Die Furcht vor einer zu hohen Verkehrsbelastung

19.1.2018, 15:23 Uhr
Perspektive auf ein Verkehrsproblem: Falls eine zweite Zufahrt zum neuen Baugebiet in Höhe der Fachklinik erfolgt, fürchten die Planer einen unkontrollierten Parksuchverkehr in genau dieses Gebiet.

© Fotos: Aslanidis, Pfrogner Perspektive auf ein Verkehrsproblem: Falls eine zweite Zufahrt zum neuen Baugebiet in Höhe der Fachklinik erfolgt, fürchten die Planer einen unkontrollierten Parksuchverkehr in genau dieses Gebiet.

Die Herzo-Base-Gebiete nördlich der Nordumgehung sind schon im Bau, nun beginnen Planungen für den Lückenschluss auf den Flächen südlich der Umgehung: Das Wohngebiet "Reuth" etwa soll eine Mischung aus Eigentumswohnungen sowie Mietwohnungen werden. Mit einem gewissen Anteil von sozialem Wohnungsbau.

Die Nachricht von einem fast neuen Stadtteil mit bis zu 1000 Menschen hat Bürger aufgeschreckt. Ist das verträgliches Wachstum?

Die Informationsveranstaltung am Donnerstag im Rathaus, zu der viele Anwohner gekommen waren, zeigte in fast erstaunlicher Weise eine Sachlichkeit in der Diskussion, obwohl die Kritik groß war. Die Anwohner wissen genau, dass sich das jetzt überplante Areal zwischen Dambachgraben und der Rehaklinik zur Bebauung geradezu anbietet (so wie der Lückenschluss am Niederndorfer Behälterberg). Und jeder weiß, dass Herzogenaurach eine boomende Stadt ist, ob man das wünscht oder nicht.

Die Furcht vor einer zu hohen Verkehrsbelastung

© Foto: Ralf Rödel

Gleichzeitig bekräftigte Fachplanerin Kristina Vogelsang, dass das vorliegende städtebauliche Konzept "erst einmal ein allererster Vorkonzeptstand" sei. Bürgermeister German Hacker verstand sehr gut die Emotionalität des Themas, "wenn das Feld, auf das man jahrelang geschaut hat, plötzlich bebaut wird".

Zum einen, so Hacker, ist "In der Reuth" wohl eines der "bestbegründetsten Wohngebiet aller Zeiten". Zum anderen aber sei genau jetzt Zeit, sich mit Anregungen, Kritik und Vorschlägen zu melden. Bis zum 2. Februar läuft die vorzeitige Bürgerbeteiligung, die den Planern nochmals wichtige Hinweise geben kann. "Ich bitte Sie, alles schriftlich zu formulieren und uns zu schicken."

In der Diskussion wurde deutlich, wo die Hauptbedenken der Anwohner liegen:

Die zusätzliche Verkehrsbelastung: Das neue Wohngebiet soll zwar zum großen Teil zur Straße "In der Reuth" erschlossen werden, und zwar ziemlich nah an der Nordumgehung. Doch ein kleiner Teil des Gebiets wird südlich über die Lessingstraße erschlossen. Viele Bürger sahen hier eine nicht mehr akzeptable Verkehrsbelastung auf die Anwohner zukommen. Schon jetzt ist die Lage schwierig. Es gebe Dauerparker, viele Klinik-Mitarbeiter und Besucher stellten dort ihre Fahrzeuge ab.

Die Nordumgehung: Hier könnte es in Stoßzeiten zu Staus kommen, sodass viele Autofahrer doch den Umweg über die Anwohnergebiete suchen. Planerisch ist ein vierspuriger Ausbau zwar theoretisch möglich, doch ob er irgendwann realisiert wird, hängt dann von Untersuchungen zur tatsächlichen Verkehrsbelastung ab. Der Abstand: Eine Anwohnerin, deren Anwesen in der Nähe des Dambachgrunds direkt an die neue Bebauung stößt, bat darum, mehr Abstand zu lassen, als bisher in dem Konzept vorgesehen. Auch müsse man sich die Höhenverhältnisse genau anschauen. "Wir sitzen hier in einem Loch", so die Anwohnerin. Es sei doch sicher wichtig für das Gebiet, wenn es in der Nachbarschaft eine hohe Akzeptanz gebe.

Die Rehaklinik: Sie ist momentan einer der Gründe, warum die Erschließung des südlichen Teils des Gebiets nicht ebenfalls in die Straße "In der Reuth" erfolgt. Die Erschließungsstraße läge dann genau in Höhe der Klinik, sodass man Parkplatzsuchende geradezu einlade, ins Wohngebiet zu fahren. Dort fänden sie aber nur Parkhäuser vor, die für die Anwohner reserviert sind.

Derzeit ist eine zweite Erschließung zur Lessingstraße geplant. Hier fürchten die Anwohner eine unerträgliche Zunahme des Verkehrs.

Derzeit ist eine zweite Erschließung zur Lessingstraße geplant. Hier fürchten die Anwohner eine unerträgliche Zunahme des Verkehrs. © Fotos: Aslanidis, Pfrogner

Zu erwähnen aber auch: Die Lessingstraße ist eine Erschließungsstraße, die in einem Abschnitt bislang nur auf einer Seite bebaut ist. Grünstreifen zwischen Nordumgehung und Bebauung: Die relative Breite reicht, um die Lärmschutzvorschriften einzuhalten. Einen Lärmschutzwall hält Landschaftsplaner Sebastian Klebe hier für nicht notwendig. Der bestehende Ost-West-Fußweg wird leicht verlegt, bleibt aber bestehen. Der öffentliche Nahverkehr: Eine Anwohnerin beklagte die Defizite in den Busverbindungen nach Erlangen. Die StUB werde ja noch Jahre auf sich warten lassen. Bürgermeister German Hacker verwies auf Verbesserungen ab Dezember 2018 und war sich sicher: "Sie werden jubeln." Bürgermeister German Hacker wollte den Bürgern keine voreiligen Versprechungen machen, wiederholte am Ende seine Bitte, als Anregungen schriftlich einzubringen. Das vorliegende Konzept sei quasi der Maximalentwurf, den die Planer für verträglich halten. Aber: "Da drehen wir noch viele internen Runden."

PVergleichsweise ohne allzu großen Diskussionsbedarf ging die Vorstellung des Entwicklungsgebiets Reihenzach (mit Wohnbau, Gewerbegebiet und Stadthalle) über die Bühne. Hier läuft seit gestern die öffentliche Auslegung (bis 23. Februar), hier ist man also bereits einen großen Schritt weiter als "In der Reuth".

"Bei der vorzeitigen Bürgerbeteiligung gab es nicht allzu viele Eingaben von Bürgern", konnte Bürgermeister German Hacker mitteilen. Der Bau neuer Wohnungen im Südteil des Areals sei sehr moderat und vollende seit langem bestehende Planungen. Dennoch hatten einige Bürger Sorgen wegen des zunehmenden Verkehrs.

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