Bahn-Entwidmung: Erlangen schießt quer

9.5.2017, 06:00 Uhr
Bahn-Entwidmung: Erlangen schießt quer

© Athina Tsimplostefanaki

((Platzhalter))Die Freistellung oder auch Entwidmung ist den Herzogenaurachern wichtig für das Straßenbau-Projekt. Besonders an einer Stelle nahe des Schaeffler-Osttors. Dort würde die Trasse der Südumgehung in spitzem Winkel die Bahnlinie kreuzen. Etwa 350 Meter Strecke würde dies betreffen. Und wenn, wie gesetzlich vorgeschrieben, die Bahn Vorrang behielte, müsste man dort eine Brücke bauen — entweder für die Straße oder für die Gleise.

Beides käme teuer, weshalb der Herzogenauracher Stadtrat die Entwidmung der Bahnstrecke vorantreiben will. Seit kurzem ist die Stadt auch Eigentümer aller Flächen der Bahntrasse.

Ende April legten die Erlanger Freien Wähler ihren Dringlichkeitsantrag vor. Die Stadträte Anette Wirth-Hücking und Gunther Moll meinen, die Freistellung würde es "faktisch unmöglich" machen, die Eisenbahnstrecke für den Personen oder Güterverkehr zu reaktivieren. Ihr Antrag bekam eine Mehrheit und so erhebt die Stadt Erlangen jetzt Einspruch gegen die Freistellung der Gleise. Die Herzogenauracher Südumgehung sei so zu gestalten, dass "die Einrichtung einer Stadt-Umland-Bahn möglich ist". Obendrein soll, so der Einwand, jeder Kreuzungspunkt Schiene-Südumgehung, sprich jede Brücke, so hoch gebaut werden, dass die Bahnstrecke elektrifiziert werden kann.

Während die Bürgerinitiative HerzoSüdBewahren, die Gegner der Südumgehung, den Einwand Erlangens begrüßt (Christian von Reitzenstein: "Wir sind nicht mehr allein"), ist Herzogenaurachs Bürgermeister alles andere als glücklich über den Beschluss der Nachbarstadt.

Auf Anfrage der NN konnte sich German Hacker den Hinweis nicht verkneifen, dass dieselben Erlanger Stadträte, die von Anfang an vehement gegen die Planung der Stadt-Umland-Bahn waren, nun eine StUB anführen, der Südumgehung politische Hindernisse in den Weg zu legen. Hacker sieht in der Freistellung der 350 Meter Gleis keinen Widerspruch zum Bestreben Herzogenaurachs, durch den Kauf der Linie langfristig den Schienenverkehr im Aurachtal zu sichern.

Deshalb soll der zweite Kreuzungspunkt, südöstlich des Erlanger Stadtteil Neuses ja eine 5,70 Meter hohe Brücke für die Straße bekommen. Anders die zweite Kreuzungsstelle am Schaeffler-Osttor, so Hacker. Hier müsste man ein außerordentlich teures Bauwerk schaffen. Und bis auf weiteres sei ja eine StUB-Trasse im Aurachtal nicht geplant. Sollte aber jemals die StUB hier fortgesetzt werden, gehe dies auch nach der Entwidmung: Die StUB sei eine Straßenbahn, könnte also in die Straße verlegt werden, sei kein Bahnverkehr, wie etwa eine S-Bahn. Auch ein Güterverkehr auf der Schiene bleibe möglich. Dafür sei keine Brücke Pflicht, es genüge ein höhengleicher Übergang eventuell mit Schranken.

Im Eisenbahn-Bundesamt hat man auf Anfrage den Eingang des Einspruchs aus Erlangen bestätigt. Man sammle derzeit alle Einwendungen, werde sie prüfen und entscheiden. Grundsätzlich dürfe ein Bahn-Grundstück freigestellt werden, wenn kein Bedürfnis nach Bahnverkehr mehr bestehe und langfristig eine Nutzung der Gleise für ihren ursprüngliche Zweck nicht mehr zu erwarten sei.

Die neue Bürgerinitiative wünscht bekanntlich gerade eine Reaktivierung der Bahnstrecke. Wie Christian von Reitzenstein auf Anfrage sagte, will man ebenfalls Einwendungen gegen die Freistellung erheben.

Die Initiative setze darauf, dass für die Straße eine Brücke gebaut werden muss, die die Kosten so in die Höhe treibt, dass man die Südumgehung sein lasse.

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