“ möchte.

Schon diese zwei Zugänge lassen die Mitspielerinnen, den Trainer und Odemer tief durchatmen, die Suche nach einer Torfrau geht weiter, könnte nun aber etwas leichter werden, „Sogwirkung“ nennt man das wohl. Und wenn sich noch weitere Aktive einfinden, hat man nichts dagegen, wenn sie denn zur Mannschaft passen, denn letzteres soll nach Bekunden der Verantwortlichen heuer wieder eine übergeordnete Bedeutung haben. Zehn Feldspielerinnen sind jedoch für rund 30 Pflichtspiele ein enormes Risiko, daher schaut der Coach auch weiterhin nach einer „offenen Tür“ – nur etwas entspannter als noch vor ein paar Wochen.

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