BlechMafia spielte mit

29.11.2015, 16:15 Uhr
BlechMafia spielte mit

© Fotos: Jochen Grillenberger

BlechMafia spielte mit

Wie bei keiner anderen Epoche verbindet man auch heute noch die Musik dieses vom beginnenden 17. Jahrhundert bis zur Mitte des 18. Jahrhundert dauernden Prunk- und Pracht-Zeitalters mit Weihnachten, ist sie doch ebenso opulent wie das damalige Leben, zumindest das höfische.

Und dass Barock und Weihnachten irgendwie zusammengehören, ist nicht zuletzt Johann Sebastian Bach zu verdanken, dessen Weihnachtsoratorium auch heute noch zum festen Programm der großen Orchester und Chöre gehört und dessen Choräle auch heute noch in keinem Weihnachts-Gottesdienst fehlen dürfen.

Der Großmeister kam am Samstag nicht zu Wort, wurde aber nicht unbedingt vermisst, weil Gerald Fink mit seinem noch jungen, aber in der Stadt schon bestens bekannten Kammerorchester „concertino ducale“ ein Programm zusammengestellt hatte, das den Ansprüchen des Publikums durchaus gerecht wurde.

Von den Werken von Teleman, Torelli, Vivaldi, Pachelbel und Händel, allesamt Schwergewichte unter den Komponisten der damaligen Zeit, ließen sich die Zuhörer, die eher nicht im Verdacht standen, sich von White-Christmas- oder Jingle-Bells-Gedudel aus Shopping-Mall-Lautsprechern einlullen zu lassen, zu Beifallsstürmen durchaus barocken Ausmaßes hinreißen.

Glanz der Piccolo-Trompete

Der Beifall galt vor allem auch der Solistin des Abends. Regina Scherer vom Nürnberger Ensemble „BlechMafia“ . Sie ist in Herzogenaurach keine Unbekannte, unterrichtet sie unter anderem doch auch an der Musikschule der Stadt.

Die junge Musikerin verlieh dem Abend mit ihrer Piccolo-Trompete einen zusätzlichen Glanz und meisterte die anspruchsvollen Trompetenkonzerte von Georg Philipp Telemann und Giuseppe Torelli, die auch zum Repertoire der großen Trompeter gehören, mit souveräner Bravur.

Aber den Beifall verdienten sich nicht nur die Solistin, auch die ambitionierten Hobby-Musiker von „concertino ducale“ hatten am Samstag einen gehörigen Anteil am Gelingen des Konzertes und bewiesen, dass sie seit der Gründung des Ensembles vor nunmehr drei Jahren durchaus an Reife gewonnen haben.

Sie schafften es allerdings nicht immer, mit der beispielsweise bei Händels Konzert in F-Dur von Gerald Fink eingeforderten Heiterkeit zu spielen. Vor allem bei langsamen Stücken, wie dem weltberühmten Canon von Pachelbel oder dem vor Schmalz nur so triefenden „Midwinter Carol“, ein relativ modernes Stück, das Fink zusammen mit anderen Weihnachtsliedern aus dem englischsprachigen Raum als Kontrast zur Barockmusik ins Programm eingebaut hatte, waren gewisse Unstimmigkeiten unüberhörbar.

Um hier einen homogenen Klang zu erreichen, steht dem Ensemble noch einige Arbeit bevor.

Aber wer wollte es einem engagierten Laien-Orchester verdenken, wenn es sich an Stücken verhebt, die selbst Profi-Musikern bisweilen mehr abverlangen, als sie zugeben bereit sind.

Zumal der Schlussakkord am Samstag wieder mehr als versöhnlich war. In Telemanns „Sonata de concert“ zog Regina Scherer noch einmal alle Register ihres Könnens und ließ ihre Trompete facettenreich in den höchsten Tönen erstrahlen.

Da konnte man sogar vergessen, dass die nüchterne Architektur der Kirche zu den überbordenden Ornamenten der Musik nicht so recht passen wollte.

Natürlich erklatschten sich die Zuhörer noch eine Zugabe, ehe sie in den Vorabend des ersten Advents hinausgingen und sich auf den Heimweg machten.

Der Schnee, mit dem der Winter einen ersten Versuch gestartet hatte, die Stadt in vorweihnachtliches Weiß zu tauchen, war da schon wieder geschmolzen. Die festliche Stimmung des Publikums wird aber wohl noch etwas länger anhalten.

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