Die Freizeit selbstbestimmt gestalten können

24.12.2018, 06:57 Uhr
Die Freizeit selbstbestimmt gestalten können

© Foto: Ralf Rödel

Die Lebenshilfe Erlangen-Höchstadt in Herzogenaurach wurde bereits vor 50 Jahren gegründet. Neben Wohnangeboten bietet die Lebenshilfe mit der Aurach-Werkstatt Menschen mit vielen verschiedenen Behinderungsformen auch einen sicheren Arbeitsplatz. Und natürlich kommt auch die Freizeitgestaltung nicht zu kurz.

Unterstützungsangebote sind bei den Offenen Hilfen der Lebenshilfe mit Sitz in der Steggasse angesiedelt. So stellt die Offene Behindertenarbeit (OBA) ein abwechslungsreiches Freizeit-, Bildungs- und Begegnungsprogramm bereit. Hier stehen zum Beispiel organisierte Kurse, Unternehmungen oder Ausflüge in der Gruppe auf dem Programm. "Im Grunde ist das so eine Art vhs für behinderte Menschen", erklärt Diplom-Sozialpädagogin Ute Meindel, Abteilungsleiterin der Offenen Hilfen.

Der Familienentlastende Dienst (FeD) vermittelt Ehrenamtliche, die Eltern mit einem behinderten Kind im privaten Umfeld durch Kinderbetreuung unterstützen.

Doch was machen Menschen mit Behinderung, die den Kinderschuhen entwachsen sind und die mehr wollen als festgelegte Gruppenangebote? Die ganz individuelle Vorlieben in der Freizeit haben? Die aber auf unterstützende Begleitung angewiesen sind?

Genau für diese Jugendlichen/Erwachsenen haben die Offenen Hilfen nun die Freizeitassistenz (FZA) ins Leben gerufen. Es geht darum, dass Menschen mit Behinderung, die eine Begleitung benötigen, einen Helfer/eine Helferin zur Seite gestellt bekommen, der/die den Behinderten begleitet, wenn er etwa ins Kino, auf ein Konzert oder auf den Weihnachtsmarkt möchte. Oder auch eine Sportart in einem Verein ausüben. "Es ist eigentlich alles denkbar, was man halt so in seiner Freizeit macht", sagt Organisatorin Sibylle Wolter.

Hier stehe der inklusive Gedanke im Vordergrund, erklärt Meindel. Die Idee sei im Rahmen des Modellprojekts Inklusion entstanden, mit Sozialpädagogin Sibylle Wolter wurde dann auch eine Fachkraft dafür eingestellt, die die Freizeitassistenz organisiert. "Es ist ein wichtiger Baustein für behinderte Jugendliche und Erwachsene, auch über die OBA hinaus selbstbestimmt ihre Freizeit zu gestalten", so Meindel. Das sei durchaus auch eine Herausforderung für den Behinderten. "Er/sie muss sich aktiv damit auseinandersetzen, was er/sie selbst eigentlich möchte."

Um das Konzept der 1:1-Betreuung aber umsetzen und jedem "Kunden" gerecht werden zu können, braucht die Lebenshilfe noch viel mehr Ehrenamtliche, die bereit sind, Zeit mit behinderten Menschen zu verbringen. Das können Fach- oder Hilfskräfte mit Erfahrung in der Behindertenarbeit sein, aber auch Menschen ganz ohne pädagogischen Hintergrund, die offen sind für neue Erfahrungen.

"Es geht auch darum, Hemmungen zu überwinden und Barrieren abzubauen", wirbt Meindel für das Angebot. "Man braucht nur Offenheit und ein bisschen Zeit, meist in den Abendstunden oder am Wochenende." Zuverlässigkeit sei natürlich unabdingbar, außerdem werde eine "langfristige Bindung" angestrebt.

Sibylle Wolter kümmert sich um die Zusammenführung. Zunächst äußert der "Kunde" oder dessen Familie seine Wünsche und Vorstellungen, dann wird ein möglicherweise passender Ehrenamtlicher gesucht. Sind sich beide Parteien bei einem ersten Kennenlernen sympathisch, erfolgen alle weiteren Absprachen direkt zwischen dem Ehrenamtlichen und dem "Kunden" respektive seiner Familie.

Eine kleine Aufwandsentschädigung gibt es auch: ohne fachliche Ausbildung 8,50 Euro pro Stunde und mit entsprechender Ausbildung 10,50 Euro pro Stunde plus Fahrtkosten.

"Die Nachfrage nach einer Freizeitassistenz ist groß", sagt Wolter und hofft nun, dass sich noch mehr Ehrenamtliche finden, die bereit sind, im Sinne der Inklusion mitzuwirken.

Interessierte können sich bei Sibylle Wolter von den Offenen Hilfen melden: per E-Mail an oh-fza@lebenshilfe-herzogenaurach.de oder unter Telefon (0 91 32) 7 81 01 82

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