Bürgermeister Zipfel hinterlässt geordnete Gemeinde

15.4.2014, 18:21 Uhr
Bürgermeister Zipfel hinterlässt geordnete Gemeinde

© Maria Däumler

Georg Zipfel ist ein Ur-Schlüsselfelder. 1952 in dem Steigerwaldstädtchen geboren, hat er direkt nach der Schule 1969 eine Lehre als Verwaltungsfachwirt bei der Stadtverwaltung begonnen. Er erlebte die beiden Gebietsreformen 1972 und 1978 hautnah, die der Stadt einen Ausflug nach Mittelfranken und dann wieder zurück nach Oberfranken bescherten. Neun Gemeinden mutierten damals zur Großgemeinde, der heutigen Stadt Schlüsselfeld mit insgesamt 21 Stadtteilen.

Immer eine Herausforderung

1996 wurde Zipfel zum Bürgermeister der riesigen Flächengemeinde gewählt. "Das Gebiet ist über 70 Quadratkilometer groß, das war schon immer eine Herausforderung", erzählt der Freie Wähler rückblickend. Geholfen habe ihm dabei, dass er quasi in der Gemeinde groß geworden ist. "Wenn du alles aus dem Effeff kennst, dann ist das schon ein Vorteil."

Heute hat Schlüsselfeld rund 5900 Einwohner und der scheidende Bürgermeister sagt zufrieden: "Uns geht es finanziell gut." Durch geschickte Gewerbeansiedlung habe die Stadt immer so viel Geld gehabt, dass "wir uns immer sehr freizügig bewegen konnten". Dabei denkt Georg Zipfel an ortsansässige Unternehmen wie die Firma McFit, die knapp 200 Fitnessstudios in fünf Ländern betreibt, an den Baustoffproduzenten Veit Dennert, den Matratzenhersteller Frankenstolz, das Puma-Logistik-Center und die drei Reisemobilhersteller Concorde, Phoenix und Morelo: "80 Prozent der Luxusreisemobilhersteller in Europa kommen aus Schlüsselfeld."

Das ADAC-Fahrsicherheitszentrum, das sich 2011 in Schlüsselfeld ansiedelte, sei natürlich auch ein "Highlight". Das Zentrum locke jährlich rund 150.000 Besucher nach Schlüsselfeld. Davon profitierten Gastronomie, Bäcker, Metzger und letztlich die ganze Stadt, ist Zipfel überzeugt. Wichtig sei aber auch ein gesundes Mittelfeld: "Wir haben viele gut florierende Handwerksbetriebe."

Gibt es herausragende Ereignisse für den Bürgermeister in den letzten 18 Jahren? "Nein, da habe ich keinen Favoriten, es ist alles wichtig", findet der 61-Jährige. "Die ganz großen Sachen sieht man eh nicht." Damit meint er die Sanierung von Wasser- und Abwassersystem, bei der zig Millionen Euro in den Untergrund verbaut wurden. Leuchtpunkte seien vielleicht die 14 Millionen Mark schwere Generalsanierung der heutigen Mittelschule gewesen, die einen Monat nach seinem Amtsantritt losging. Und natürlich die Altstadtsanierung, bei der der historische Stadtkern behutsam saniert wurde.

Gute Kooperation

Schlüsselfeld in Oberfranken liegt direkt an der Grenze zu Mittel- und Unterfranken. Früher eine echte Barriere, die eine Zusammenarbeit der benachbarten Orte schwierig machte. Daher wurde 1998 die kommunale Allianz gegründet. Seither kooperieren die drei Kommunen Geiselwind, Burghaslach und Schlüsselfeld auf vielen Gebieten, wie dem Fremdenverkehr. Rad- und Wanderwege werden zum Beispiel gemeinsam geplant, denn "dem Gast ist es doch wurscht, ob er in Ober- oder Mittelfranken unterwegs ist", weiß Zipfel.

Gerade läuft in der Kommune alles rund, warum hängt Georg Zipfel mit seinen 61 Jahren da nicht noch eine Amtsperiode an? "Ich hab gemerkt, dass ich nach 18 Jahren allmählich ein bisschen betriebsblind werde und neuen Ideen nicht mehr so offen gegenüberstehe", gibt er zu. Weil er das der Stadt nicht antun will und weil er findet, dass jede Gemeinde den Anspruch drauf hat, dass sie mit voller Kraft und Energie geführt wird, "deswegen ist jetzt Schluss".

Auch der schwere Motorradunfall 2010 in den USA, bei dem sein linkes Knie und der Unterschenkel zerschmettert wurden, hat ein bisschen zur Entscheidung beigetragen. Zwei Jahre dauerte die Genesung und 2013 hatte er noch einen Rückfall.

Immer unterwegs

Das Laufen sei immer noch eingeschränkt und Motorradfahren, seine große Leidenschaft, gehe immer noch nicht. "Das ärgert mich am meisten." Zuhause hat er 17 Maschinen stehen. Und zusammen mit seiner Frau Helga ist er schon kreuz und quer durch Europa getourt, vom Nordkap bis in die Türkei.

Sein Ziel für die Zeit nach dem 29. April ist daher ganz klar: "Ich will wieder wandern und Motorradfahren können. Daran arbeite ich, das wird schon wieder", ist er zuversichtlich. Wandern ist ein weiteres leidenschaftliches Hobby von Georg Zipfel. In 13 Jahren ist er in Stationen den Jakobsweg von Bamberg bis Santiago de Campostela in Spanien gelaufen. Die letzten 800 Kilometer nach seinem Unfall.

Jetzt freut sich Georg Zipfel auf den Ruhestand. Die Stadt weiß er in guten Händen seines Wunschkandidaten Johannes Krapp (CSU), der mit 93,42 Prozent kürzlich zu seinem Nachfolger gewählt wurde. Und Angst vor Langeweile hat er auch nicht. "Meine Frau hat schon eine lange Liste gemacht."

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