Bürgermeister im Smart verfolgt Schmierfinken

25.10.2018, 15:13 Uhr
Bürgermeister im Smart verfolgt Schmierfinken

© Fotos: Holger Peter/Michael Müller

Die Vorgeschichte:  Als Streifenbeamte in den Nachtstunden des 9. September am Höchstadter Karpfenkreisel vorbeikommen und dort die auffälligen Schmierereien am "Fridolin" bemerken, ist die Farbe noch feucht. "Die Kollegen haben die Täter gerade verpasst", berichtet Stefan Hehn, Leiter der Höchstadter Polizeiinspektion. Trotz sofort eingeleiteter Fahndung konnten die Täter in dieser Nacht nicht gefasst werden — und auch in den Tagen danach konnte der zuständige Sachbearbeiter ihre Identität trotz intensiver Bemühungen nicht ermitteln.

Bürgermeister im Smart verfolgt Schmierfinken

© Fotos: Holger Peter/Michael Müller

Gestellt hat die Täter einige Wochen später eine Adelsdorfer Bürgerin. "Eine sehr aufmerksame Bürgerin", wie Polizeichef Hehn lobt.

Diese beobachtete, wie am helllichten Nachmittag des 25. September zwei junge Männer durch Adelsdorf zogen, am belebten Marktplatz Aufkleber auf Verkehrsmasten und Mülleimern anbrachten oder auch Masten mit einem roten Stift beschmierten.

Die Frau fackelte nicht lange und stürzte ins nahegelegene Rathaus, um Bürgermeister Karsten Fischkal zu informieren. Der wiederum verständigte einerseits die Polizei, nahm andererseits aber gemeinsam mit der Bürgerin im Smart die Verfolgung der jungen Männer auf. Es ging über Radwege, in der Nähe der Verdächtigen täuschten Bürgermeister und Bürgerin dann lautstark ein Gespräch über ein Baugerüst vor, um diese in Sicherheit zu wiegen. Die Polizei, mit der Fischkal während der ganzen Zeit in Kontakt gestanden hatte, griff schließlich in der Hochstraße zu.

Die jungen Männer wurden durchsucht, die Sachbeschädigungen aktenkundig gemacht — dabei fiel der markante Schriftzug auf den Laternenmasten auf. Ein Schriftzug, den die Beamten wenige Wochen zuvor schon auf dem steinernen Karpfen in Höchstadt gesehen hatten. Es gab also einen Zusammenhang zwischen den Schmierereien am Karpfenkreisel und denen in Adelsdorf.

Handys sichergestellt

Bei den beiden Verdächtigen, 17 und 18 Jahre alt, fanden auch Hausdurchsuchungen statt, ihre Handys wurden sichergestellt und werden aktuell nach verdächtigen Fotos oder ähnlichem durchforstet.

Der Ältere der beiden meldete sich schließlich auch, offenkundig reuig, beim Adelsdorfer Gemeindeoberhaupt und gab an, alle Schäden wieder beseitigt zu haben. Der 17-Jährige jedoch rührte sich nicht. Gegen den Älteren zog die Gemeinde wegen seiner Reue den Strafantrag zurück, gegen den bereits polizeibekannten 17-Jährigen besteht er noch. Ihm konnten übrigens auch noch Schmierereien an der alten Höchstadter Aischbrücke zugeordnet werden.

Weil Fischkal und auch den Höchstadter Bürgermeister Gerald Brehm die Unverfrorenheit erschreckt, mit der am helllichten Tag Dinge beschädigt werden und selbst an (auch nachts) belebten Orten wie dem Karpfenkreisel Vandalismus passiert, wandten sie sich gemeinsam mit Polizeichef Hehn an die Öffentlichkeit: "Bei so was kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln, das sind doch keine Kavaliersdelikte", meint Brehm. Die Schäden wieder zu beseitigen, würde den Steuerzahler viel Geld kosten — zumindest wenn die Täter nicht gefasst werden.

Sind deren Namen aber aktenkundig, holt sich die Stadt das Geld für die nötige Reinigungsaktion zurück: "Denn parallel zur Strafverfolgung gehen wir natürlich auch zivilrechtlich gegen die Täter vor", erklärt Brehm. Die Härte des Gesetzes müsse ausgeschöpft werden, zumindest, wenn Täter mehr als einmal auffällig werden. Bei Ersttätern hingegen hätte auch die Stadt Höchstadt in der Vergangenheit bereits Strafanzeigen zurückgezogen: "Sind die Täter einsichtig, helfen ein paar Stunden Mitarbeit im Freibad manchmal mehr", weiß auch Brehm.

In Abstimmung mit der Polizei und unter Wahrung des Datenschutzes wolle die Stadt nun verstärkt auf Videoüberwachung setzen. Passieren solle das im ersten Schritt im Eisstadion und vor den öffentlichen Toiletten neben dem Kommunbrauhaus.

Adelsdorfs Bürgermeister Fischkal warnt Jugendliche eindringlich vor Sachbeschädigungen: Ihr Tun bliebe nicht folgenlos, sie müssten für ihre Vergehen geradestehen. Und an die Bürger appellieren die beiden Bürgermeister und Polizeichef Hehn unisono, sofort zu reagieren, wenn sie jemanden bei Sachbeschädigungen beobachten.