Dohnwald: Brunnen im Stress

27.7.2016, 17:11 Uhr
Dohnwald: Brunnen im Stress
Dohnwald: Brunnen im Stress

© Fotos: Bösl

Brunnen 16 ist gerüstet für den Leistungstest. Er wurde bestückt mit einem Sensor, der die Trübung des Wassers, seine Leitfähigkeit und die Absenkung des Grundwasserspiegels während des Versuchs misst. Ein neuer Zapfhahn ermöglich Proben-Entnahmen, ohne dass ein Mitarbeiter in den Brunnen hinabsteigen muss.

Alle neun künstlichen Quellen, die halb Herzogenaurach, die so genannte Hochzone, mit Wasser versorgen, sind so ausgestattet. Außerdem hat der Geologe, mit dem die Werke beim Versuch zusammenarbeiten, sechs Pegelsonden im Einzugsgebiet der Brunnen installiert, die den Grundwasserspiegel überwachen sollen. Es kommt ja darauf an, die Brunnen an die Grenze der Förderleistung zu bringen, die sie halten können, ohne dass der Grundwasserspiegel sinkt, der Dohnwald Schaden nimmt und sich die Stadt selbst das Wasser abgräbt.

An neun Stellen zapft Herzogenaurach am Nordhang des Aurachtals das Grundwasser an. Die Brunnen liegen in zwei Galerien, eine Reihe oben am Hang, die andere darunter näher zur Aurach. Im Schnitt werden pro Sekunde 35 Liter gefördert, pro Stunde sind dies 136 Kubikmeter. Bis 48 Liter in der Sekunde bzw. 160 bis 170 Kubikmeter stündlich werde man wohl gehen können, meint Alfons Schockel, der für die Wassergewinnung zuständige Meister bei den Herzo Werken.

Brunnen 16 ist erst nach einigen Tagen an der Reihe. Denn vor der Leistung ist erst Ruhe angesagt: Alle Brunnen werden drei bis fünf Tage lang abgestellt. Der Ruhe-Wasserspiegel soll sich stabilisieren. Dann geht die untere Brunnenreihe in die Volllast, wiederum etwa zwei Tage später kommt die obere dazu, zu der Nummer 16 gehört.

Der Versuch, der vom Wasserwirtschaftsamt, vom Gesundheitsamt und einem beratenden Ingenieurbüro begleitet wird, ist mit dem wieder Abschalten noch nicht zu Ende. Man will auch wissen, wie schnell sich danach der normale Grundwasser-Trichter jedes Brunnens wieder bildet, sprich wie lang die Erholungsphase nach der Höchstleistung dauert. Während des Versuchs bleibt die Desinfektionsanlage am Waldrand nahe der Lenzenmühle in Betrieb. Freilich läuft sie Gefahr, dass bei einem Anstieg der Schwebstoffe im Wasser — es handelt sich um harmlose Sandpartikel — eventuell Koli-Bakterien sich quasi im „Schatten“ der Partikel befinden und vom UV-Licht der Anlage nicht getötet werden. Deshalb hat das Gesundheitsamt angeordnet, während der 30 Tage das Wasser in der Hochzone mit Chlor zu versetzen. Innerhalb der von der Trinkwasserverordnung zugelassenen Menge. Interessant ist für die Werke auch, ob und wie sich der Nitratgehalt während des Versuchs verändert. Das Brunnenwasser hat im Schnitt 30 Milligramm pro Liter. Erlaubt sind bis zu 50.

Wie die Ergebnisse auch ausfallen, Werke-Chef Jürgen Bauer hält es für notwendig, auf lange Sicht mehr eigenes Wasser zu fördern. Womöglich auch mit Brunnen auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Aurachtal, die bereits Herzogenauracher Wasser bezieht. Die Stadt wachse halt nur im Norden — der Hochzone.

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