Baseball: Niklas Rimmel vor dem großen Wurf

20.6.2018, 15:36 Uhr
Baseball: Niklas Rimmel vor dem großen Wurf

© Foto: Quirin Seilbeck

Sprachlich ist Niklas Rimmel schon auf die USA eingestellt. "Pitching", "Competition", "Off-Season" – wer mit dem 18-jährigen Herzogenauracher spricht, merkt ihm an, dass er seine Zelte in den Vereinigten Staaten aufschlagen wird. Immer wieder mischen sich englische Begriffe in seine Sätze.

Spätestens ab dem 30. Juni wird er sich sprachlich vollständig umstellen müssen, denn dann beginnt für den in Herzogenaurach aufgewachsenen Baseballspieler ein neuer Lebensabschnitt. Ihm ist etwas gelungen, wovon andere Talente nur träumen können: der Sprung in die weltweit größte Liga, die nordamerikanische Major League Baseball (MLB).

Zunächst wird er dort bei einem Nachwuchsteam der Minnesota Twins einsteigen, den GCL Twins. In den USA sind die Jugendmannschaften der Profiteams über das ganze Land verteilt. Die GCL Twins spielen in der gleichnamigen, sechstklassigen Golf Coast League (GCL) und sind in Fort Myers, Florida, beheimatet.

Dort will der Mittelfranke Spielpraxis sammeln. Dann ist sein Plan, sich jährlich eine Liga hochzuarbeiten, gibt Rimmel zu verstehen und blickt voraus: "Das Entwicklungspotenzial wird sich gleich in den ersten beiden Jahren zeigen."

Potenzial und Talent ist etwas, das dem 1,95 Meter großen Pitcher (Werfer) in die Wiege gelegt wurde. Schon sein Vater lief früher in der Baseball-Bundesliga auf, doch davon wusste der junge Niklas zunächst nichts. Wie meistens in Deutschland üblich, begann auch er mit fünf Jahren im Fußballverein zu spielen. Dann aber entdeckte er im heimischen Keller eine Baseballausrüstung und alte Fotos seines Vaters. Das weckte sein Interesse und Baseball drang zunehmend in den Vordergrund: "Irgendwann hat mir das so unglaublich viel Spaß gemacht, dass ich zu den Fürth Pirates in Burgfarrnbach gegangen bin", erinnert sich der 18-Jährige. Damals war er neun Jahre alt.

Die Zeit in Fürth sei damals Gold wert gewesen, denn durch seinen Vater habe er täglich einen optimalen Trainingspartner gehabt. Darüber ist Rimmel noch heute dankbar und betont: "Sportlich gesehen hat mich mein Vater in Fürth absolut auf die richtige Bahn gebracht."

Der Wechsel ins Regensburger Sportinternat, das direkt an die Regensburger Baseball-Arena angrenzt, war folglich die logische Konsequenz. Dort genießt der dreimalige Juniorenweltmeister seit dem 15. Lebensjahr ein professionelles Umfeld, das europaweit seinesgleichen suche, schwärmt er. Parallel dazu absolviert er derzeit in einem Regensburger Gymnasium sein Abitur.

Baseball als Beruf

In den Trainingseinheiten und Spielen sei er "immer zu 100 Prozent bei der Sache" gewesen und habe nie die Motivation verloren, erzählt er. Seine großen Stärken seien die für einen 18-Jährigen sehr hohen Wurfgeschwindigkeiten und die sogenannten "Secondary Pitches". Bei diesen geht es darum, dem Ball Effet zu verleihen, was wiederum den Schlagmann der gegnerischen Mannschaft irritieren könnte, dem ein Werfer die Bälle zuwirft.

Doch der junge Pitcher gibt zu verstehen, dass Talent alleine nicht ausreicht, und betont: "Der ausschlaggebende Punkt bei mir war die gute Mischung aus Talent und harter, fokussierter Trainingsarbeit." Das alles blieb nicht verborgen, machte unter Scouts die Runde und fand schließlich mit der Unterzeichnung eines Profivertrags in der MLB seinen Höhepunkt.

"In den USA wird Baseball für mich zum Beruf", schwärmt Rimmel und verweist auf seinen dortigen Tagesablauf: "Vormittags wird trainiert und nachmittags und abends finden fast täglich Spiele statt." Im Saisonverlauf von April bis September würden die Spieler in der höchsten Liga bis zu 160 Spiele absolvieren.

Doch Rimmel freut sich auf diese Herausforderung, allen voran auf die stärker werdende Konkurrenz und Wettbewerbssituation. "Druck mache ich mir nicht. Ich sehe es eher als Ansporn, mich täglich mit anderen zu messen und den Älteren meine Qualitäten zu zeigen", sagt er.

Es fehlt an Aufmerksamkeit

Auch die Popularität von Baseball in Deutschland liegt ihm am Herzen. Es sei zwar schwierig, sich gegen den Fußball durchzusetzen, aber mit verschiedenen Aktionen in Schulen und Universitäten könne man einiges bewirken.

"Das Wichtigste ist die Nachwuchsförderung", hebt Rimmel hervor. Auch die Medienpräsenz sieht er als wichtigen Faktor und verweist auf die USA: "Die haben dort zwar ihre vier Hauptsportarten Baseball, Basketball, Football und Eishockey, strahlen im TV aber alle möglichen Sportarten aus, damit die Leute sich auch für den Breitensport begeistern können. Genau das fehlt in Deutschland noch."

Ab Juli liegt der Fokus für Niklas Rimmel aber erst einmal nicht auf Deutschland, sondern auf den USA. Und auch wenn es womöglich noch einige Jahre dauern wird, bis er in der großen Arena für das Erstligateam der Twins aufläuft, er hat den großen Wurf schon jetzt vor Augen.

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