Beutelsdorf: Kiefern sind völlig kaputt

12.4.2017, 18:41 Uhr
Beutelsdorf: Kiefern sind völlig kaputt

© Foto: Roland Huber

Der unangenehm kühle Aprilwind scheint der jungen Forstanwärterin mit der zierlichen Figur nur wenig auszumachen. Zielstrebig schreitet sie auf eine offensichtlich kranke Kiefer zu. Für Fricker ein klarer Befund: "Da ist der Blaue Kiefernprachtkäfer dran."

Einer von vier typischen Schädlingen in heimischen Wäldern. Und schon stemmt und hebelt sie mit ihrem Förster-Messer die Baumrinde ab. Augenblicklich entdeckt sie die durch den Larvenfraß entstandenen Gänge unterhalb der Rinde. Diese Larven schwächen die etwa 20 Meter hohe Kiefer so, dass der befallene Baum letztendlich abstirbt.

Dringt nur ein einziger Schädling durch die Baumrinde, wehrt sich der Baum mit dem Ausschießen von Harz. Der Käfer "ertrinkt im Harz", erklärt Fricker den Abwehrmechanismus. Bei einem "massenhaften Borkenkäferbefall" versage diese Abwehr aber völlig.

Vor allem, wenn die heimischen Kiefern mehrfach geschädigt sind. "Durch die heißen und trockenen Jahre von 2003, 2015 und 2016 sind sie stark geschwächt." Ganz besonders trifft das auf sonnige, südliche und lichte Wälder wie hier in der Nähe von Beutelsdorf zu.

Befallene Kiefern werden von Spechten abgeklopft. Für die Waldvögel sind Käferlarven ein Leckerbissen. Die keineswegs geräuschlose Klopforgie hungriger Spechte führt auch abschnittsweise zu einem Abfallen der Baumrinde.

Plötzlich deutet die angehende Försterin hoch ins Baumgeäst: Das Unglück der Kiefern vollkommen macht die "Kiefernmistel", ein "Halbschmarotzer". Das buschige, kugelförmige Grüngewächs zapft Wasser und Nährstoffe aus den Wasserleitbahnen des Wirtsbaumes ab. Dieser Trockenstress sei gerade in heißen Jahren besonders problematisch.

Auch der harmlos klingende Schädlingsname "Waldgärtner" löst bei Forstwirtschaftlern und Waldbauern leichte Panik aus. Befallene Bäume "sehen aus wie mit einer Heckenschere bearbeitet". Die Käfer fressen sich durch das Mark der Triebspitzen und fallen ab — wie gestern von einer anderen todkranken Kiefer.

"Diplodia" sind dagegen nicht mit bloßem Auge zu entdecken. Zum Erkennen des Pilzes brauche man schon ein Mikroskop, sagt Carolina Fricker.

Traurige Nachricht für den Privatwaldbesitzer bei Beutelsdorf: Befallene Kiefern sterben ab und müssen gefällt werden. Je eher, desto besser.

Trostpflaster für den geschädigten Waldbauern: gesunde Eichen zwischen kaputten Kiefern. "Eiche gehört zu den gefragtesten Holzsorten und erzielt höchste Preise." Bürger sollten möglichst heimische Hölzer kaufen und "kein Tropenholz".

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