Blick aufs Dekolleté: Königin trägt fortan Karpfen-Kette

11.2.2016, 09:39 Uhr
Blick aufs Dekolleté: Königin trägt fortan Karpfen-Kette

© Paul Neudörfer

Der Schatz liegt im Verborgenen. Aber Katrin Uano weiß, wo man ihn findet. Seit 2012 ist sie amtierende Karpfenkönigin im Aischgrund. Und natürlich kennt sie sich mit den Zuchtfischen gut aus. Auch anatomisch. Deshalb weiß sie genau, wie sie das Tier sezieren muss, um an die Kauplatte zu kommen. Dieser Stein - vielmehr eine Mischung aus Knochen und Knorpel - sitzt im Hinterkopf. Und er lässt sich zu schönem Schmuck verarbeiten.

Zwei Jahre hat die 23-jährige Neustadterin gebraucht, bis sie 25 Steine für die Königskette zusammen hatte. Für den schmucken Armreif brauchte sie zehn weitere Steine. Also hieß es: Essen, essen, essen. Aber sie hat nicht alle Karpfen selbst verspeist. Ihre Familie half beim Suchen mit.

Magie und Legenden

Denn nicht immer wird man fündig. "Wer nun einen halben Fisch verspeist kann Glück oder Pech haben" sagt Martin Oberle, der Leiter der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft. "Es gibt halt nur einen Stein im Karpfen." Manchmal wird beim Schlachten ein Stück abgehauen und er ist nicht mehr brauchbar. Größere Fische haben natürlich auch eine größere Kauplatte.

Im Mittelalter rankten sich verschiedene Legenden um den Karpfenstein. "Früher glaubte man, nur manche Fische haben ihn", erzählt Oberle. Man schrieb dem Stein heilende Wirkung und magische Kräfte zu. "Die Menschen rieben den Karpfenstein und mischten ihn unters Essen", so Oberle. Gegen Bauchschmerzen, Koliken, ja selbst gegen Nasenbluten und bei schlechten Augen verabreichten Kenner das Pulver. Als Amulett um den Hals sollte der Stein vor Krankheit und Verderben schützen.

Königin Katrin lacht über diesen Aberglauben, sie trägt den Schmuck einfach deshalb, weil er zu ihr passt. Und sie hat viel Arbeit investiert. Fast einen Tag brauchte sie, um die Steine von der "Haut" zu reinigen, es folgten abschleifen, polieren und lackieren.

Viele Bewunderer

Neben den beiden Silberketten brauchte sie auch das richtige Werkzeug für das Unikat, das dieser Tage fertig geworden ist und dass sie kürzlich erstmals bei einem Auftritt trug.

Bewunderung fand ihr Schmuckstück von allen Seiten. Rund 100 Euro, meint sie, wären Kette und Armband wert - den Arbeitsaufwand nicht eingerechnet. Bei ihren Audienzen sieht man die Königin in der Regel im Dirndl. "Aber den Schmuck kann man fast zu jeder Kleidung tragen."

Begeistern konnte Katrin Uano, die im "normalen Leben" studiert, kürzlich auch eine ganze Klasse, als sie bei einem Praktikum die Steine in der Schule präsentierte.

Keine Kommentare