Bolivien: Wenn Kinder mit ins Gefängnis müssen

25.2.2015, 16:24 Uhr
Bolivien: Wenn Kinder mit ins Gefängnis müssen

© Foto: Matthias Barth

Die beiden Höchstadter Grundschulen, die Mittelschule und die Berufsschule, das Gymnasium, die Realschule und die Don Bosco Schule schlossen sich in den letzten Jahren sukzessive zusammen und haben ihre schulinternen Fastenaktionen mit der St. Georgspfarrei zu einer gemeinsamen Soli-Brot-Aktion werden lassen, die jährlich gute 6000 bis 7000 Euro einbringt. Soli steht dabei für „Solidarität“. Ein Pfund Brot, das verkauft wird, kostet zwei Euro. Ein Euro geht davon an einen guten Zweck. Die Schüler der einzelnen Schulen sammeln in ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis so viele Brotbestellungen wie möglich und verteilen nach Erhalt das bestellte Brot.

Die Ministranten der St. Georgspfarrei verkaufen zudem nach allen Sonntagsgottesdiensten der Fastenzeit bis einschließlich Palmsonntag vor der Stadtpfarrkirche Soli-Brote. Zu einem sozialen Netzwerk schlossen sich die Kirchengemeinde und die Schulen zusammen, um verschiedenste Nöte von Kindern in der Welt zu lindern. Alle Spenden gingen an Patenprojekte, die von Schulen oder Pfarrei unterstützt und deren Verwendungszweck für Bildung von Kindern und Jugendlichen von den Verantwortlichen nachhaltig kontrolliert werden.

Heuer unterstützen die Höchstadter Akteure ein Projekt der Don Bosco Schule in Bolivien. Manuela Cornet, Religionslehrerin an der Don Bosco Schule, begleitet dieses Anliegen schon seit Jahren im eigenen Schulhaus. Anlässlich von Schulfesten, Basaren oder anderen öffentlichen Veranstaltungen überlegte sie mit ihren Schülern immer wieder neue Ideen, zum Beispiel den Verkauf von Speisen, Getränken oder selbst Gebasteltem, um Spenden für das hauseigene Patenprojekt zu erbitten.

Es handelt sich um das Kinderdorf Cristo Rey (Christus König) in Cochabamba (Bolivien), in dem durch die Magdalenenschwestern 500 Kinder betreut werden. Die Kinder stammen aus Familien, aus denen ein Elternteil im Gefängnis gelandet ist. Da es in Bolivien von Staats wegen keine Versorgung für Strafgefangene in den Vollzugsanstalten gibt, ziehen oftmals ganze Familien in die Möbelhallen ähnelnden Gefängnisse mit ein.

Frauen und Kinder erhalten tagsüber Freigang, um etwas für den Lebensunterhalt und damit für die Betreuung ihrer verurteilten Angehörigen zu erarbeiten. Unter dem Motto „Weil Kinder nicht ins Gefängnis gehören“ baute der „Orden der Schwestern von der Heiligen Magdalena“ ein Kinderdorf auf, um dort für die schulische Bildung von Kindern Strafgefangener zu sorgen.

Zugleich erhalten die Kinder dort Obdach, Kleidung und Nahrung, damit sie nicht „zwischen Taschendieben und Mördern“ groß werden müssen. Für diese Kinder sammeln heuer alle Höchstadter Schulen zusammen mit der St. Georgspfarrei, denn die Schwestern und ihr Anliegen finanzieren sich rein auf Spendenbasis.

Alle Schulleiter sowie Bürgermeister Gerald Brehm und Dekan Kilian Kemmer baten bei der gemeinsamen Eröffnung der diesjährigen Aktion die Verwandten und Freunde der Schüler wieder kräftig für den guten Zweck Brote zu bestellen und die Kinder und Jugendlichen bei ihrer diesjährigen Soli-Brot-Aktion zu unterstützen.

Gemeinsam einigte man sich bis 2019 auf die Spendenprojekte der kommenden Jahre. Wer unabhängig von einer Brotbestellung das Projekt unterstützen möchte, kann auch einen Spendenbetrag auf ein Konto der Don Bosco Schule oder der St. Georgspfarrei bei der Höchstadter Kreissparkasse überweisen. Informationen hierfür geben die jeweiligen Sekretariate.

Dekan Kilian Kemmer rechnet zur Abschlussveranstaltung am 1. Juli mit Weihbischof Herwig Gössl, der die Aktion unterstützt.

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