Den Primus geärgert

16.2.2014, 22:14 Uhr
Den Primus geärgert

© Michael Matejka

Vor knapp 200 Zuschauern erwies sich das Team von Trainer Hermannstädter in der restlichen Spielzeit als absolut ebenbürtig und konnte die physische Überlegenheit des Gegners mit spielerischen Mitteln als auch aufopferungsvollen Einsatz durchaus kompensieren. Zweifellos war der Gegner in entscheidenden Phasen abgezockter und hatte vor allem im Rückraum jene „Lufthoheit“, die solche Spiele letztlich doch entscheidet.

Wenn dann auch noch die Schrittfehler immer wieder zum „richtigen“ Zeitpunkt ebenso einseitig ausgelegt werden wie die körperlichen Attacken, tut sich selbst ein Gastgeber extrem schwer. Wohl noch nie in dieser Saison hat TSH- Kreisläuferin Lena Mergner so viele rustikale Körperannäherungen über sich ergehen lassen müssen wie gestern.

Das kann man den ambitionierten Gästen keineswegs verübeln, wussten sie doch um die größte Offensivgefahr beim Gegner. So wurde clever vom Anpfiff weg ausgelotet, wie weit man gehen kann, Die Frage ist jedoch die Verhältnismäßigkeit, die den Unparteiischen zunehmend verloren ging, wobei die wesentlichen Entscheidungen sowieso fast durchgängig von einem allein getroffen wurden.

Fünf Angriffe, 0:5 nach fünf Minuten – der HaSpo-Start war eine Demonstration von hohem Selbstbewusstsein und zielstrebiger Dynamik, aber auch ein Beleg für die noch nicht überwundene Verunsicherung bei der TSH nach der Pleite in Regensburg. Dabei war man durchaus bestrebt, den Ball nicht wie sonst oft zu überhastet herzuschenken, doch so recht wusste man zunächst nicht mit dem Ballbesitz etwas anzufangen.

In der 7. Minute gelang dem Gastgeber das erste Tor, doch noch zeigte sich der Gast bärenstark, man hatte nicht den Eindruck, dass die TSH ihm beikommen würde. Dann aber konnte Torfrau Ellen Mauritz zunehmend auch schwere Würfe abwehren, während ihre Vorderleute bei eigenen Angriffen langsam „auftauten“. Über 4:7 (13.) und 7:9 (22.) arbeiteten und zunehmend auch spielten sich die TSH- Frauen in die Begegnung. Nun wackelte der Klassenprimus plötzlich doch.

Wenn man aber wie die TSH aus der Distanz kaum Erfolg hat, muss man eben über die Außenbahnen für Zählbares sorgen, doch da war erneut Schmalkost angesagt. Dass die Gäste bis zur Pause mit 11:10 vorne lagen, ist primär das Verdienst der an diesem Tage alles überragenden Körber auf der Spielmacher- Position. Sie setzte mit extremer Explosivität entweder selbst ein oder brachte ihre Nebenleute in gute Wurfpositionen, wovon vor allem Koppold im linken Rückraum profitierte – allerdings auch begünstigt durch die mehrfach Spalier stehende TSH-Abwehr.

Nach dem Wechsel stellte Hermannstädter für alle überraschend die erst vor sechs Wochen am Knie operierte Martina Ebersberger ins Tor. Obwohl HaSpo-Trainer Hankel dies schon erwartet hatte, erwischte seine Spielerinnen diese Maßnahme zunächst auf dem falschen Fuß. Mehrfach konnte die ohne Vorbereitung angetretene Ebersberger mit für sie typischen Reflexen selbst schwerste Würfe abwehren, was auch dazu führte, dass ihr mit toller Moral ausgestattetes Team den Gästen weitere 20 Minuten auf den Fersen blieb.

Bald jedoch erkannten die Gästeangreiferinnen dann doch, wie man an diesem Tage Ebersberger beikommen konnte und so wurde sie ein ums andere Mal mit Bogenlampen schachmatt gesetzt. In der Endphase musste die TSH dann auch dem aufwendigen Kraftakt über 40 Minuten hinweg Tribut zollen. Gerade hier wäre etwas mehr Glück bei den Schiedsrichter-Entscheidungen vielleicht noch hilfreich, doch die blieben ihrer Linie treu, immerhin. Letztlich war der Sieg für HaSpo nicht unverdient, aber meisterlich sieht dann doch anders aus. Dies aber lag auch an der tollen Moral der Gastgeberinnen, die daraus Kraft für die nächsten Spiele schöpfen sollten.

Hermannstädter: „Anfangs zehn verheerende Minuten und eine Schlussphase, die ich nicht weiter kommentieren möchte, gaben den Ausschlag. Der Gegner brachte einen regionalligatauglichen Kader mit, wir müssen uns hingegen den folgenden Aufgaben stellen. Mit der Leistung von heute bin ich aber optimistisch.“

TSH: Mauritz, Ebersberger, Scheidler; Kräck 1, Wölfel, Stephan 1, Egle 2, List, Bestle, Thom, Küffner 2, Antos, Frank, Berner 5/1, Mergner 10.

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