Ein Kommissar mit Erinnerungslücken im Rotlicht-Milieu

31.10.2017, 11:54 Uhr
Ein Kommissar mit Erinnerungslücken im Rotlicht-Milieu

© Foto: Max Danhauser

"Mord im Frauentorgraben" heißt die Krimikomödie von Peter Knoblauch, die er zusammen mit seinen Kolleginnen Stefanie Mendoni und Claudia Kurrle sowie Regisseur Nico Jilka am Samstagabend in Großenseebach präsentierte.

Die kleine Sprechrolle des Martin Schneider, der mit kleinen Details die Ermittler immer wieder auf eine neue Spur bringt, übernahm übrigens der Zuschauer und Großenseebacher Werner Schrumpf.

Doch nicht nur schauspielerisch wurde die Geschichte vermittelt, in manchen Szenen wurde auch gesungen. Bekannte Lieder wurden dabei umgetextet und auf die Geschichte des Mordes am Frauentorgraben angepasst.

Worum geht es? Kommissar Klaus Schönlein kommt eines morgens nach einer durchzechten Nacht nach Hause. Handy weg, Geldbeutel weg, auch die Erinnerung fehlt. Und schuld daran war der Frankenwein, behauptet Schönlein. So wird aus "Oh Summerwine" die Franken-Version "Oh Frankenwein". Er weiß gerade noch, dass er nach acht Weizen noch "was trinken gehen" wollte und landete schließlich in einem "Animierlokal" am Frauentorgraben. Gegenüber seiner Frau bestreitet er aber vehement, dass es sich bei einem "Animierlokal" um einen Puff handelt.

Kurze Zeit später rückt er zu einem Einsatz aus. Ein Toter wurde aufgefunden. Dabei handelt es sich um einen bekannten Politiker, Thomas Söderhofer. So wie es scheint, ist der von seiner Hotelterrasse gesprungen. Zunächst geht jeder von Selbstmord aus, wären da nicht ein paar Zufälle zu viel. Die Spur führt schnell in jenes "Animierlokal", indem sich auch der erinnerungslose Schönlein befand.

Die Frau des toten Politikers scheint die Nachricht von dessen Ableben mit Fassung zu tragen. Man müsse ja verstehen, was es heiße, die Frau eines Politikers zu sein, dabei Anfeindungen zu ertragen oder einen Abend in Veitshöchheim zu überstehen. Der "Verkehr" ihres Mannes in einem Bordell sei dabei nichts Verwunderliches, immerhin habe man eine offene Ehe geführt, auch wenn der Mann bei einer konservativen Volkspartei an der Spitze stehe.

Schönlein versucht derweilen, mehr über den Abend im besagten Etablissement herauszufinden. Dort trifft er den italienischen Puff-Wirt Rocco, der auch umgehend die persönlichen Gegenstände des Kommissars rausrückt und so manches Detail vom Vorabend preisgibt. Dann trifft Schönlein auf Elena, die Dame, mit der er den Abend zuvor verbracht haben soll.

Als er dann noch "Geschäftsführerin" Chantal trifft (Söhnlein: "Zu meiner Zeit hieß das Puffmutter"), erfährt er, dass sie es war, die Söderhofer regelmäßig Gesellschaft leistete.

Dass eigentlich nun das BKA (Bundeskriminalamt) den Fall übernehmen soll, stört Schönlein wenig, und er fragt munter weiter, auch wenn man im Milieu seine Neugier nicht so gerne sieht. Dennoch bekommt er einiges heraus. Söderhofer, so Chantal, sei ihr Klient gewesen, sie seine Domina.

Und dann trifft Schönlein auch noch auf den saudischen Prinzen Scheich Khalid, der auf der Anruferliste des Toten stand. Der gibt an, geschäftliche Kontakte gehabt zu haben, es handle sich um Waffenkauf. Und dafür sei Söderhofer der richtige, nicht die Verteidigungsministerin, schließlich wolle man ja Waffen kaufen und sich nichts von der leihen (Leyen). Mit "Nichts macht so high wie ein Leopard zwei" tanzten die vier Schauspieler dann in die Pause.

Und wer in der Pause die Ohren offen hielt, konnte in den einzelnen Gesprächsrunden auch die ersten Theorien vernehmen, wer denn alles ein Motiv haben könnte und wer denn nun tatsächlich der Täter sei. Ein Zuschauer gar war sich sicher, unter der Maskerade des Prinzen befinde sich der wahre Mörder.

Und dann kam man der Lösung des Falles immer näher: Elena gesteht, dem Kommissar mit K.o.-Tropfen die Erinnerung getrübt zu haben, um mit Chantal unbemerkt ins Hotel zu Söderhofer zu fahren — während der Tatzeit.

Erpressung oder Rache?

Ein Video taucht auf, auf dem Söderhofer von einer Burkaträgerin "behandelt" wurde. Ging es um Erpressung? Um Rache? Die Überprüfung der Hotelkameras haben ergeben, dass auch Frau Söderhofer im Hotel ihres Mannes war. Auch der Scheich soll sich zur Tatzeit dort aufgehalten haben.

"Und wer ist nun der Mörder?", wollte Schönlein von den Zuschauern wissen und bekam gleich die wildesten Theorien zu hören. Am Ende entpuppt sich dann Chantal als die Täterin. Söderhofer und sie hatten eine engere als nur geschäftliche Beziehung. Sie wollte seine Ehe zerstören, er servierte sie ab. Dann habe sie ihn von der Terrasse gestoßen, bezeugte Elena, die alles mit ansah. "Liebe ist ein verdammt gutes Motiv", meint Schönlein.

Gespielt und gesungen wurde nicht nur auf der Bühne, auch der Zuschauerraum war Schauplatz einiger Szenen. Dem Stück fehlte vielleicht phasenweise die Spannung, trotzdem gelang es den vier Schauspielern, durch viel Humor und Erzähltempo, die Zuschauer auf Trab zu halten.

Ein unterhaltsamer Abend mit viel fränkischem Humor, Direktheit und einer wunderbaren Geschichte über die "Großkopferten" einer blühenden Politiklandschaft.

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