„Die Eishockey-Oberliga ist das Beste, das mir passieren konnte“

28.9.2016, 21:47 Uhr
„Die Eishockey-Oberliga ist das Beste, das mir passieren konnte“

© Foto: Anestis Aslanidis

Herr Heilman, warum spielt man mit 40 noch Eishockey?

Dan Heilman: Es ist eine Leidenschaft, auch wenn es nicht das ganze Leben auf dem Niveau gehen wird. Ich freue mich auf die Jungs. Ein neuer Verein ist eine neue Herausforderung.

Im Fußball hören die Spieler viel eher auf . . .

Goalie Philipp Schnierstein aus dem Hintergrund:Im Fußball verdienen sie auch genug Geld und können früher aufhören!

Heilman (lacht):Ich habe die letzten drei Jahre jedes Spiel gespielt, war fast immer verletzungsfrei.

Woher kommt die Eishockey-Leidenschaft bei einem jungen Spieler, Herr Lenk?

Lukas Lenk:Ich habe mit drei angefangen, ich spiele schon mein ganzes Leben. Eishockey ist eine Lebenseinstellung. Ich könnte ohne nicht leben.

Aber Sie könnten ja auch Fußball spielen . . .

Lenk:Im Sommer mache ich das. Aber im Eishockey geht es zur Sache, manchmal prügelt man sich, es ist so viel schneller und attraktiver. Ich kenne kaum Gründe, um Fußball zu spielen.

Dafür, dass Sie der jüngste Spieler im HEC-Kader sind, haben Sie schon einige Stationen hinter sich.

Lenk: Ja, ich habe Eishockey spielen in Schönheide gelernt, das ist in dieser Saison auch unser Gegner. Dann bin ich drei Jahre auf die Sportschule in Chemnitz gegangen, habe für Chemnitz, Weißwasser und Dresden gespielt. Vor zwei Jahren bin ich nach Regensburg und dann letztes Jahr nach Höchstadt gegangen.

Schon einmal ein Oberliga-Spiel gemacht?

Lenk: Ja, eines, mit Chemnitz gegen Fass Berlin in der Oberliga-Ost. Da war ich 16.

Herr Heilman, Sie haben da ein bisschen mehr Erfahrung.

Heilman: Ja, ich bin 2001 aus Kanada nach Deutschland gekommen und habe eigentlich schon überall gespielt. Meistens in der dritten Liga, die letzten sechs Jahre mit Selb in der Oberliga. Mit Schweinfurt war ich auch ein Jahr in der Bayernliga.

Was ist der Unterschied zwischen Bayern- und Oberliga?

Heilman: Die Tiefe des Kaders. Klar, gibt es in der Bayernliga gute Spieler in der ersten Reihe. Aber Regensburg hat vier gute Reihen. In Höchstadt haben wir viele gute Stürmer, wir haben auch drei, vier gute Blocks.

Was hat den Ausschlag für den Wechsel nach Höchstadt gegeben?

Heilman: Daniel Jun. Selb wollte mich nicht mehr, ich habe sechs Jahre dort gespielt. Ich hatte viele gute Spiele, aber leider war das nicht genug für einen Ein-Jahres-Vertrag. Und dann hat Daniel Jun angerufen.

Also freuen Sie sich besonders auf die Partie gegen Selb.

Heilman: Natürlich, das ist ein heißes Spiel für mich. Ich möchte zeigen, dass ich immer noch gut bin.

Ist Ihnen die Partie gegen Schönheide auch so wichtig, Herr Lenk?

Lenk: Auf jeden Fall, die ganze Familie schaut zu, alle Freunde. Das ist etwas Besonderes.

Möchten Sie mal Profi werden?

Lenk: Auf jeden Fall. Ich wollte irgendwann Geld mit Eishockey verdienen. Aber mit Verletzungen und der Ausbildung als Kinderpfleger nebenher ist das nicht so einfach. Aber ich bin 19 Jahre alt, wenn man jetzt schon seine Träume aufgibt, das wäre nicht gut. Die Oberliga ist das Beste, das mir passieren konnte. Viele junge Leute spielen dort. Der Sprung in die DEL ist sehr schwer, aber ich habe jetzt ein Jahr Erfahrung in der Bayernliga und glaube, dass ich mich ganz gut durchsetzen kann.

Herr Heilman, was können Sie jungen Spielern zur Oberliga erklären?

Heilman: Ganz wichtig ist die Vorbereitung vor dem Spiel, das fängt am Montag damit an, was man isst und wie man schläft. Wir haben viele, die arbeiten oder eine Ausbildung machen. Ich auch, ich bin selbstständig. Aber ich bin kein Trainer, ich sage wenig. Wenn allerdings etwas auf dem Eis passiert, das wichtig ist, dann spreche ich es an. Wichtig ist, dass unser Tempo hoch bleibt, im Training und in den Spielen.

Ist die vergleichsweise kurze Vorbereitung in Höchstadt ein Nachteil?

Lenk: Nicht unbedingt, dafür ist so die Freude auf Eishockey noch größer als wenn ich schon drei, vier Wochen auf dem Eis gestanden hätte. Dann gehst du mit einer lockeren Einstellung ran und verlierst so ein erstes Spiel. Und ein erstes Spiel ist wichtig. Ich hoffe, dass uns manche Teams unterschätzen.

Heilman: Er hat Recht, es könnte ein Riesenvorteil für uns sein, dass viele Teams glauben, wir kommen aus der Bayernliga. Sie lesen, dass wir nicht so oft auf dem Eis waren. Wir können das nutzen und Punkte holen. Wir haben eine gute Mannschaft, viel besser als ich dachte.

Sie wurden überrascht?

Heilman: Bis auf Simon Knaup kannte ich keinen Namen. Ich bin glücklich, wir haben vielversprechende junge Spieler, Top-Torhüter, erfahrene Verteidiger. Eine gute Mischung, junge und hungrige, aber auch erfahrene Leute. In Höchstadt wird es einen langsamen Aufbau geben. Regensburg, Landshut, Selb – wenn du von denen Punkte holen kannst, das wäre riesig.

Lenk: Peiting wird auch gut abschneiden.

Und was ist das Ziel beim HEC?

Heilman: Am Wichtigsten ist es nicht abzusteigen. Für die Zuschauer wäre es gut, wenn sie sehen, wir kämpfen. Und wenn wir in die Top Acht und damit in die Play-offs kommen. Das sollte unser Ziel sein. das ist erreichbar.

Und doch noch Bayernliga-Meister über die Abstiegsrunde werden, wäre das kein Ziel?

Lenk: Das könnte so passieren. Aber am Anfang der Saison ist das kein Ziel. Ich will nicht nochmal Bayernliga spielen, wenn ich Oberliga- spielen kann. Ich will unter die ersten Acht kommen.

Int.:ALEXANDER PFAEHLER

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