Dankbares Lächeln belohnt Hemhofenerin

19.9.2018, 07:57 Uhr
Dankbares Lächeln belohnt Hemhofenerin

© Foto: Katrin Bayer

"Ich war schon immer sozial eingestellt und habe immer gerne geteilt", sagt Melanie Kruse, wenn man sie fragt, wie sie zu ihrem mittlerweile ganz schön groß gewordenen Hilfsprojekt gekommen ist. Vor fünf Jahren seien ihr "beim Shoppen in Nürnberg", wie sie erzählt, die Obdachlosen aufgefallen, die dort auf der Straße leben. Kruse wollte etwas tun – und half gemeinsam mit den anderen Ehrenamtlichen des Vereins "Heinzelmännchen für OHA". OHA steht dabei für Obdachlose, Hilfebedürftige, arme Menschen. Die Helfer sammeln Sachspenden und geben diese an Bedürftige weiter.

"Doch dann wurden bei mir immer mehr Kindersachen abgegeben", erinnert sich die heute 37-Jährige. Klamotten für Jungs und Mädchen, Maxi-Cosis. Dinge, die die Menschen auf der Straße nicht brauchen können. "Die jüngste Obdachlose, die wir betreut haben, war 14 Jahre", so Kruse.

Was also tun mit diesen Spenden? Kruse blieb zwar weiter in der Nürnberger Obdachlosenhilfe aktiv, baute nebenbei aber ein eigenes Projekt auf. Sie kümmerte sich fortan um finanziell schlecht gestellte Familien, die für ihren Nachwuchs Kleidung, Spielzeug oder sonstige Babyausstattung brauchen. Unterstützt wird sie dabei mittlerweile von rund 20 Helferinnen — Kruse nennt sie "Engel" — die regelmäßig spenden, was ihre eigenen Kinder nicht mehr brauchen. Vier von ihnen unterstützen sie auch organisatorisch, holen etwa Sachspenden bei Familien ab, die zum Beispiel gerade ihren Keller ausräumen und dabei Kindersachen aussortiert haben.

Meist über Dritte

Nur selten melden sich die Menschen, die Hilfe brauchen, direkt bei der Hemhofenerin. "Die trauen sich meist nicht", ist ihre Erfahrung. Sie erfahre meist über Dritte von deren Schicksalen. Von jungen Schwangeren, die vom Kindsvater verlassen wurden. Von Familien, denen die Wohnung abgebrannt ist oder in denen der Vater gerade Probleme auf der Arbeit hat und das Kindergeld noch nicht auf dem Konto ist. Kommt es für die Betroffenen mal richtig dick, wird auch die komplette Ausstattung für das erste Lebensjahr des Kindes organisiert.

Vier Familien begleitet Melanie Kruse zudem dauerhaft, und da gibt es auch Hilfe, die über das Vermitteln von Sachspenden hinausgeht. "Ich geh’ auch mal mit der Frau aufs Amt, wenn diese sich den Angestellten dort nicht zu sagen traut, dass sie Probleme beim Ausfüllen eines Antrags hat", sagt Kruse, die in der Industrie Schicht arbeitet und selbst keine Kinder hat.

Bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit erlebt die 37-Jährige viel: Familien etwa, die ihrer Wohnsituation und ihrem Auto nach zu urteilen eigentlich keine Hilfe zu brauchen scheinen, sich aber dennoch bei Kruse mit Kinderklamotten eindecken möchten. Oder unangebrachtes Anspruchsdenken, wenn man zwar einerseits um Kleiderspenden bittet — aber bitte nur in Glitzeroptik oder mit Mickey-Mouse-Motiv. "Wer so denkt, bei dem kann die Not nicht so groß sein", meint Kruse. Ihre eigentliche "Zielgruppe" seien Familien, die von Hartz IV leben, die sich kein Auto oder keinen Urlaub leisten können.

Und warum macht sie trotzdem weiter mit ihrem sehr zeitintensiven Engagement? "Das Lächeln der dankbaren Menschen oder auch die strahlenden Kinderaugen, wenn wir Spenden vorbeibringen, sind mir die Zeit und den Sprit, den ich dabei verfahre, wert", sagt Kruse.

Berührungsängste hat sie dabei nicht. Für sie ist es auch selbstverständlich, mit ihrem Mann und anderen Ehrenamtlichen im Winter, wenn es bitterkalt ist, Obdachlose mit belegten Brötchen und Sachspenden unter der Brücke zu besuchen.

Wer Sachspenden abzugeben hat oder eine Familie kennt, die dringend Hilfe benötigt, kann sich per Mail an Melanie Kruse wenden: melly_guegel@yahoo.de.

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