Ein „verkanteter“ Streit im idyllischen Mailach

30.4.2015, 15:32 Uhr
Ein „verkanteter“ Streit im idyllischen Mailach

© Matthias Kronau

Das Wetter ist schön an diesem Montagvormittag: Der Himmel blau, die Aisch fließt ruhig dahin, die Uferwiese ist voll mit Löwenzahn. Ein idyllisches Bild.

Die Aisch, die Wiese und ein kleiner parallel verlaufender Weg bilden im Südosten Mailachs die natürliche Bebauungsgrenze. Hier stehen die Landtagsabgeordneten Alexandra Hiersemann (SPD) und Walter Nussel (CSU). Beide sind Mitglieder des Petitionsausschusses und blicken, den Rücken zur Aisch gewandt, auf zwei Anwesen. Ein neues Bauwerk hat hier für Zwist gesorgt. Es handelt sich um den Rohbau eines Stalls. Das Pultdach der Metallkonstruktion steigt zur Nachbargrenze hin an und ist deutlich höher geworden als geplant, sagt das Nachbarehepaar. Deshalb werde ein Teil ihrer Photovoltaik-Anlage verschattet, es entstehe ein jährlicher Schaden von rund 850 Euro.

Der Einladung von Hiersemann und Nussel zum Ortstermin sind rund 20 (!) Personen gefolgt, die sich ein genaues Bild machen wollen — Vertreter von Baubehörden, Landratsamt, Gemeinde. „Das ist wirklich eine verkantete Angelegenheit“, sagt Alexandra Hiersemann. In jeder Hinsicht.

Denn die Probleme gehen weiter. Der Stall dehnt sich auch ein Stück weit Richtung Aisch hin, ein gemeindliches Grundstück ist dadurch bebaut worden. Die Erbauer beteuern, dass das alles so mit dem alten Bürgermeister besprochen war. Das liegt nun schon ein paar Jahre zurück — wie es genau war, wird wohl kaum mehr herauszufinden sein. Wie bei fast allen Grenzstreitigkeiten kommen Probleme mit den Abstandsflächen hinzu.

Der Stall ist, soweit ist klar, zu hoch geraten. Aber ist das ausschließlich die Schuld des Erbauers gewesen, oder hat er gutgläubig Dinge in Bewegung gesetzt, die ihn jetzt überrollt haben? Jedenfalls hat er den Petitionsausschuss angerufen.

Der Bau ist momentan eingestellt, ein Rückbau, um das Dach niedriger zu machen, ist wirtschaftlich nicht zu bewerkstelligen. Auf der anderen Seite: Die Nachbarn haben ein Recht, dass ihre PV-Anlage nicht beeinträchtigt wird. Zu hören ist, dass der Stallbauer eine Entschädigung vorgeschlagen hat, aber, wie Alexandra Hiersemann schon durch die Aktenlage weiß: Es ist halt verkantet.

Bis jetzt. Denn den Zuhörern beim Ortstermin wird schnell klar, dass eine detaillierte rechtliche Klärung, wer hier wem einmal etwas versprochen oder versichert hat, gar nicht mehr möglich ist. Und wenn, dann nur um den Preis einer weiteren Verhärtung der nachbarlichen Fronten.

Walter Nussel sieht sehr wohl, dass es hier auf Rechtsklarheit, aber vor allem darauf ankommt, dass die Nachbarn wieder aufeinander zugehen. „Man will doch nicht ewig streiten. So etwas kann ja über Generationen gehen.“ Es müsse eine Lösung gesucht werden, die gesetzeskonform sei, aber auch eine Art Versöhnung ermögliche.

Nussel nennt den eigentlichen Knackpunkt: „Wir müssen den beiden Familien helfen, einen Kompromiss zu finden.“ Denn wenn ein Konflikt einmal länger anhalte, sei es immer schwer, ohne Hilfe wieder herauszukommen. Der Appell Nussels geht an alle Beteiligten, also auch an das Landratsamt, sich in diesem Fall über das Maß der rechtlichen Korrektheit hinaus auch vermittelnd zu engagieren. In diesem Sinne äußerte sich auch Lonnerstadts Bürgermeister Stefan Himpel. „Wenn sich die beiden Familien zusammenfinden, dann bin ich sicher, dass der Gemeinderat alles dafür tun wird, dass der Frieden wieder hergestellt werden kann.“

Zwei Monate will der Petitionsausschuss den Fall nun ruhen lassen, damit von selbst ein positive Bewegung in die Angelegenheit kommt. Stefan Himpel ist nach dem Vorort-Termin durchaus „zuversichtlich“.

Weil auch MdL Alexandra Hiersemann sich eine gütliche Einigung wünscht, lässt sie sich zu diesem Satz hinreißen: „Wenn alles wieder gut ist, laden wir zu einem großen Fest in den Landtag ein.“

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