Dritter Teil der Passion rankt sich um Maria Magdalena

30.3.2018, 06:00 Uhr
Dritter Teil der Passion rankt sich um Maria Magdalena

© Foto: Maria Däumler

Kaufmanns Reich liegt im Keller. Hier steht sein Computer, an dem er seine Werke komponiert. Den Rest des Raumes nimmt eine gigantische Modelleisenbahn ein, auf der er zurzeit eine Wildwest-Landschaft am Mississippi aufgebaut hat. Auch so eine Leidenschaft, der er frönt, wenn im Garten mal nichts zu tun ist und er nicht gerade eine Passion komponiert, wie der 68-jährige Lehrer im Ruhestand (Biologie und Chemie) verrät. "Na ja, langweilig wird mir nicht", sagt er schmunzelnd.

Drei Monate lang hat er am dritten und letzten Teil seiner Trilogie zur Passion Christi gearbeitet. Nach "Simon von Cyrene" und "Joseph von Arimathia", die 2015 und 2017 aufgeführt wurden, hat er jetzt die Geschichte von "Maria Magdalena" geschrieben und vertont. "Ich lehne mich an die Bibelgeschichte an, versuche aus allen Evangelisten eine Legende zu formen, die eine eigene Geschichte ist, aber zu allen anderen passt."

Maria Magdalena sei die interessanteste Frauenfigur, die in der Bibel vorkomme. Sie wird als Sünderin beschrieben, die mit ihren Tränen die Füße des gekreuzigten Jesus wäscht und mit ihren Haaren trocknet. "Sie ist zudem die einzige, die die Kreuzigung, das Begräbnis und die Auferstehung miterlebt", schildert Kaufmann. Von Jesus männlichen Anhängern könne das kein einziger behaupten. Dies habe man nun auch in hohen Kirchenkreisen erkannt. Papst Franziskus habe Maria Magdalenas Gedenktag daher aufgewertet und sogar zum Festtag ernannt. Damit sei sie als einzige Frau quasi den Aposteln gleichgestellt. Man merkt, diese biblische Gestalt fesselt Kaufmann.

Auf 180 Seiten hat er nun die Geschichte der unerschrockenen Frau vertont. Er hat sogar ein Erdbeben eingebaut, durch das der Stein vom versiegelten Grab Jesus’ wegrollt – und "weil ich das gut für die Musik fand", gesteht er, "denn bei einem Erdbeben geht’s ziemlich zu" – und die Streicher, Bläser und das üppig vorhandene Schlagwerk im Orchester könnten das gut musikalisch umsetzen.

Seit November proben der Projektchor St. Georg und das Vokalensemble "Quindici", insgesamt 50 bis 60 Sängerinnen und Sänger, einmal die Woche das umfangreiche Werk. Das Kammerorchester Höchstadt, in großer Besetzung, verstärkt mit Gästen, trifft sich seit Januar einmal wöchentlich, um das Stück zu proben. Dazu werden am 22. April noch Eva-Maria Helbig, Sopran, und Johanna Sander, Alt, als Solistinnen auftreten. Sie haben bereits bei den ersten beiden Teilen der Trilogie mitgewirkt und seien daher "bewährte Kräfte".

Trotz des riesigen Probenaufwandes wird auch der dritte Teil der Trilogie, das Stück "Maria Magdalena", nur ein einziges Mal aufgeführt. Warum eigentlich? "Es ist immens schwierig, die rund 100 Mitwirkenden für diesen einen Termin zusammenzukriegen", nennt Kaufmann als Grund. Für einen weiteren Termin scheint ihm dies nahezu unmöglich.

Dem Auftritt am Sonntag, 22. April, um 17 Uhr, schaut der Pensionär mit gemischten Gefühlen entgegen. Natürlich zuerst mit großer Freude, weil da sein selbst getextetes und komponiertes Stück uraufgeführt wird. Aber auch mit einer gewissen Unsicherheit: "Ich hoffe nur, dass alle gesund bleiben." Am schlimmsten sei es, wenn ein Solist ausfallen würde. Da müsste man schnell Ersatz finden, was immer sehr schwierig sei und in seinem Fall besonders schwierig, weil niemand das Stück kennt, das überdies auch noch eine ganze Stunde lang ist.

Der Eintritt zum Konzert, das vom Höchstadter Förderverein "pro musica" ausgerichtet wird, ist im übrigen frei. "Aber Spenden nehmen wir gerne entgegen, damit wir wenigstens die Solisten bezahlen können."

Gut drei Wochen vor der geplanten Aufführung kann Rüdiger Kaufmann noch gut schlafen, wie er verrät. Aber das werde sich schon noch ändern, gesteht er. Der 68-Jährige beherrscht alle Streichinstrumente. Als Schüler habe er Cello gelernt. "Den Rest habe ich mir selbst beigebracht." Das gilt auch fürs Komponieren. Auch das hat er völlig autodidaktisch gelernt.

Der Musikenthusiast hat nie Musik studiert, sondern lieber Biologie und Chemie, weil er vermeiden wollte, völlig desinteressierte Schülern unterrichten zu müssen. Allerdings hat er am Gymnasium Höchstadt lange das Schulorchester geleitet. Und gibt es schon neue Pläne? "Ja, schon, aber das ist alles noch sehr schwebelig", sagt er und trommelt mit den Fingern auf die Tischplatte. "Schließlich muss man ja auch was zu tun haben."

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