Christian Braun geht — die TSH sieht schwarz für die Shorthorns

21.4.2015, 17:11 Uhr
Christian Braun geht — die TSH sieht schwarz für die Shorthorns

© Foto: Anestis Aslanidis

Viele Faktoren kommen derzeit zusammen bei den Shorthorns, die von 2001 bis 2004 in der Regionalligs spielten, dann den Sprung in die 2. Bundesliga schafften, wo sie sich sieben Jahre achtbar hielten, ehe sie 2011 freiwillig in die Regionalliga zurückkehrten. Dort wurden sie auf Anhieb wieder Meister (verzichteten aber auf den Aufstieg), spielten dann eine schwächere Saison, ehe sie heuer dank einer bärenstarken Rückrunde als Vizemeister über die Ziellinie gingen.

Doch wichtige Mosaiksteine dieses Erfolgs bröckeln weg – und andere könnten folgen. Der wichtigste – Kaddatz-Daßler nennt ihn gar den „Kitt, der alles zusammengehalten hat“ – steht definitiv nicht mehr zur Verfügung. Trainer Christian Braun wird nach insgesamt sechs Jahren bei den TSH-Damen (mit Unterbrechungen) seinen Wirkungskreis nach Nürnberg verlagern.

Dort trainiert er keine Damen mehr, sondern junge Herren. Mit dem U 16-Nachwuchs des Post SV spielt er derzeit um den Aufstieg in die Nachwuchs-Bundesliga JBBL. Die Mannschaft hat er schon in der abgelaufenen Runde „nebenbei“ betreut. Beides auf einmal gehe aber auf Dauer nicht. Zumal er als Vater zweier Kinder und spätberufener Student (Lehramt für Mittelschulen, nachdem er bereits Fachinformatiker war) durchaus ein „erfülltes“ Leben führt.

Den Ausschlag gegen die Damen und für die Jugendlichen haben letztlich mehrere Faktoren gegeben. Zum einen habe er in Herzogenaurach zuletzt doch gewisse Abnutzungserscheinungen gespürt, „auch wenn ich mich mit den Spielerinnen weiterhin sehr gut verstehe“, zum zweiten die – wieder einmal – unsichere personelle Situation, und zum dritten die Tatsache, dass er beim Post SV größere Perspektiven sehe.

„Mit den Jungs, die der Stolz der ganzen Abteilung und das Ergebnis von fünf Jahren intensiver Jugendarbeit sind, wollen wir einiges erreichen. Bei den Shorthorns können wir zwar Meister werden, aber den Aufstieg würden wir nicht mehr wahrnehmen“, so Braun. Es sei schwer, sich dafür zu motivieren und so viel Zeit zu investieren.

Ähnlich geht es vielen Akteurinnen – gerade denen aus der „goldenen Ära“. Tina Riegner hat ihr erstes Kind bekommen, Kerstin Wägner und Janina Leipner müssen ebenfalls Beruf und Kinder unter einen Hut bekommen, Konelija Klisanic ist beruflich auf der ganzen Welt unterwegs. Und weil Topspielerin Jana Ulbig in ihrem Studium ein Auslandsjahr plant, gibt es eigentlich keine Spielerin mehr, die einen Bezug nach Herzogenaurach hat – Kapitänin Theresa Heinz kommt immerhin vom einstigen Kooperationspartner aus Fürth-Vach.

Für Kaddatz-Daßler auch ein Grund, dass die Shorthorns in dieser Konstellation keine Zukunft mehr haben: „Wir können doch nicht jedes Jahr darauf hoffen, dass kurz vor Saisonbeginn irgendwelche Spielerinnen auftauchen, die entweder bei adidas oder Siemens mit dem Arbeiten oder in Erlangen mit dem Studium begonnen haben.“ Hinzu komme, dass der Verband die Meldefristen noch weiter vorverlegt habe; um zwei Wochen. Mitte Mai müssen die Würfel gefallen sein.

Am 13. Mai findet die Abteilungsversammlung statt. Er werde seine Einstellung (mit der er in der Führung nicht alleine sei) vertreten. Falls die Damen ihm an diesem Tag einen soliden Kader und möglichst auch einen neuen Trainer präsentieren können, werde er sie gewiss nicht bremsen. Das scheint der Abteilungschef jedoch eher für unwahrscheinlich zu halten.

Sportlich bedauert er das, zumal nach der sensationellen Rückrunde, in der die Mannschaft alle Topteams regelrecht aus der Halle geschossen habe. „Aber vielleicht ist es besser, wenn wir zwei, drei Jahre lang nur in der Bayernliga spielen, wo die zweite Mannschaft mit bodenständigen Akteurinnen zu Hause ist, und dann hoffentlich mit eigenem Nachwuchs wieder angreifen können.“ Derzeit sind die aber in den höheren Jugendklassen kaum Talente in Sicht.

Es „riecht“ also nach einem Rückzug – aber vielleicht überraschen die Shorthorns die Vereinsverantwortlichen ja am 13. Mai ähnlich wie auf dem Spielfeld und ziehen sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf.

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