Dampf ist abgelassen

25.2.2015, 07:55 Uhr
Dampf ist abgelassen

© Foto: Matthias Kronau

Achim Hubmann hat vor zwei Jahren das Bistro „Kreis’l“ übernommen. Aber auch vorher war er schon in der Gastronomie tätig, zum Beispiel im Papa Joe’s in Erlangen. „Das war ein reiner Barbetrieb, dort waren die Besucherzahlen nach Durchsetzung des Nichtrauchergesetzes schon rückläufig“, erinnert er sich. Und auch Speiselokale hätten das gemerkt. „Viele Raucher sagen, wenn sie nicht rauchen dürfen, gehen sie auch nicht essen.“ Das seien allerdings vorwiegend die Älteren, junge Leute täten sich leichter mit dem Nichtrauchergesetz.

Hubmann, selbst Raucher, will aber auch nicht verhehlen, dass die Arbeit angenehmer geworden ist, wenn man als Gastronom nicht ständig im Rauch stehen muss. „Und während des Essens finde ich auch, dass der Qualm da nichts verloren hat.“ Er meint aber, dass man durchaus unterscheiden müsse zwischen Zeiten, wo gegessen wird und wo man einfach nur gemütlich zusammensitzen will. Hubmann denkt da vor allem an die in Wirtshäusern beliebten „Kartelrunden“, die es so heute gar nicht mehr gebe. „Da hat sich viel verändert, da wurde durch das Nichtrauchergesetz auch was Kulturelles beschnitten.“

Bei Wind und Wetter raus

Heutzutage müssten die Raucher halt immer vor die Tür, bei Wind und Wetter. Ihn selbst störe das nicht, manch anderen schon. Beim Mittagessen sei es oft so, dass Raucher dann eben keinen Kaffee mehr trinken, sondern lieber gleich zahlen, um dann draußen zu rauchen. Das seien durchaus Einnahme-Einbußen.

Achim Hubmann findet das generelle Rauchverbot deshalb nicht optimal. Er könnte sich im Kreis’l zum Beispiel einen separaten Raucherraum vorstellen. Am besten fände er eine Lösung, bei der die Wirte selbst entscheiden können, ob sie ein Raucher- oder ein Nichtraucherhaus sein wollen. Denn „die Raucher gehen zwar vor die Tür, weil es halt so sein muss, aber die meisten finden es lästig.“

Fast nur positive Seiten gewinnt Thomas Raab der Gesetzesänderung vor fünf Jahren ab. Im März 2006 hat er sein „Espressovita“ in der Hauptstraße eröffnet, erinnert er sich: „Ein Jahr haben wir geraucht, dann haben wir schon auf rauchfrei umgestellt - bevor das Gesetz kam.“

Bereut hat er diese Entscheidung nicht. Das kleine Lokal habe vielleicht zwei, drei Stammgäste verloren, dafür aber eine neue Klientel erschlossen, die ihren Kaffee oder ihre Pasta rauchfrei genießen will. Raab: „Wir hatten vorab unsere Kunden befragt. Die meisten hatten geäußert, dass es ohne Qualm besser wäre. Eine Zeitlang war das noch ein Thema, aber inzwischen sprechen uns nur noch ganz wenige an, ob sie sich nicht doch innen eine anstecken dürften. Das passiert meist, wenn der Betreffende schon etwas getrunken hat.“

Dampf ist abgelassen

© Foto: Holger Peter

Er selbst ist Raucher, findet es aber angenehmer, dass nach der Arbeit die Kleidung nicht mehr nach Zigaretten stinkt. Da geht er gerne vor die Tür – auch an kühleren oder feuchten Tagen. Der Italien-Liebhaber stellt ohnehin fest, dass man in Deutschland großzügiger sei als in seiner zweiten Heimat. Dort dürfe man nicht einmal in Hausgängen rauchen, so dass Raucher dort oft auf der Suche nach einem ruhigen Örtchen seien.

Für Hans Heller, den Wirt der gleichnamigen Brauereigaststätte im Herzogenauracher Zentrum, hätte gerne alles beim Alten bleiben dürfen: „Die Raucher haben bei mir unterm Rauchfilter gesessen, das hat kaum einen gestört. Das ging nach der Gesetzesänderung halt nicht mehr. Aber die Raucher sind selbst schuld. Ich glaube, dass zu wenige von ihnen zum Bürgerentscheid gegangen sind. Da haben sie halt Pech gehabt.“

Heller ist seit 17 Jahren weg vom Glimmstängel, auch sonst raucht keiner in der Brauer- und Wirtsfamilie. Ihre Gäste können auswählen, ob sie vor dem Eingang in der Hauptstraße oder lieber im Innenhof (dort ist die Raucherecke teilweise überdacht) rauchen wollen.

Weggeblieben seien trotz anderslautender Ankündigungen nur ein, zwei Gäste, der Rest sei dem Lokal treu geblieben. Dass die Umsätze zurückgehen, schiebt er nicht auf das Rauchverbot: „Der Gastronomie geht es einfach allgemein nicht besonders gut.“

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