Bauen statt Natur in Höchstadt? Brehm nimmt Stellung

29.5.2018, 07:54 Uhr
Bauen statt Natur in Höchstadt? Brehm nimmt Stellung

© Foto: Jeanette Seitz

Im Februar dieses Jahres hat sich der Höchstadter Stadtrat zu einer Klausurtagung getroffen. Über die Ergebnisse informiert nun Bürgermeister Gerald Brehm in einem Pressegespräch. Es sei eine "quer durch alle Fraktionen angenehme, konstruktive Tagung" gewesen, so Brehm. Eine große Rolle spielte dabei das Stadtentwicklungskonzert "Hohestete 2030", das man mit Leben erfüllen wolle. Ein Schwerpunkt ist der Flächennutzungsplan und Landschaftsplan, der die Stadt momentan auf den Weg bringt.

Klare Zielrichtung, laut Brehm fast einmütig über alle Fraktionen: "Bauland, Wohnraum und Mieten sollen und müssen bezahlbar bleiben." Und die Stadt müsse auch bezahlbaren Wohnraum schaffen, ebenso müsse man offen für Gewerbeansiedelung bleiben. "Natürlich wird Gewerbe keinen Schönheitspreis gewinnen, aber es ist für die Stadt existenziell wichtig", betont Brehm.

Interessenskollision mit Natur

Freilich sieht er in manchen Fällen eine "Interessenskollision mit der Natur", aber wenn man ein großes Logistikzentrum mit vielen Ar-
beitsplätzen vor Ort habe, ist das seiner Meinung nach "ein ökologisch sinnvolles Konzept", weil nicht viele Lagerstellen an unterschiedlichen Orten gebaut werden müssten und weniger Menschen pendeln müssten.

Bauen statt Natur in Höchstadt? Brehm nimmt Stellung

© Foto: Roland Huber

Damit spielt Brehm auf das geplante Edeka-Produktions- und Logistikzentrum an, dem das Erdbeerfeld der Familie Schuster weichen müsste (wir berichteten). "Es ist schon lange bekannt, dass Am Wageck gewerblich bebaut wird und auch, dass da was Größeres kommt. Und wir sehen es als vorrangig an, ein Projekt dieser Dimension mit 300 bis 400 Arbeitsplätzen umzusetzen." Natürlich schätze auch er den Anbau von Bio-Erdbeeren, so Brehm, und man sei bereit, nach Lösungen zu suchen. Denn selbstverständlich seien Ausgleichsflächen vorgesehen.

Bürgermeister Brehm hat das Schreiben der Familie Schuster inzwischen vorliegen. CSU-Fraktionsvorsitzender Alexander Schulz hat auch schon geantwortet, Michael Ulbrich von der Jungen Liste allerdings beteuert, er habe das Schreiben nicht erhalten. Brehm hat durchaus Verständnis für die Existenzsorgen der Familie Schuster, will sie jetzt zu sich einladen. "Wir suchen und finden Alternativen", verspricht er.

Im Vorfeld das Gespräch suchen

Generell wünscht sich der Bürgermeister, die Menschen würden sich schon eher zu Wort melden. "Es ist modern geworden, nicht mehr im Vorfeld das Gespräch zu suchen", bedauert Gerald Brehm.

Gleiches gelte im Fall des verwilderten Obstgartens an der Kerschensteiner Straße. Wie berichtet, soll an dieser Stelle bezahlbarer Wohnraum entstehen. Mit Verwunderung hat Brehm zur Kenntnis genommen, dass die Naturschützer sich hier offensichtlich "auf fremdem Grund getummelt haben", um das Biotop in Augenschein zu nehmen.

Zudem findet er es "keineswegs skandalös, wenn die Stadt versucht, ihre eigenen Flächen im Sinne einer Nachverdichtung einer kompakten, bezahlbaren Wohnbebauung zuzuführen". Der Bund Naturschutz könne sich mit seinen Bedenken gerne bei der öffentlichen Auslegung der Pläne zu Wort melden.

Brehm wünscht sich Dialog

Ebenso verwundert ist Brehm über ein Gutachten von Andreas Sehm von der Unteren Naturschutzbehörde aus dem Jahr 2016. Dieses Gutachten war Brehm nicht bekannt, es hat ihn erst mit dem Schreiben der Naturschützer erreicht. Dass sich die Naturschützer zudem auch gegen eine kompakte Bebauung aussprechen, versteht der Bürgermeister gar nicht. Es helfe doch zur Eindämmung des Flächenfraßes, wenn man in die Höhe baue.

Jedenfalls fehlt dem Bürgermeister auch in diesem Fall der Dialog. Deshalb wolle er "alle, die etwas mit Grün zu tun haben", zum Gespräch einladen, also Obst- und Gartenbauverein, Imker, Vogelschützer etc. "Es ist immer Abwägungssache", betont Brehm, vor allem die Bienendiskussion sei eine sehr wichtige.

"Nicht durch Druck und Drohungen"

"Wenn wir bauen, müssen wir das natürlich ausgleichen, aber das ist nur sinnvoll in einer konzertierten Aktion", wirbt Brehm für ein Mit- statt ein Gegeneinander. Er könnte sich durchaus vorstellen, dass man bei dem Biotop Abstriche mache. Denn auch Gutachter Sehm sieht "insbesondere den südlichen Teil des Streuobstbestandes erhaltenswert".

Andererseits gibt es laut Brehm aber eben auch viele Menschen, "die händeringend nach bezahlbarem Wohnraum suchen". Ein Kompromiss lasse sich sicher finden, "aber nicht durch Druck und Drohungen". In beiden Fällen — Erdbeerfeld und Biotop — sei es den Bürgern unbenommen, Unterschriften zu sammeln. Das sieht Gerald Brehm ganz leidenschaftslos. "Wenn die Mehrheit das dann will, ist es mir auch recht. Ich bin Demokrat."

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