Brutsaison im Mohrhof: Weiherdämme sind tabu

29.2.2016, 08:58 Uhr
Brutsaison im Mohrhof: Weiherdämme sind tabu

© Foto: Panzer

Damit das auch alle Besucher des knapp 130 Hektar großen Schutzgebietes mitbekommen, hat Jaqueline Achtzehn zum Pinsel gegriffen. Die Realschülerin aus Herzogenaurach absolviert gerade ein freiwilliges soziales Jahr bei der Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) im Heimatstädtchen.

Elf Schilder hat sie mit Acrylfarben bemalt und beschriftet. Neben einer Ente oder einem Karpfen, die sich im Wasser tummeln, wird auf das Verbot hingewiesen.

Bunt gestaltet

Zusammen mit ihrer Mutter Silke und Naturschützern aus Herzogenaurach hat sie die neuen Tafeln an den Zugängen zu der einzigartigen Teichlandschaft angebracht. Auf witterungsfesten Robinienholz-Pfählen montiert und schön bunt gestaltet, sind sie kaum zu übersehen, glaubt Siegfried Liepelt. Der Kreisgeschäftsführer des BN hofft, dass alle Besucher ein Einsehen haben und nicht beim Brüten stören.

Er und seine Mitstreiter und Vogelfreunde sind noch immer verärgert über die Vorfälle im vergangenen August. Fünf Autos mit Ludwigsburger Kennzeichen seien damals verbotswidrig ins Schutzgebiet hineingefahren, Campingstühle seien aufgeklappt worden, es sei in der Gegend herumgeballert und zur Krönung des wilden Treibens Hunde ins Schilf gehetzt worden. Offenbar sollten Fotoaufnahmen von auffliegenden Vögeln gemacht werden.

Spazierende Naturfreunde hätten den Naturfrevel beobachtet und Fotos geschossen, die Polizei hätte die Personalien festgestellt und das Ganze sei bei der Unteren Naturschutzbehörde zur Anzeige gebracht worden.

Was daraus geworden ist, weiß Liepelt nicht. Jedenfalls werde seine Organisation die Verfolgung der Ordnungswidrigkeit weiter im Auge behalten. Solch grobe Verstöße müssten geahndet werden, andernfalls machten sich die Naturschutzbehörden unglaubwürdig, sagte ein zufällig vorbei gekommener Vogelfreund, der das lautstarke Eindringen im Sommer selbst beobachtet hatte.

Wenn sie mit ihren künstlerisch gestalteten Verbotsschildern einen Beitrag für die Ruhe im Brutrevier liefern kann, ist das für Jaqueline ein weiteres Erfolgserlebnis in ihren 80 Stunden Freiwilligenarbeit.

Der Job beim BN macht der 14-Jährigen viel Freude. Wenig überraschend, denn zu Tieren fühlt sie sich schon immer hingezogen. Außerdem hält sie sich gern in der freien Natur auf.

In der Ortsgruppe ist die Schülerin eine geschätzte Hilfskraft. Besonders ihre Arbeit mit der Kindergruppe findet Anerkennung, lobt die Aktivistin Elke Eisenack. Begleitet wurde die samstägliche Beschilderungsaktion schon von allerhand Vogelstimmen. Unübersehbar und unüberhörbar waren Graugänse, Blesshühner und weitere Arten.

Bald werden wohl auch wieder Watvögel wie Bekassine, Kampfläufer und Grünschenkel im Weihergebiet ihre Rast einlegen. Unter anderem brüten Tafel- und Reiherenten, Lachmöwen und Blesshühner ab März ihre Eier aus, wie auf einem von der Regierung herausgegebenen Faltblatt zu lesen ist.

Höchste Brutdichte

Der Schwarzhalstaucher soll demnach mit 50 bis 100 Brutpaaren zwischen Biengarten, Poppenwind und Hesselberg so oft wie nirgends sonst in Mitteleuropa anzutreffen sein.

Der Bund Naturschutz hat in der Weiherlandschaft 16 Hektar gepachtet. Dazu gehören mehrere Weiher und die angrenzenden Uferflächen mit ihren ökologisch wertvollen Röhricht-Säumen und Schilfbeständen. Dort haben neben Vögeln und Zuchtkarpfen auch andere Tierarten, wie etwa Amphibien und Libellen, ihren Lebensraum.

Ab 1. September dürfen sich Liebhaber wieder ein paar Schritte weiter in diese einzigartige Landschaft begeben. Still und mit Abstand beobachten, Spazieren und Wandern auf den zugelassenen Wegen geht auch in der Ruhezeit.

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