Ehrenzeichen für Hemhofener Sundaram Iyer

27.10.2015, 11:30 Uhr
Ehrenzeichen für Hemhofener Sundaram Iyer

© Foto: Schulte

„Ich war selbst ganz überrascht“, gibt der 73-Jährige zu. Doch die Bescheidenheit ist nicht angebracht. Denn neben seinem Engagement beim TSV Röttenbach, wo sich Sundaram Iyer sechs Jahre lang als Sportwart und technischer Leiter eingebracht hat, galt sein langjähriges Wirken der Deutsch-Indischen Gesellschaft e. V. Nürnberg/Franken.

Der Grund liegt auf der Hand: Sundaram Iyer ist in beiden Ländern zu Hause. Im Süden Indiens wurde er geboren, im Norden des Subkontinents wuchs er auf, im Alter von 19 Jahren kam er nach Deutschland. Das technische Know-how reizte den gut ausgebildeten jungen Mann: Er besuchte die Technische Hochschule in Darmstadt und schloss sein Ingenieursstudium mit Fachrichtung Kerntechnik ab. Für die anschließende Anstellung bei Siemens zog Iyer mit seiner aus Schwaben stammenden Ehefrau Marianne nach Franken.

Erst vor drei Jahren ging der Diplomingenieur endgültig in den Ruhestand. Doch trotz, oder vielleicht gerade wegen seines anspruchsvollen Berufs, der ihn auch häufig ins Ausland führte, widmete sich Sundaram Iyer in seiner Freizeit der Deutsch-Indischen Gesellschaft. „Sie will den Menschen in Deutschland die Kultur und Religionen des Subkontinents, die politischen Strukturen und das wirtschaftliche Potenzial Indiens näher bringen“, sagt Iyer und weist auf die Jahrhunderte alten Beziehungen zwischen den beiden Völkern hin: „Bereits die Fugger trieben lebhaften Handel mit Indien“.

Von 2003 bis 2014 war Sundaram Iyer Vorsitzender der DIG Nürnberg, eine der 34 Zweiggesellschaften, über denen die 1953 gegründete Dachgesellschaft mit Sitz in Stuttgart steht. Vor allem mit einem vielseitigen Kulturprogramm mit Konzerten, Tanzvorführungen oder Diavorträgen erreicht die rund 100 Mitglieder starke DIG Nürnberg ein breites Publikum — und zwar schon seit 50 Jahren.

Es lädt zur Entdeckung eines Landes ein, das voller Widersprüche und Gegensätze steckt. Dessen ist sich auch Sundaram Iyer bewusst. Die Medien in Deutschland zeichneten häufig ein negatives Bild des Subkontinents, auf dem mittlerweile über eine Milliarde Menschen leben. „Doch man muss auch die positiven Seiten sehen“, findet er. Dazu gehört seiner Ansicht nach unbedingt die Demokratie. Auch mit der „grünen Revolution“, der Lösung des Ernährungsproblems für die sprunghaft angestiegene Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten, habe Indien Großartiges geleistet.

Selbst wieder in Indien leben — das kann sich der 73-jährige Hindu, der längst die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hat, nicht mehr vorstellen. „Meine Heimat ist Hemhofen“, sagt er voller Überzeugung und schwärmt von den fränkischen Kellern, die er nicht mehr missen möchte.

Projekte für den Ausbau der Zusammenarbeit der Länder, die Iyer bereits in seinen Vorstandszeiten bei der DIG unterstützt und vorangetrieben hat, schweben ihm auch jetzt noch vor: „Indien hat viele gut ausgebildete, begabte Leute. Doch es kann von anderen Ländern noch viel lernen“, sagt er mit Blick auf Technik- und Ingenieursberufe. Vorbildfunktion hat für ihn in dieser Hinsicht eine Berufsschule in Indien, die Hermann Weiler von GDW Werkzeugmaschinen vor Jahren gegründet hat, um vor Ort Fachkräfte mit deutschem Know-how auszubilden, erzählt Sundaram Iyer. „So etwas könnte ich mir auch vorstellen“.

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