Durch 100 "Herzensbücher" geschmökert

29.9.2016, 08:56 Uhr
Durch 100

© Foto: Jeanette Seitz

100 Bücher in zehn Monaten haben Webentwicklerin Martina Biegel und Systemadministrator Markus Grotz, beide 36 Jahre alt, gemeinsam geschafft – und waren damit sogar noch schneller als geplant; ihr ehrgeiziges Ziel war ein Jahr gewesen. Darauf sind die beiden schon ein wenig stolz. Über ihre Erfahrungen berichten sie – wie kann es anders sein – im Buchcafé von „Bücher, Medien & mehr“.

Angefangen hat alles im Mai 2015 mit dem Aufruf der Herzogenauracher Buchhandlung, die Bürger mögen doch schriftlich ihre Lieblingsbücher vorstellen. 100 „Herzensbücher“ sollten es werden, um aus all diesen Empfehlungen dann ein eigenes Buch zu erstellen — eben den „Herzogenauracher Kanon der Literatur“. Für Viel-Leserin Martina Biegel keine Frage, dass sie sich beteiligen würde. Sie mag besonders anrührende, zu Herzen gehende Geschichten, einer ihrer Lieblingsautoren ist Nicholas Sparks. „Aber der hat so viel geschrieben, dass ich mich nicht entscheiden konnte“, erzählt Biegel. Also hat sie schließlich den Briefroman „Eine Liebe über dem Meer“ von Jessica Brockmole aus ihrem Bücherregal herausgepickt.

Und dann kam ihr die Idee, dass es doch ein tolles Projekt wäre, all die 100 Bücher, die in den Kanon Eingang gefunden haben, zu lesen. Ihren Partner Markus Grotz hatte sie schnell überzeugt. Kurzerhand haben die beiden angefangen. „Wir hatten immer zirka zehn der vorgestellten Bücher daheim und jeder hat sich nach und nach immer wieder eines vorgenommen“, erzählt Biegel. Einige seien ihnen ja auch bereits bekannt gewesen, die „mussten“ nicht noch einmal gelesen werden. Obwohl „müssen“ natürlich das falsche Wort ist, Biegel und Grotz haben ja freiwillig und gerne gelesen. Und dabei ganz erstaunliche Erfahrungen gemacht.

„Mich hat das Jugendbuch ,Erebos‘ von Ursula Poznanski total fasziniert“, sagt etwa Markus Grotz. Martina Biegel dagegen kann nicht viel mit Science Fiction anfangen, doch „Der Marsianer“ von Andy Weir habe auch sie gepackt. „Dazu hätte ich normalerweise nicht gegriffen“, sagt sie. Ihre Favoriten des Kanons sind allerdings „Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak und „Der Club der Traumtänzer“ von Andreas Izquierdo. Mit „Reiten aus der Körpermitte“ oder dem Reiseführer Myanmar dagegen habe sie so ihre Schwierigkeiten gehabt. „Aber wir haben nichts quer gelesen“, betont Martina Biegel.

Viel Schönes entdeckt

Das bestätigt auch Markus Grotz, wenngleich er zugibt, dass sie wesentlich mehr Bücher geschafft habe als er. Er selbst lese nämlich eigentlich nicht so viel. „Aber seit unserem Projekt greife ich abends immer öfter zu einem Buch statt vor dem Fernsehen zu sitzen.“ Und Martina Biegel fügt hinzu: „Ich habe dadurch ganz schöne Bücher entdeckt.“ Sie hätten sogar Spaß an typischen Klassikern wie etwa „Homo Faber“ oder „Anna Karenina“ gefunden. Und beide sagen übereinstimmend, dass sie sich heute literaturmäßig eher was trauen und auch mal zu einem anderen Genre greifen — und dabei durchaus Überraschungen erleben.

Stefanie Greber, Inhaberin von „Bücher, Medien & mehr“ findet es toll, dass die beiden Herzogenauracher wirklich alle 100 „Herzensbücher“ gelesen haben. „Das haben nicht mal wir Buchhändlerinnen geschafft“, sagt sie anerkennend. „Das ist echt was besonderes, absolut einzigartig.“ Doch vielleicht lassen sich ja jetzt noch mehr Menschen davon anregen und nehmen sich das eine oder andere Lieblingsbuch ihrer Mitbürger — oder auch alle — vor.

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