"Der Fahrer und sein Landrat"

24.4.2014, 15:36 Uhr

© Kronau/oh

Sein Chef heißt Eberhard Irlinger und wo immer der Landrat in den letzten zwölf Jahren dienstlich unterwegs war, war sein Chauffeur Gerhard Steinlein nicht weit.

Schließlich sorgte er nicht nur dafür, dass Eberhard Irlinger pünktlich und entspannt bei seinen Terminen erschien, Gerhard Steinlein organisierte, wenn gerade einmal kein gebackener Karpfen in Reichweite war, die Bordverpflegung in Form von Leberkäs-Weckla, schleppte als "Roadie" Hackbrett und Gitarre zu den Ehrungsterminen, bei denen der Landrat das musikalische Rahmenprogramm selbst zu gestalten pflegte, kümmerte sich, wenn es einmal nötig wurde, um das Schuhwerk seines Chefs und schließlich auch noch um das Image.

Denn immer dann, wenn die Pressesprecher des Landratsamtes oder die Lokalzeitungen mit dem Tempo des Landrats nicht mithalten konnten, war Steinlein zur Stelle, um den Landrat ins rechte Licht zu rücken. Hinter so manchem "Foto: privat" in unserer Zeitung verbirgt sich deshalb das behördliche "Mädchen für alles", das nebenbei natürlich auch noch für die Sauberkeit des Fuhrparks zuständig war.

Das System, dass der allzeit präsente Chauffeur auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, hätten inzwischen auch eine ganze Reihe seiner Landratskollegen übernommen, sagt Eberhard Irlinger nicht ganz ohne Stolz, muss aber zugeben, dass die Arbeitsbelastung seines Fahrers, und damit natürlich auch seine, vor allem in den ersten Jahren seiner Amtszeit schon enorm war. "100 Stunden in der Woche sind da schon zusammen gekommen."

Aber inzwischen ist Eberhard Irlinger etwas ruhiger geworden, wodurch sich auch die Lage für Gerhard Steinlein etwas entspannt hat. Aber die sicher nicht ganz tarifkonformen Überstunden hatten ihn sowieso nie gestört, schließlich hatte er ja seinen Traumberuf.

"Fahrer zu werden, war schon mein Jugendtraum", sagt der gelernte Kfz-Mechaniker, der sich folgerichtig 1978 für den Posten des Fahrers beim damaligen Landrat Georg Daßler bewarb. Steinlein bekam den Job. Sein Vorteil gegenüber den anderen Interessenten: Er wohnte in Herzogenaurach.

Viel Gelegenheit, den Landrat auf den Dienstfahrten zu begleiten, hatte Steinlein damals allerdings nicht, denn Georg Daßler verstarb eine Woche nach dem Bewerbungsgespräch, so dass Steinlein als "Erbmasse" an Franz Krug überging.

24 Jahre und etliche Hunderttausend Kilometer später sah auch Eberhard Irlinger keinen Grund, die Personalie zu ändern. "Pünktlich, zuverlässig und loyal" sind die Attribute, mit denen er seinen Fahrer, mit dem er in all den Jahren eher aus Wertschätzung als aus Distanz per "Sie" geblieben ist, beschreibt.

Vor allem loyal und verschwiegen, denn obwohl es sein Beruf zwangsläufig mit sich bringt, dass er auch Dinge mitbekommt, die nicht für fremde Ohren bestimmt sind. Als Quelle von Hintergrundgeschichten oder Geschichtchen war Gerhard Steinlein denkbar ungeeignet. Ein einziges Mal, so gibt er zu, habe er sich "verplappert" und von Franz Krug dafür dermaßen den Kopf gewaschen bekommen, dass es fürs ganze Leben reichte.

Wenn Gerhard Steinlein demnächst mit dem Landrat zur letzten Dienstfahrt aufbricht, dann hat er auf seinem persönlichen Tacho rund 2,5 Millionen Kilometer stehen. Natürlich unfallfrei, wenn auch mit ein paar "Dellen", die ihn heute noch wurmen.

Drei Punkte in Flensburg kassierte er beispielsweise, weil er einmal auf der Autobahn angeblich den Sicherheitsabstand nicht eingehalten hatte, was Zeuge Irlinger allerdings vehement dementiert. Und am meisten ärgert Steinlein, dass er einmal bei Baiersdorf von zwei jungen Polizisten peinlichst kontrolliert worden ist. Zum "Blasen" musste er sich sogar in den Streifenwagen setzen.

Auch wenn solche Anekdoten durchaus Stoffe für eine kleine Biografie, wie sie vom Personal hochgestellter Persönlichkeiten gelegentlich geschrieben werden wären. Sein "Schweigegelübde" wird Gerhard Steinlein auch als Rentner nicht brechen. Und was macht er dann mit seiner vielen Freizeit? "Schaumer mal" sagt er. Man kann fast darauf wetten, dass er sich als erstes einmal in sein Privatauto setzt und eine kleine Spazierfahrt unternimmt, denn wie sagt er doch immer: "Hinterm Steuer bin ich so richtig entspannt".

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