Dach auf ,Leuchtturm‘

2.12.2016, 16:26 Uhr
Dach auf ,Leuchtturm‘

© Foto: AndréDe Geare

Das bedeutende Forschungsvorhaben der Technischen Hochschule Nürnberg geht auf eine Idee der Agenda 21 mit Wolfgang Schoepe zurück und wird mit lokalen Projektpartnern, vor allem der Baufirma Raab realisiert. Zentraler Punkt: Der Einsatz des neuen unbrennbaren Dämmstoffs „Calostat“ aus pyrogener Kieselsäure, dem der doppelte Styropordämmwert attestiert wurde.

Errichtet werden acht Reihenhäuser in moderner Ziegelbauweise unter Verwendung wohngesunder Baustoffe als Energieplushäuser im Standard KfW-Effizienzhaus 40 Plus. Damit erzeugt das Gebäude mehr Energie, als es von außen bezieht.

Faktoren sind die Strom erzeugende Photovoltaikanlage und die hochwärmegedämmte Gebäudehülle, ferner die Heizung durch Geothermie und der Energieverbund aller Häuser. Dies senkt Kosten in Anlagentechnik, Verbrauch und Unterhalt. Nach Fertigstellung wird das Projekt durch ein Monitoring der TH/EnergieCampus begleitet.

Seit dem Spatenstich im Juli 2016 (wir haben berichtet) haben die Bauarbeiter intensiv gearbeitet – auch zwei anerkannte Asylbewerber sind dabei, die eine Lehre beginnen können.

Beim Richtfest für die vier konventionellen und vier Forschungshäuser umrissen Redner noch einmal die wichtigsten Fakten und stellten das Ungewöhnliche des Projekts heraus. Schon 2013 trat der Agenda 21Arbeitskreis an die TH Nürnberg mit dem Projektleiter des Forschungsvorhabens Prof. Wolfgang Krcmar heran. Ende 2015 wurde das Vorhaben mit Projektträger in Jülich genehmigt. Die TH Nürnberg will mit diesem innovativen Ansatz zeigen: Energieeffizientes, wohngesundes Bauen ist realisierbar.

Das Modellprojekt unter der Leitung der TH Nürnberg ist ein Verbundprojekt des EnergieCampus Nürnberg, der Stadt Herzogenaurach sowie als Bauherrin der Raab Baugesellschaft mbH & Co.KG mit weiteren Industriepartnern. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert es mit rund 1,1 Millionen Euro.

Mit dem Modellprojekt will die TH Nürnberg einen über die Metropolregion Nürnberg hinaus ausstrahlenden Beitrag in der Energie-Effizienzforschung leisten. Erhofft werden Antworten auf Schlüsselfragen etwa:

Wie kann der Energiebedarf unserer Gesellschaft reduziert werden?

Welche Baustoffe, Komponenten und Betriebskonzepte sind für energieeffizientes Wohnen tauglich?

Gisela Raab, Geschäftsführerin der Baufirma und Expertin für Wohngesundheit, begrüßte die Projektpartner, darunter auch die Industriepartner Maxit, Evonik, Proleit, die Herzogenauracher Handwerker Firma Armin Popp und Koch Bodenbeläge.

„Es kommt aus der Zukunft und ist heute schon Gegenwart“, beschrieb Bürgermeister German Hacker das Vorhaben. Für den stellvetretenden Landrat Christian Pech ist es „umweltbewusste Technik, die dem Geist der Stadt entspricht.“ Ein klassisches Gebäude sei es, das technisch ausgewertet wird, erklärte der Architekt Andreas Bär.

Professor Krcmar umriss kurz das Betriebssystem mit thermischem und Batteriespeicher, deren Einsatz auch vom Wetter abhängt. Die Qualität der Innenraumluft wird vom TÜV Rheinland gemessen. Von den acht Einfamilien-Reihenhäusern aus hochwärmegedämmten Poroton-Ziegeln errichtet, erhalten vier Häuser zusätzlich eine Ziegel-Wärmedämmfassade, die mit der Weltneuheit Calostat gefüllt sind.

Bei dieser klimaschonenden Energieeinsparung würden sogar bessere Werte als bei Passivhäusern erreicht, hieß es. CSU-Landtagsabgeordneter Walter Nussel kündigte an, dies in den Wirtschaftsausschuss des Landtages hineinzutragen. Für zwei der Reihenhaus-Segmente wurden bereits Käufer gefunden. Für die sechs Reihenmittelhäuser steht dies noch aus.

Der reine Hauspreis liegt bei 380 000 Euro, dazu kommt die E-Technik, das Grundstück und Straßenanteil, sodass mindestens 550 000 Euro zu rechnen seien, wurde am Rande informiert. Ende 2017 soll das Projekt fertig sein.

Keine Kommentare