Bleischrot und Stahlschrott im Kita-Boden

9.3.2018, 06:00 Uhr
Bleischrot und Stahlschrott im Kita-Boden

© Foto: Stadtverwaltung

Der Stadtrat hatte schon vor einiger Zeit die in Küps ansässige Baugesellschaft Otto Mühlherr mit den Erd- und Rohbauarbeiten an der Kindertagesstätte (Kita) für 1,19 Millionen Euro beauftragt. In dieser Summe waren auch schon 135 000 Euro einkalkuliert für die Beseitigung von Blei. Man wusste auch, so Bürgermeister German Hacker, wo das Schwermetall herkam: Die US-Garnison hatte eine Tontauben-Schießanlage viele Jahre lang in Betrieb. Die Soldaten schossen dort mit Bleischrot. Die Kugeln fielen auf den Boden und vergifteten ihn. Und schon im Jahr 2000 hatte man, sprich, die damalige Erschließungsgesellschaft GEV, den Boden von den Relikten der Tontauben-Anlage gesäubert: abgetragen bis in 35 Zentimeter Tiefe, gesiebt und dann wieder aufgebracht.

Blei weiter verstreut

Dies erzählte den Räten Harald Falkner von der städtischen Gebäudewirtschaft. Und Falkner ergänzte auch, warum das Blei nach 18 Jahren immer noch im Boden liegt und dies sogar weiter verstreut als damals. Beim Sieben hatte man damals Siebe mit acht Millimetern Weite verwendet, denn man war nicht hinter den Geschossen her, sondern hinter den Resten der Tontauben. Deren Material enthielt auch einen Schadstoff, nämlich Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).

Durch die recht groben Siebe fielen die kleinen Bleikügelchen durch. Und beim Wiederaufbringen des gesiebten Bodens verteilte man das vorher auf einem Fleck konzentrierte Blei auf die ganze Grundstücksfläche.

Bleischrot und Stahlschrott im Kita-Boden

© F.: Spörlein

Schon bei der Auftragsvergabe seinerzeit an die Firma aus Küps wurden daher weitere 135 000 Euro für die Entsorgung dieser Altlasten (auf verschiedenen Deponien und unterteilt in verschiedene Deponieklassen) vorgesehen. Für die Gründung der Kindertagesstätte musste die Baufirma freilich tiefer graben — bis knapp einen Meter tief. Und so stellte man am Baubeginn der Kita weitere Belastungen fest, und zwar tiefer im Boden, "bis zu einem Meter tief".

Es wurden zwar keine wirklichen Kampfmittel ausgegraben, aber viel Schrott, sogar Teile von Triebwerken. Falkner zeigte bei der Sitzung einige seinerzeit gemachte Bilder von diesen Altlasten der US-Streitkräfte.

Dennoch wurde die nachträgliche Sanierung des Bodens vorsichtshalber von einer Kampfmittel-Entsorgungsfirma überwacht. Jeder Aushub wurde, so Falkner, gesichtet und anschließend auch auf Gefahrenstoffe überprüft. Es kam, auch wegen der tieferen Grabungen, zu weit mehr Aushubmaterial als ursprünglich angenommen. "Das führte schließlich zu diesen erheblichen Mehrkosten."

"Schön ist das nicht, aber auch nicht zu ändern", meinte der Bürgermeister. Jedoch stellte Curd Blank (SPD) die Frage, ob etwa andere Planer und/oder Ausführende in Haftung genommen werden könnten, und ob es sich womöglich sogar um Fahrlässigkeit handelte.

Damals Flugzeuge gesprengt

"Das ist schon immens, was da unsere US-amerikanischen Freunde hinterlassen haben", meinte Manfred Welker (FW), der sogar wissen wollte, dass die Alliierten kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem eroberten Fliegerhorst alte Flugzeuge gesprengt hätten. Wenn man dies nun aus der Entfernung betrachte, so fuhr Harald Falkner fort, "hat man das seinerzeit eigentlich verschlimmbessert".

Die Frage, ob auch der benachbarte Untergrund des Novina-Hotels untersucht worden war, blieb offen. Schließlich sei das Hotel nicht städtisch, und liege auch nicht im "Verdachtsgebiet", so Falkner.

Hinsichtlich der von Curd Blank eingebrachten Frage nach einer Haftungsprüfung, fügte Bernhard Schwab (CSU) an, es könne durchaus schwierig werden, nach 18 Jahren jemand in die Pflicht zu nehmen. Dennoch, so German Hacker, werde man dies prüfen.

Retta Müller-Schimmel (Grüne) meldete sich, ob auch die angrenzenden Wohngebiete untersucht wurden und werden. Falkners knappe Antwort: "Ja, alles..

Und Kurt Zollhöfer (CSU) stellte fest, dass der Aushub sicher nur punktuell beprobt werden könne. Die Beprobungen und die Entsorgung von Altlasten seien längst erledigt, so der Bürgermeister, allerdings fielen von den 205 000 Euro Mehrkosten alleine 200 000 Euro auf die Entsorgung des Aushubs auf verschiedene Deponien, aufgeteilt in unterschiedliche Deponieklassen.

 

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