Ein schicksalhafter Tag

18.11.2014, 16:17 Uhr
Ein schicksalhafter Tag

© Foto: Mark Johnston

Viele Zufälle auf einmal. Doch dahinter steckt eine packende Lebensgeschichte. Die erzählt der gebürtige Herzogenauracher Bernhard Galster (63) jetzt in der Zeitung, die er seit jeher liest. Denn für ihn ist – neben dem gemeinsamen Geburtstag – der 17. August noch weit bedeutungsvoller. Und ebenso für seine Ehefrau Rebecca (59), eine gebürtige Singapurerin.

Man schreibt das Jahr 1984. Bernhard Galster arbeitet als Ingenieur bei Siemens, ist für den Bau von Kraftwerken zuständig. Als sein Chef am 17. August aus Singapur anruft, gratuliert er Bernhard Galster nicht nur zum Geburtstag, sondern auch zu dem erfolgreichen Abschluss eines Auftrages in der Asien-Metropole: Galster soll für einige Jahre nach Singapur und dort das Projektbüro leiten. Damit werden — an einem 17. August — die Weichen für Galsters weiteres Leben gestellt. Denn in Singapur lernt er seine zukünftige Frau kennen.

Beim komplett ausgebuchten „Oktoberfest“ in einem großen Hotel kommt es versehentlich zur Doppelbelegung eines Platzes. Bernhard Galster sitzt schon, als die kaufmännische Leiterin von Siemens in Singapur, Rebecca Sng, dazukommt und ihn anfaucht: „You are sitting on my chair.“ Doch schnell ist ein zusätzlicher Stuhl eingeschoben, die Wogen glätten sich und eine Kontinenten übergreifende Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf.

Bernhard Galster reist in seinem Berufsleben noch viel, verbringt länger Zeit in Malaysia, Indonesien und Australien. Doch der Kontakt zu Rebecca Sng bleibt bestehen, vertieft sich. Schließlich dient man ihm einen verantwortungsvollen Posten in Singapur an, gerade als Rebecca nach Deutschland ziehen will.

Die beiden entscheiden sich für Singapur, heiraten dort 1993 im weltberühmten Raffles-Hotel — allerdings nicht am 17. August. 1994 kommt eine Tochter zur Welt, 1997 noch ein Sohn; letzterer am 15. August, zwei Tage vor dem Geburtstag von Bernhard und Rebecca.

1996 bereits sind die Galsters nach Herzogenaurach in ein Haus in der Pater-Loyson-Straße gezogen. Rebecca kümmert sich seitdem um Haus, Kinder und Katze. Ihr Mann ist auch weiterhin viel unterwegs. Und immer und überall liest er die Nordbayerischen Nachrichten, lässt sie sich nachschicken, wie er erzählt.

Inzwischen ist Bernhard Galster allerdings in Rente, das heißt, das Ehepaar hat nun endlich viel Zeit füreinander. Fast jeden Tag, gleich früh um 7 Uhr, stehen die beiden auf dem Golfplatz und lassen sich drei bis vier Stunden Zeit, um 18 Löcher zu spielen. Bernhard Galster ist außerdem Hobby-Bierbrauer, baut Möbel selbst und pflegt den Garten. Bei letzterem hilft Rebecca Sng-Galster tatkräftig mit, sie ist außerdem Mitglied im „English Book Club“.

Auch das Reisen lässt die Galsters nicht los, „wann immer sich ein Zeitfenster bietet“, wie sie sagen. Vor allem Singapur steht auf jeden Fall einmal pro Jahr auf der Tagesordnung. Rebecca besucht dort ihre Mutter und ihre sieben Geschwister. Ansonsten fühle sie sich aber in Herzogenaurach sehr wohl. Ihre Arbeit vermisst sie nicht.

Bernhard Galster sieht das ähnlich: „Es waren tolle Jahre, aber irgendwann langt es.“ Nun können sie sich ganz ihren Kindern und ihrer Zweisamkeit widmen. Und ihre Geburtstage gemeinsam feiern an dem Tag, der sie letztlich zusammengeführt hat.

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